Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
wenig Geld und mochte Mollys angenehme Gesellschaft. Aira hatte sowieso einen Narren an Molly gefressen und amte sie nach, wo sie nur konnte. Anfangs äffte sie nur einzelne Worte nach, bald schon ganze Sätze. In einem rasenden Tempo lernte Aira mit Freude das Sprechen.
Serena war eine schnelle Reise durchaus nicht unangenehm. Sie stellte nur selten etwas infrage und beobachtete dort, wo Aira nachahmte. Hätten einer nachgefragt, warum Molly es so eilig hatte, wären sie wohl schneller geritten und hätten weniger Pausen gemacht. Denn was sie nicht wussten: Molly hatte die Pferde weniger bezahlt und mehr von Klarus „ausgeliehen“.
Sie sah es als Ausgleich für den Lohn, den er ihr schuldete. Schon seit Längerem hatte Molly für Klarus ohne Gehalt gearbeitet und war immer auf nächste Woche vertröstet worden. Molly wusste, dass er darauf wartete, dass sie seinen Antrag annahm. Nach einer Hochzeit wäre er ihr nichts mehr schuldig, hätte eine sehr gute kostenlose Bedienung und dazu noch eine junge hübsche Ehefrau. Und Molly wäre in einem Leben gefangen, das ihrer Definition nach nicht weit von Sklaverei entfernt war: ohne Entlohnung arbeiten und Klausur des nachts auch noch dienlich sein.
Klarus sah gut aus, war selbstständig und verdiente gut. Doch wovon andere Frauen träumten, war für Molly zu einem Albtraum geworden. Bei Klarus angefangen, über die Klatschweiber der Stadt, bis zu ihrem Vater. Jeder erwartet von ihr, dass sie seinen Antrag annahm. Doch Molly würde eher sterben, als sich freiwillig für ein solches Leben zu entscheiden.
So hatte sie die Gunst der Stunde genutzt, eigenmächtig ihre Rechnung mit Klarus beglichen und sich der seltsamen kleinen Gruppe angeschlossen. Molly hatte Klarus um zwei Tage Urlaub gebeten, um über sein Angebot nachzudenken. Er war sich seiner Sache so sicher, dass er sofort eingewilligt hatte , und würde Molly erst nach zwei Tagen vermissen und eine Suche erst nach drei einleiten.
Ihrem Vater hatte sie gesagt, sie wolle zu ihrer Tante, die zwei Dörfer weiter lebte, und sich dort Gedanken über die Hochzeit machen. Er hatte großmütig genickt. Die Pferde waren von einer weit außen gelegenen Koppel und ihr Verschwinden würde nicht sofort auffallen. Es waren gute Tiere, aber nicht überragend. Sie gehörten nicht zu Klarus Lieblingen und er konnte ihren Verlust verschmerzen. Molly hatte alles sehr gut durchdacht.
Sie gewöhnte sich schnell an das Reiseleben und die schmerzenden Glieder am Abend störten sie nicht weiter. Molly genoss es mit den anderen nach dem Abendessen zusammenzusitzen und mit Mikhael um die unglaublichste Geschichte zu wetteifern. Sie merkte, dass sie ihm gefiel und sein Interesse mit jedem Tag wuchs. Molly war nicht abgeneigt. Er war groß, sympathisch, witzig, höflich und sah teuflisch gut aus. Molly hatte schon immer eine Schwäche für schöne Männer gehabt. Die kleine Aira war süß. Molly genoss es von ihr vergöttert zu werden und verwöhnte sie, wo sie nur konnte.
Nur Serena machte sie nervös. Am liebsten hätte Molly den ganzen Tag nur in ihre Augen geschaut. Doch irgendwie scheute sie immer zurück, wenn sie in Serenas Nähe war. Molly wusste, sie konnte Serena nicht mit ihrer Schönheit und ihrem Charme für sich einnehmen. Serena war niemand, den man um den kleinen Finger wickeln konnte. Sie sprach nur sehr wenig und schien auch nicht an Mikhael interessiert zu sein. Aira war die einzige Person, von der sie mehr als nur Notiz nahm. Molly rätselte lange über die Beziehung zwischen den beiden. Serena war immer da um sie aufzufangen, wenn die Kleine über ihre eigenen Füße stolperte. Ihre Tochter konnte sie nicht sein. Dafür waren sie zu unterschiedlich.
Molly hatte während der Arbeit im Hodaitab ihre natürliche Beobachtungsgabe gut trainiert und war Meister darin Menschen nach ihrem Verhalten, ihrer Art zu Reden und zu Gestikulieren einzuordnen. Ihr Menschengespür war einmalig, aber Serena blieb für Molly ein Rätsel.
Nach mehreren Tagen brachte Molly ihr e Neugier fast um und sie nahm all ihren Mut zusammen, setzte sich beim Abendessen nicht wie üblich neben Mikhael oder Aira, sondern direkt neben Serena, die nicht einmal aufsah, um davon Notiz zu nehmen. Unüblich für die immer plappernde Molly saß sie schweigend neben Serena und aß.
Mikhael schaute sich die Szene schmunzelnd an. Er hatte bemerkt, dass Molly ein besonderes Interesse an Serena hatte. Während sie offen und ohne Hemmungen mit ihm und Aira
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