Zero Day
standen Propangasflaschen, Dosen mit Farbverdünner, Einmachgläser, ein Kanister Grillofen-Petroleum, eingerollte Schläuche, Pillenfläschchen und Steinsalz, Trichter und Klammern, Kaffeefilter, Kopfkissenbezüge, Kühlbehälter und Thermosflaschen.
»Haben Sie ein Umweltschutzteam?«, fragte Puller und legte eine Hand auf Mund und Nase, um seine Lunge vor den stark riechenden Ausdünstungen der Lösungsmittel und Chemikalien zu schützen.
»Das ist ein Meth-Labor«, sagte Cole.
»Für kristallines Methamphetamin«, bekräftigte Puller. »Haben Sie ein Umweltschutzteam?«, wiederholte er seine Frage. »Die Bude könnte in die Luft fliegen und oben den ganzen Tatort vernichten.«
»Nein, das haben wir nicht, Puller.«
»Dann muss ich wohl als Einzelkämpfer einspringen.«
Zwanzig Minuten später betrat Puller, während die Nachbarn, Cole und ihre Untergebenen zuschauten, das Haus ein zweites Mal. Er trug jetzt einen grünen Bio-Schutzanzug mit Kapuze und Luftfilter, rote Überschuhe und grüne Handschuhe, die allesamt aus seinem Armeerucksack stammten. Systematisch arbeitete er sich durch das Drogenlabor, suchte und sicherte Fingerabdrücke, trennte möglicherweise flüchtige Substanzen, knipste Fotos und kennzeichnete alles.
Nach zwei Stunden verließ Puller das Haus und sah, dass die Sonne fast untergegangen war. Er nahm die Kapuze ab. Sein ganzer Körper war verschwitzt. Im Haus war es heiß, und die Temperatur im Anzug war mindestens noch 10 Grad höher gewesen.
Cole bemerkte die Schweißperlen auf seinem Gesicht und das feuchte, verklebte Haar. Sie reichte ihm eine Flasche kühlen Mineralwassers. »Alles klar? Sie sehen erschöpft aus.«
Puller leerte die Flasche zur Hälfte. »Mir geht’s gut. Da drin ist ’ne Menge Kram. Ich habe in der Armee schon in etlichen Fällen illegaler Drogenherstellung ermittelt. Das Labor ist bescheiden ausgestattet, war aber durchaus effektiv in der Produktion. Sie konnten anständige Ware fabrizieren, bloß nicht allzu viel.«
»Während Sie damit beschäftigt waren, habe ich eine Örtlichkeit ausfindig gemacht, wo die Leichen gelagert werden können.«
»Und wo ist das?«
»Im örtlichen Beerdigungsinstitut. Es hat einen Kühlraum.«
»Er muss bewacht werden.«
»Ich postiere zwei Leute hier und einen dort. Die ganze Woche Bewachung rund um die Uhr.« Puller streckte den Rücken. »Haben Sie Hunger?«, fragte Cole.
»O ja.«
»Es gibt ein gutes Restaurant im Ort. Es hat lange geöffnet.«
»Lange genug, dass ich noch duschen und mich umziehen kann?«
»Ja. Ich habe genau das Gleiche vor. Ich muss den Gestank loswerden.«
»Beschreiben Sie mir den Weg.«
»Wo sind Sie abgestiegen?«
»In Annie’s Motel.«
»Das Restaurant liegt nur drei Minuten Fußweg davon entfernt, zwei Häuserblocks weiter östlich. Rechts auf der Cyrus Street. Sie können es nicht verfehlen. Herrje, hier ist alles nur drei Minuten voneinander entfernt. So ein Kaff ist das.«
»Vierzig Minuten Fahrt zum Motel. Zehn Minuten fürs Duschen und Umkleiden. Fünf Minuten, um das Restaurant zu finden. Also sehen wir uns in einer Stunde.«
»Aber das sind doch zusammen nur fünfundfünfzig Minuten.«
»Ich brauche fünf Minuten, um meinen Vorgesetzten zu informieren. Hätte längst erledigt werden müssen, aber es ist ein bisschen mehr Aufwand als erwartet.«
»Ein bisschen? Dann müssen Sie hohe Arbeitsbelastung gewöhnt sein. Ich habe eine Stoppuhr. Enttäuschen Sie mich nicht.«
Puller fuhr zurück zum Motel – dabei kam er an dem Restaurant vorüber, in dem sie essen wollten –, duschte und schlüpfte in eine frische Jeans und ein T-Shirt. Dann setzte er sich vor den Mini-Laptop, steckte den Kommunikationsstick hinein und verschickte eine verschlüsselte E-Mail nach Quantico. Anschließend telefonierte er auf einer abhörgeschützten Frequenz mit dem Leitenden Spezialagenten und teilte ihm mit, was er entdeckt und welche Fortschritte er bisher erzielt hatte.
Don White verlangte für den nächsten Tag einen detaillierten Rapport per E-Mail und möglichst schnell einen formellen Bericht per Schneckenpost. »Diese Angelegenheit genießt erhebliche Aufmerksamkeit höherer Stellen, Puller.«
»Ja, Sir. Daran haben Sie keinen Zweifel gelassen.«
»Haben Sie schon irgendeine Theorie?«, fragte White.
»Sobald ich eine habe, setze ich Sie in Kenntnis. Oberst Reynolds’ Laptop und seine Aktentasche sind in sicherer Aufbewahrung. Ich will versuchen, sie aus dem Polizeigewahrsam zu
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