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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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umging, hielt sie von Serena immer Abstand. Mikhael war gespannt, ob Molly es mit ihrer warmen Art schaffen würde Serenas Eiswand zu schmelzen. Er nahm einen Platz ganz vorne in der Zuschauertribüne ein und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.
    Da Molly sehr dickköpfig war, setzte sie sich auch am folgenden Abend und dem danach neben Serena ans Feuer und legte sich nachts neben sie. Serena schmetterte jeden Versuch, eine Unterhaltung zu führen, mit kurzen knappen Antworten ab. Molly wusste sich keinen Rat mehr, wollte aber nicht einfach aufgeben und als Verlierer vom Schlachtfeld ziehen. Sie ritt neben Serena und wich ihr nicht von der Seite. Molly wurde zu Serenas stillem Schatten.
    Am Morgen des vierten Tages erwachte Molly vor Sonnenaufgang. Aira und Mikhael schliefen noch. Serenas Schlafsack war leer. Sie hatte die letzte Wache übernommen. Die Vierergruppe hatten einen schönen bewaldeten Hügel zum Rasten gefunden. Der Sonnenaufgang von hier musste atemberaubend sein, dachte sich Molly und kletterte auf den höchsten Punkt. Sie drehte sich in Richtung Osten und erwartete das Schauspiel. Serena war auf einen Baum geklettert und schaute in die selbe Richtung.
    Molly winkte sie herunter und zu ihrer Überraschung folge Serena ihrem Ruf, kam heruntergeklettert und stellte sich, ohne etwas zu sagen, neben Molly. Die Sonne ließ nicht lange auf sich warten. Die purpurne Scheibe erhob sich majestätisch über den Horizont und tauchte die Welt in einen rosaroten Schein, der sich im Nebel spiegelte, der leicht über dem noch schlafenden Tal ruhte. Die Sonne küsste mit ihren ersten Strahlen die Erde wach, erhob sich und wandelte ihr Antlitz von Rosa, über Purpur zu Gold. Langsam aber stetig schob sie die Dunkelheit vor sich hin und verwandelte das Schwarz in ein Hellgrau, das in ein klares Blau überging. Es war, als würde langsam ein grauer Schleier angehoben, der die Schönheit der Welt eifersüchtig versteckte und sie nur widerwillig preisgab.
    Berührt und atemlos von dem Schauspiel, griff Molly nach Serenas Hand, drehte sich zu ihr um und schaute sie mit Tränen in den Augen an.
    „Deine Augen haben die gleiche Farbe wie dieser wunderschöne Himmel. Die Farbe der Freiheit. Ich liebe deine Augen!“, sagte sie mit lauter, klarer Stimme, stellte sich auf die Zehenspitze und drückte Serena einen Kuss auf die Wange. Serena schaute sie wortlos mit ihren unergründlichen Augen an. Molly errötete etwas unter ihrem Blick, aber es gab kein Zurück mehr. Sie setzte sich auf den Boden und zog Serena mit sich. So saßen sie nebeneinander im Gras und schauten in den Himmel.
    Nach einer Weile brach Molly das Schweigen mit leiser Stimme: „Ich möchte frei, meinen Blick immer Richtung Himmel gerichtet, meiner Zukunft entgegengehen und die Welt entdecken. Den Sinn des Lebens ergründen und die Welt mit ausgebreiteten Armen empfangen.“ Ihre Stimme war erfüllt von Leidenschaft und Sehnsucht.
    „Wenn ich in Morl geblieben wäre, hätte ich für immer das tun müssen, was andere von mir erwarteten. Meinem zukünftigen Mann aufs Wort folgen. Meinem Vater gehorchen. Keine Ansprüche stellen, immer den Blick auf den Boden gerichtet, nie zum Himmel aufschauend.“
    Serena blickte in Molly s Gesicht und war fasziniert von dem herrlichen Gefühlsspiel, das sich ihr bot. Sie hatte nicht bemerkt, dass Mollys Augen die gleiche Farbe hatten wie Lauras. Auch wenn in ihnen ein anderes Feuer brannte, brannte es doch lichterloh.
    „Du suchst also die Freiheit“, stellte Serena einfach fest, während sie Molly in die Augen schaute. Überrascht darüber, dass Serena direkt mit ihr sprach, breitete sich ein strahlendes Lächeln über Mollys Gesicht aus und sie nickte.
    „Freiheit“, wiederholte Serena, „was genau ist Freiheit?“
    „Freiheit ist, wenn du machen kannst, was du willst. In die Richtung gehst, in die dich der Wind trägt. Du deinen eigenen Entscheidungen treffen kannst und von niemandem abhängst“, erwiderte Molly , ohne nachzudenken.
    „Machen was man will ... Eigene Entscheidungen treffen ... Unabhängig sein. Woher weißt du, was du willst? Aufgrund von was triffst du Entscheidungen? Von niemand abhängig sein, heißt das, man hat keine Bindung zu anderen Personen?“, fragte Serena und schaute Molly weiter tief in die Augen. Molly hielt Serenas Blick nicht stand und sah zu Boden.
    Lange Zeit sagte sie nichts. Molly überlegte, dann schaute sie in die Ferne und antwortete leise: „Ich entscheide aus

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