Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
Vom Netzwerk:
stundenlang.

75
    Der Stamm lief durch die Schatten, durch den gesprenkelten Mondschein von verflochtenen Ästen über ihnen, der die roten und grünen schlangenartigen Streifen verstärkte, die ihre nackten Körper bedeckten.
    Angie mit Kathleen an ihrer Seite und voraus zwei Jägern, die sie anführten.
    Die Morgendämmerung würde erst in Stunden einsetzen, aber bis dahin wollten sie jagen. Denn der Stamm lebte, atmete und bestand aus der Jagd. Ohne sie war er nichts. Die Jagd war sein Blut und seine Seele und seine Bestimmung. Ohne sie würde er nicht besser als irgendein anderes Rudel sein, das im Dreck nach Raupen und Würmern wühlte. Die Jagd gab ihnen einen Mittelpunkt, einen Daseinsgrund, sie war das Blut in ihren Venen. Angie wusste instinktiv, dass die Ihren über die üblichen Raubtiere herausragten – nämlich aufgrund der Jagd.
    Sobald der Morgen anbrach, würden sie zurück in ihren Unterschlupf schleichen, die Stunden des Tageslichts verschlafen und auf die Dunkelheit warten.
    Aber jetzt jagten sie. Weil sie mehr als wilde Tiere waren, sondern Kreaturen, die Gelegenheiten nutzen, weil sie Plünderer waren, folgten sie einer anderen Jagdgruppe. Jene, die von dem alten Mann mit den Tierhäuten angeführt wurde. Er besaß eine Kinderarmee, die ihm folgte. Sie überfielen einen Stadtteil nach dem anderen, töteten, schlachteten und verwüsteten. Der Stamm verfolgte sie, weil die Beute so gut war undauch aus reiner Neugier.
    Natürlich gab es noch einen anderen Grund.
    Und dieser Grund gehörte Angie, ihr ganz allein.
    Der alte Mann. Er war ein exzellenter Jäger, ein großartiger Anführer, wild, voller Blutdurst und außergewöhnlich schlau. Angie lernte vieles, indem sie nur beobachtete, wie der alte Mann seine Raubzüge vollzog. Seine Jäger waren sehr gut diszipliniert.
    Sie respektierte und fürchtete ihn.
    Sie eiferte ihm nach.
    Sie wollte ihn töten.
    Ja, das war es, was sie wirklich wollte. Weil es genau so sein musste. Wenn man einen anderen umbrachte, sein Blut trank und sein Fleisch aß, saugte man auf, was er war. Seine Stärke, seine Weisheit. Sein Geist wurde ein Teil von einem selbst. Angie wusste, wie ihre Vorfahren es gewusst hatten, dass das Zentrum von allem, der Kern des Seins, das Herz war.
    Sie wollte den alten Mann mit einem gut gezielten Pfeil töten. Dann würde sie in seinem Blut baden. Und schließlich, während die anderen um die Leckerbissen, die Knochen und um das süße Fleisch kämpften, würde sie das Herz des alten Mannes herausschneiden und es roh aufessen und sich mit seinem Geist und seiner Lebenskraft füllen. Denn das Herz war das Zentrum von allem, der Mittelpunkt eines tieferen Mysteriums, die pulsierende Arterie zum Jenseits. Und sobald sie es gegessen hatte und sich ihre Venen mit seiner grausamen Stärke und pochenden Lebenskraft gefüllt hatten, würde sie ihn häuten und sein Fleisch als Gewand tragen.

76
    Während das Muttertier nach dem Beutel mit den Eingeweiden schaute, der über dem Feuer räucherte, ihn gelegentlich mit einem Stock anstieß und sich darum kümmerte, was in den Kohlen röstete, spielte Kylie mit dem Mann.
    Es gefiel ihm nicht, dass man mit ihm spielte.
    Nachdem sie ihn mit einer Wäscheleine gefesselt hatten, zerrten sie ihn zurück in ihren Unterschlupf und legten ihn in die Ecke. Er hatte eine Weile geschlafen – oder so getan, als ob –, aber jetzt war er wach. Seine Augen waren geöffnet, weit und strahlend.
    Kylie, die immer noch mit geisterhafter weißer Asche bedeckt war, grinste ihn an.
    Er lächelte nicht zurück.
    Kylie krabbelte auf allen vieren zu ihm hinüber. Er erstarrte. Er war gut durchtrainiert. Sie setzte sich rittlings auf ihn und ihre langen, strohblonden Haare hingen hinab in sein Gesicht. Sie studierte seine Augen, seinen Geruch, seinen Gesichtsausdruck … die ganzen Dinge, die ihr verraten sollten, was sie wissen wollte.
    Sie presste ihren Schritt gegen seinen und rieb ihn gegen das raue Material seiner Jeans. Der Stoff und der Druck erregten sie. Sie konnte fühlen, wie es auch ihn erregte, nur sah sie in seinen Augen, dass es ihm nicht gefiel.
    Sie näherte ihren Mund dem seinen.
    Er zitterte.
    Sie presste ihre Lippen gegen seine.
    Er bewegte sich nicht. Sie drückte ihre ziemlich kleinen Brüste in sein Gesicht und forderte ihn heraus, daran zu lutschen oder hineinzubeißen. Er tat nichts von beidem.
    Er sah nur mit geschockten und glasigen Augen zu ihr empor. Sie sahen sehr nass aus. Er hatte Angst und

Weitere Kostenlose Bücher