Zerfleischt - Der ultimative Thriller
holte es immer wieder heraus, bearbeitete es mit ihren Fingern, dann stopfte sie es wieder hinein und kaute noch etwas.
Und in Macys Kopf schrie eine Stimme: Sie isst es nicht! Sie isst es überhaupt nicht … sie macht es zart, kaut es zu einem weichen, fleischigen Brei.
Und genau das machte sie.
Die Frau ging hinunter auf ihre Hände und Knie, atmete schwer, ihr Gesicht glänzte voller Blut und der dünne Saft von dem, was sie gekaut hatte, war an ihre Lippen geschmiert. Sie spuckte es zusammen mit einem rotzigen Batzen Speichel in ihre Hand. Sie hielt es hoch, schüttelte es Macy entgegen und grunzte ein beinahe meckerndes tiefes Geräusch. Die anderen begaben sich zusammen mit ihr auf alle viere hinunter.
Dann krochen sie näher heran, wie Tiere auf dem Feld, die im Gras blökten, wie blutüberströmte Ghoule mit riesigen schwarzen Augen, ihre Zähne waren weiß und glänzten, Sabber lief ihnen aus dem Mund.
Sie kamen näher heran … und näher.
Macy schrie, weil sie es wusste .
Während die Kinder und der Mann sie festhielten, öffnete ihr die Frau gewaltsam den Kiefer. Sie steckte den Griff eines Messers in Macys Mund und brach ihn auf. Dann nahm sie das Ding, das sie gekaut hatte, und stopfte es in Macys kreischenden Mund.
53
Als Louis aus Shellys Café herauskam, waren die Straßen leer.
Oh, sie waren da draußen, irgendwo, aber er konnte sie nicht sehen. Obwohl er sie spürte, wie sie sich in den sich ausbreitenden Schatten dicht wie Heuschrecken auf einem Acker versammelten. Genauso schädlich, genauso tödlich, genauso geduldig. Er glaubte, dass er sie sogar riechen konnte – ihre verschwitzten Körper und ihren sauren Atem und ihre blutigen Hände, der reife Gestank des Todes, der über ihnen schwebte.
Als er hinaus in das schwindende Sonnenlicht trat, in das unsichere, ungleichmäßige Licht der Abenddämmerung, fühlte er zweifellos, dass ihre Augen auf ihn gerichtet waren. Es war beunruhigend. Als wäre man ein Tier auf dem Feld, das von den hungrigen Augen der Raubtiere umkreist wurde. Sie beobachteten ihn, schätzten ihn ab, schauten sich an, welche Art Verteidigung er wohl anwenden könnte und wie leicht sie ihn erledigen konnten. Er fühlte sich wie ein Spanferkel in einem Pferch, das von gierigen Wölfen umzingelt wurde. Er glaubte sogar, dass er ihren heißen Atem und ihren Sabber riechen konnte.
Doris befand sich hinter ihm und sie fühlte es auch. Sie hielt die Schrotflinte weiterhin mit beiden Fäusten. Sie würde alles töten, was sich bewegte. Daran bestand kein Zweifel.
»Wir finden besser einen sicheren Ort. Und schnell. Ich glaube nicht, dass wir viel Zeit haben.«
Louis hatte Angst.
Es führte kein Weg daran vorbei.
Er hatte totale Angst und sein Instinkt sagte, dass er wegrennen sollte, verflucht noch mal abhauen sollte, aber das konnte er nicht. Er wusste, dass er in schrecklicher Gefahr schwebte. Aber am meisten machte er sich um Macy Sorgen. Also würde er nicht wegrennen. Als er auf den Gehsteig lief, die 9-Millimeter des Bullen in seiner Hand hielt, versuchte er alles, um gelassen und zielbewusst auszusehen, selbst wenn er Lichtjahre davon entfernt war. Er war ein Mann und so würde er sich auch verhalten. Vielleicht würden sie ihn umbringen, doch er würde es ihnen nicht leicht machen. Er würde ihnen nicht das Vergnügen seiner Angst gewähren.
Selbstvertrauen.
Sonst nur ein Wort, aber plötzlich schien Louis zu verstehen, was es bedeutete. Es war wie ein Werkzeug, das man benutzte. Wenn man in Panik geriet und durchdrehte, würden diese Leute heulend angerannt kommen, weil sie wie wilde Hunde seine Angst rochen und eine leichte Beute witterten. Aber wenn er selbstbewusst war, würden sie vorsichtig sein. Sie spielten mit ihm Psychospielchen und jetzt spielte er sie auch mit ihnen.
Aber dort sind nicht nur hirnlose, blutrünstige Fremde, erinnerte er sich. Michelle ist da draußen. Michelle ist bei ihnen. Falls sie angreift … kannst du sie umbringen? Kannst du die Waffe auf sie richten und ihr eine Kugel verpassen, wenn du dadurch Macy rettest?
Louis vermochte nicht darüber nachzudenken.
Er liebte Michelle unendlich. Er hätte alles für sie getan. Aber jetzt war alles anders. Gestern hätte er eher sich eine Kugel in den Kopf gejagt, als sie zu verletzen … aber jetzt? Wenn sie eine wilde, blutrünstige Bestie war? Er wusste es nicht. Er wollte es nicht wissen.
Er trat vom Bordstein auf die Straße, weil er etwas Abstand von den Gebäuden, den
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