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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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ein Polstermöbel-Laden eröffnete. Viele Ladenbesitzer wohnten direkt über ihren Geschäften, wie schon ihre Eltern und Großeltern.
    Louis war in der Nähe der Providence, in der Middleton Street, aufgewachsen. Obwohl seine Eltern längst gestorben waren, wie die meisten seiner Verwandten, stand das Haus von damals noch. Das zweite Stockwerk war jedoch abgebaut worden, weil es vor 15 Jahren ein Feuer gegeben hatte. Aber er war an der südlichen Providence Street aufgewachsen und er kannte hier jeden Winkel, jeden Innenhof und jede Sackgasse. Als er ein Kind war, hatte an der Ecke der 5. Avenue und an der Providence eine große, rote Scheune mit einem riesigen, eingezäunten Garten gestanden, in dem sie früher gespielt hatten. Vor Jahren war es ein Mietstall gewesen, aber das war lange vor seiner Zeit, als früher die alten Straßenbahnen die Providence rauf und runter fuhren. Wie er gehört hatte, waren die Schienen noch unter der jetzigen Straße vorhanden, zusammen mit den Überresten der Pflasterstraße, über die sie führten.
    Er kam zur 4. Avenue und brach unter einer Reihe von Eichen regelrecht zusammen. Er keuchte und hechelte. Er kannte diese Bäume. Als Kind war er auf ihnen herumgeklettert. Man konnte sich auf die dicken Äste schieben, die über der Providence hingen, und Autos und Lastwagen beobachten, wie sie unter einem hindurchfuhren. Er wusste, dass seine Initialen und die seiner Freunde noch immer da oben am Baum über ihm eingeritzt waren. Den Block hinunter stand die Sloden Leichenhalle, ein hohes Betongebäude, das an den Stadtfriedhof angrenzte, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite an der Ecke gab es eine Molkerei – Fretzen Brothers – und viele alte Häuser, die sich eng aneinanderpressten.
    Klar, es hatte sich wirklich nicht viel geändert.
    Außer dass es keine wirklichen Häuser mehr waren, sondern Käfigblock an Käfigblock. Jeder mit einer oder mehreren geifernden Gestalten gefüllt, die früher menschlich gewesen waren. Tatsächlich –
    Sie kamen.
    Es schien unmöglich, aber sie waren da. Er begann sich zu fragen, ob sie nicht nur vom Aussehen her ein Rudel waren, sondern in Wirklichkeit. Ob sie vielleicht irgendwie seinen Geruch aufnahmen oder ihn aufstöberten. Er hatte eine ziemlich umständliche Route genommen und sie hatten ihn dennoch gefunden, indem sie wie echte Hunde nach seiner Fährte suchten.
    Louis glaubte nicht, dass er noch rennen konnte.
    Sie waren immer noch weit entfernt. Er schaute zu dem vom Mondschein gesprenkelten Baum über sich auf. Er erhob sich gute 20 Meter über der Providence, wenn nicht sogar 30. Er schaute sich um und überprüfte den Stamm, der so breit war, dass zwei Männer ihre Arme um ihn hätten legen können. Manche der alten Halterungen waren von Stürmen oder Kindern abgebrochen worden. Aber es waren genug da. Er streckte seine Hand aus und griff nach einem Ast über seinem Kopf und stellte seinen Fuß auf eine der alten Beulen. Während er keuchte und leise fluchte, fing er an. Er spürte definitiv sein Alter. Sein Fuß rutschte einmal ab und er baumelte an einem Ast, aber schließlich zog er sich weiter hinauf und durchbrach mit seinem Gesicht Spinnenweben. Kräftige Äste ragten wie Speichen aus dem Stamm. Er duckte sich unter manchen und kletterte an anderen hoch, bis er gute zehn Meter oben war. Er setzte sich auf einen Ast und umarmte den Stamm und wartete einfach, während ihm der Schweiß von der Nasenspitze tropfte.
    Er konnte sie hören.
    Er atmete durch und kletterte wie ein ängstliches Äffchen noch höher.
    Sie näherten sich.

62
    Als Macy zu sich kam, vielleicht eine oder zwei Stunden später, hing sie mitten in der Luft etwa einen Meter über dem dunklen Teppich des Altars. Ihre Handgelenke waren mit einem Hanfseil gefesselt, das über ihr festgebunden war. Sie hing da, während das Seil wie heißer Draht in ihr Fleisch schnitt, sich scheinbar enger und enger schnürte und dabei ihre Durchblutung stoppte. Ihre Arme fühlten sich taub an, aber ihre Schultern – die die Hauptlast ihres Gewichts aushielten – brannten mit einem dumpfen, regelmäßigen Pochen.
    Aber der Schmerz schien weit entfernt.
    Sie befand sich in ihrem Bau.
    Sie waren überall, kauerten in der verrauchten Finsternis und bewegten sich wie urzeitliche Schatten im dunklen Nebel. Die einzigen Lichter, die brannten, kamen von den Kerzen, die eine flackernde, ungleichmäßige Beleuchtung abgaben, die sich an den Wolken des langsam bewegenden Rauchs in

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