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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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tippte sie ein.
    »Hallo?«, fragte eine benommene Frauenstimme.
    »Ich möchte bitte Sam Cole sprechen.«
    »Am Apparat.«
    »Sam Cole?«, wiederholte Puller lauter.
    Nun hörte die Stimme sich wacher und strenger an. »Sam steht für Samantha. Verflixt noch mal, wer ist denn da? Haben Sie ’ne Ahnung, wie spät es ist?«
    Puller fiel auf, dass der hiesige Akzent sich mit wachsendem Zorn verstärkte. »Es ist dreihundertzwanzig Uhr«, sagte er. »Zwanzig nach drei für Zivilisten.«
    Dem schloss sich eine längere Gesprächspause an. Man konnte regelrecht hören, wie Coles Gehirn seinen Worten einen Sinn abzugewinnen versuchte.
    »Verdammt, Sie sind von der Armee, richtig?« Diesmal klang ihre Stimme auf attraktive Weise heiser.
    »John Puller, CID -Spezialagent des 701. MP-Regiments in Quantico, Virginia.« Wie schon eine Million Mal zuvor machte er diese Angaben in gewohnheitsmäßigem Stakkato. Er konnte sich gut ausmalen, dass sie jetzt senkrecht im Bett saß, und fragte sich, ob sie allein war; jedenfalls maulte im Hintergrund keine Männerstimme herum. Stattdessen hörte er das Zündgeräusch eines Zippo-Feuerzeugs, dem sich ein paar Sekunden Stille anschlossen. Danach vernahm er ein Einatmen, gefolgt von einem gedehnten Ausatmen. »Haben Sie die Warnung des Gesundheitsministeriums übersehen, Miss Cole?«
    »Nein, sie steht ja unübersehbar auf der Zigarettenpackung. Warum, zum Teufel, rufen Sie mich mitten in der Nacht an?«
    »Sie werden in meiner Akte als ermittlungsleitende Beamtin genannt. Ich bin vorhin hier im Ort eingetroffen und will schleunigst in die Gänge kommen. Und bevor ich’s vergesse, im Laufe der vergangenen sechs Stunden habe ich Sie viermal angerufen und jedes Mal auf Ihrem Anrufbeantworter ein Sprüchlein hinterlassen. Sie haben nicht zurückgerufen.«
    »Ich war so beschäftigt, dass ich das Ding gar nicht abhören konnte.«
    »Dass Sie beschäftigt waren, glaube ich gerne, Ma’am.« Aber du hast ganz bestimmt den Anrufbeantworter abgehört, dachte Puller, dir allerdings die Mühe gespart, mich zurückzurufen. Doch er besann sich auf den Rat des LSA : Diplomatie. »Es tut mir leid, dass ich Sie aus dem Schlaf gerissen habe, Ma’am. Ich hatte die Vermutung, Sie könnten noch am Tatort sein.«
    »Ich habe den vollen Tag und die halbe Nacht lang an diesem Scheißfall gerackert«, antwortete Cole. »Erst vor einer Stunde bin ich ins Bett gesunken.«
    »Das heißt, ich muss eine Menge Informationen aufarbeiten. Aber ich kann Sie später nochmals anrufen.« Puller hörte, dass sie aufstand, stolperte und fluchte. »Ma’am? Ich ruf später noch mal an. Legen Sie sich wieder schlafen.«
    »Können Sie mal für ein Momentchen die Klappe halten?«, schnauzte Cole.
    »Was?«
    »Ich muss pinkeln.« Er hörte, dass sie das Handy auf den Fußboden legte. Dann Schritte. Eine Tür fiel zu, also musste er sich wenigstens kein Uringeplätscher anhören. Zeit verstrich, ohne dass Puller sie vergeudete: Er las weiter in der Akte. Schließlich kehrte Cole zurück. »Wir treffen uns um sieben Uhr am Tatort … Entschuldigung, um siebenhundert Uhr morgens oder wie Sie es auszudrücken belieben.«
    »Siebenhundert Uhr Julia«, sagte Puller.
    »Julia?«, wiederholte Cole. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass man mich Sam nennt.«
    »Es bezieht sich auf die hiesige örtliche Sommerzeit. Wäre es Winter und befänden wir uns in der Gültigkeitszone der Östlichen Standardzeit, hieße es Siebenhundert Romeo.«
    »Romeo und Julia?«, fragte Cole hörbar skeptisch.
    »Im Gegensatz zu einem weitverbreiteten Vorurteil kennt die Armee der Vereinigten Staaten durchaus einen gewissen Humor.«
    »Bis nachher, Puller. Ach, nur damit Sie Bescheid wissen, ich werde Sergeant Samantha Cole gerufen, nicht ›Ma’am‹ oder Julia. Romeo …!«
    »Verstanden, Sergeant Cole. Wir sehen uns um sieben. Ich blicke unserer Zusammenarbeit an diesem Fall freudig entgegen.«
    »Ach ja?«, murrte sie. In seiner Vorstellung sah Puller ihr Handy quer durchs Schlafzimmer fliegen, während sie zurück ins Bett fiel.
    Puller legte das Handy beiseite, trank den Kaffee aus und las den gesamten Eingangsbericht nun Seite um Seite durch. Dreißig Minuten später bewaffnete er sich, steckte eine M11 in das vordere Holster und die zweite Pistole in ein Gürtelholster im Kreuz. Nachdem er sich den Weg durch den Nahen Osten und Afghanistan gekämpft hatte, hatte er nie mehr den Eindruck gehabt, er könnte zu viele Waffen am Körper tragen. Er zog

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