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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Männer duschen sollen, kann man nicht bummeln. Das Schnellduschen ist mir richtiggehend in Fleisch und Blut übergegangen.«
    »So flott wie Sie schaffe ich es nicht«, sagte Cole, »aber es wird nicht lange dauern.«
    »Gut, das Bad ist frei, Sie können hinein.«
    »Nein, ich dusche unten.«
    »Ist Ihr Schlafzimmer nicht oben?«
    »Sie müssen nicht wissen, wo mein Schlafzimmer ist, Puller«, brauste sie auf.
    Sicherheitshalber wich Puller einen Schritt zurück und schaute über ihre Schulter hinweg. »Völlig richtig. Darf ich etwas Wasser trinken? Wenn man fast in eine Sprengfalle getappt ist, hat man nachher höllischen Durst.«
    »In der Küche steht Mineralwasser im Kühlschrank.«
    »Ich bin mit Leitungswasser zufrieden.«
    »Unser Leitungswasser dürfte Ihnen übel bekommen. Trinken Sie Mineralwasser.«
    Unten strebte er in die Küche, während Cole das Bad aufsuchte. Er hörte es, als das Wasser zu rauschen anfing, und malte sich aus, wie sie nackt unter den Duschstrahl trat; und im nächsten Moment verkniff er sich jeden Gedanken daran. Der Dienst, oder jedenfalls sein Dienst, vertrug sich schlecht mit außerdienstlichen Vorgängen.
    Die Küche hatte erstaunliche Ähnlichkeit mit der Kombüse eines Schiffes: Das ganze Interieur war konsequent funktional gestaltet, der vorhandene Platz optimal genutzt, und alles war leicht bis ins Kleinste blitzblank zu halten. Offenbar hatte Coles Vater seine bei der Marine verinnerlichten Grundsätze und Erkenntnisse mit nach Hause gebracht und bei der Errichtung des Eigenheims kreativ umgesetzt.
    Beide Elternteile Coles hatte also gleichzeitig der Tod ereilt. Dann wird es wohl ein Unfall gewesen sein, überlegte Puller. Doch Cole wollte eindeutig nicht darüber reden. Und genau genommen ging es ihn gar nichts an.
    Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus. Während er trank, schaute er hinaus in den Hintergarten. Der Rasen war frisch gemäht, die Blumenbeete wirkten gut gewässert. An einem kleinen Steinbrunnen gluckerte Wasser hinab. Weiter hinten sah Puller eine weiße Hollywoodschaukel und in einer mit rotem Wein bewachsenen Laube einen Eisengrill. Alles vermittelte ein Gefühl des Friedlichen und Beruhigenden, und genau deshalb entsprach es absolut nicht der Art von Zuhause, die er sich für Cole vorgestellt hatte. Warum nicht, blieb ihm selbst unklar. An sich kannte er die Frau ja überhaupt nicht.
    Puller betrat die rückwärtige Veranda und trank noch etwas Mineralwasser. Er schloss die Lider und dachte an den Stolperdraht. Er hatte ihn nicht bemerkt. Erst als Cole fast dagegen trat, hatte er ihn gesehen. Dann hatte ihr Schienbein ihn gestreift, zwar schwach, aber zur Genüge. Eigentlich müsste sie jetzt tot sein.
    Zwischen der Auslösung des Zünders und der Explosion hatte es eine Verzögerung gegeben. Puller kannte mögliche Gründe. Das Relay der Sprengfalle musste fehlerhaft konstruiert worden sein. Oder der Bombenbauer hatte unterstellt, dass jemand, der über den Draht stolperte, zwangsläufig zu Fall kam und einige Sekunden verwirrt liegen bleiben würde. Dass der Gestürzte erst aufstand, es dann krachte und er den Tod fand.
    Dank einer dieser Ursachen hatte Puller sein und Coles Leben retten können. Aber er war nicht gut genug gewesen. Nicht im Entferntesten.
    Ich bin nicht mehr, was ich mal war, längst nicht mehr. Seit ich nicht mehr in Übersee bin, sind meine Sinne abgestumpft. Ich bin jetzt einen Schritt langsamer.
    Er hatte gewusst, dass einmal der Tag anbrechen musste, an dem es so weit war; doch er hatte nicht geahnt, wie angreifbar er sich dann fühlen würde. Eigentlich gab es dafür nur eine Lösung: In den Nahen Osten oder nach Afghanistan zurückzukehren und wieder ums Überleben zu kämpfen.
    Aber darauf lege ich gar keinen Wert. Nicht nach sechs Aufenthalten in Kriegsgebieten, in denen ich beschossen, mit Sprengkörpern traktiert und häufiger fast umgebracht worden bin, als ich mich erinnern kann. Bin ich deshalb ein Feigling?
    Als er fünf Minuten später auf der Hollywoodschaukel saß, betrat auch Cole den Garten. Vorher hatte sie eine weite Hose, eine Bluse und flache Schuhe getragen. Mittlerweile hatte sie ein hellblaues Kleid mit vorderseitigen Langetten und hochhackige weiße Sandalen angezogen. Das Kleid gefiel Puller besser als die Hose. Sie setzte sich zu ihm auf die Schaukel, schlug die Knie übereinander und strich das Kleid über die Beine. Ihr Haar war noch feucht, und sie roch nach Jasmin und

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