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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eine Windjacke an und schloss beim Gehen das Motelzimmer ab.
    Der junge Mann, der auf dem Rasen lag, stemmte sich gerade in eine Sitzhaltung hoch und sah sich verwundert um. Puller ging zu ihm und schaute ihn an. »Sie sollten daran denken, etwas maßvoller zu zechen. Oder sich zum Ausschlafen wenigstens ein Dach über dem Kopf zu suchen.«
    Der Mann blinzelte zu ihm herauf. »Scheiße, wer sind Sie denn?«
    »John Puller. Und Sie?« Die Art und Weise, wie der Bursche sich die Lippen leckte, mochte darauf hindeuten, dass er schon nach dem nächsten Schluck Alkohol dürstete. »Haben Sie einen Namen?«, wiederholte Puller.
    Endlich rappelte der Mann sich vollends auf. »Randy Cole.« Er wischte sich die Hände vorn an der Jeans ab.
    Puller stutzte, als er den Nachnamen hörte, und dachte sofort an ein naheliegendes Verwandtschaftsverhältnis, zog es jedoch vor, den Mund zu halten. Randy Cole sah recht gut aus und war allem Anschein nach Endzwanziger. Er maß ungefähr eins siebzig und hatte einen schlaksigen Körper. Wahrscheinlich hatte er unter dem Hemd einen Waschbrettbauch. Braunes, lockiges Haar, angenehm geschnittene Gesichtszüge. Er trug am Ringfinger keinen Ehering.
    »Wohnen Sie im Motel?«, erkundigte sich Puller.
    Randy schüttelte den Kopf. »Ich bin Ortsbewohner. Sie aber nicht.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Was machen Sie dann in Drake?«
    »Ich bin beruflich hier.«
    Randy prustete. »Beruflich? Sie sehen mir nicht wie ein Kohlearbeiter aus.«
    »Bin ich auch nicht.«
    »Und was bringt Sie wirklich nach Drake?«
    »Mein Job«, erklärte Puller nochmals und gab durch seinen Tonfall zu verstehen, dass er nicht beabsichtigte, in Einzelheiten zu gehen. »Haben Sie ein Auto? Können Sie fahren?«
    »Mir geht’s glänzend.« Randy Cole kam von der Rasenfläche getappt.
    »Bestimmt?«, fragte Puller. »Wenn Sie mir ein Ziel nennen, fahre ich Sie gern hin.«
    »Ich sag’s Ihnen doch, mir geht’s glänzend.« Randy taumelte und griff sich an den Kopf. Puller stützte ihn.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es Ihnen tatsächlich glänzend geht. So ein Kater kann einem ganz schön zusetzen.«
    »Vermutlich liegt’s nicht bloß am Kater. Ich krieg auch sonst Kopfschmerzen.«
    »Dann sollten Sie sich mal untersuchen lassen.«
    »Na klar, ich geh zu den besten Ärzten der Welt und bezahl sie in bar.«
    »Ich hoffe«, sagte Puller, »das nächste Mal finden Sie zum Schlafen ein Bett.«
    »Ach wo«, entgegnete Randy, »manchmal pennt man im Dickicht besser als im Bett. Kommt doch drauf an, mit wem man das Bett teilen muss. Hab ich recht?«
    »Vollkommen«, lautete Pullers Antwort.
    Indem er sich am GPS orientierte, steuerte Puller den Wagen westwärts, achtete aber eigentlich stärker auf seinen inneren Kompass. Hightech-Klimbim war ganz nützlich, doch das Gehirn war besser. Bisweilen versagte Hightech. Das Hirn versagte nie, es sei denn, jemand ballerte eine Kugel hinein. Aber dann hatte man ein weit größeres Problem, als sich eventuell zu verirren.
    Erneut beschäftigte er sich kurz mit der Frage, ob er in Randy Cole in der Tat einen Verwandten Samanthas kennengelernt hatte. Bulle und Säufer. Gelegentlich gab es sie in Personalunion.
    Vierzig Minuten später erreichte er die gesuchte Straße, nachdem er sich kreuz und quer über unbefestigte, kaum fahr zeugbreite Rüttelpisten geschlängelt hatte, oft umdrehen musste und sich ein weiteres Mal verfahren hatte. Seinem inneren Kompass zufolge war er in der Zeit nur etwa zwölf Kilometer weit gekommen. Wie er feststellte, stimmte das Navi damit überein. In diesem bergigen Gelände gab es keine geraden Straßen, und er hatte mit dem Malibu nie über 40 Stundenkilometer fahren können.
    Er bremste ab und beobachtete die Umgebung. Dabei berücksichtigte er eine der CID -Faustregeln: Sehen. Hören. Riechen.
    Tief holte er Atem. Alles begann von vorn.
    Wieder einmal.
     

 
    7
    Puller lenkte den Wagen an den Straßenrand und sah zum Seitenfenster hinaus. Das würde das einzige Mal sein, dass keine vorherigen Eindrücke seine Sinne beeinflussten.
    Er stieg aus und lehnte sich gegen den Wagen. Nochmals atmete er tief ein. In den Luftströmungen konnte er den Kohletagebau wittern, dessen Gebiet er einige Kilometer zuvor gestreift hatte. Seine Ohren gewahrten das entfernte Rumpeln von Lastwagen. Er schaute nach Westen und sah einen Scheinwerferstrahl über den Himmel huschen; zu welchem Zweck, wusste er nicht.
    Puller ließ den Blick durchs Umfeld schweifen. Er

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