Zero Gravity

doch. Wenn Shiloh überhaupt etwas sagt, dann reißt er Witze.« Kit zeigte ihre Fänge in einem albernen Grinsen und deutete auf ein Rack, in dem ein kräftiger Beta-Humanoid eingespannt war: ein Affenmann mit schütterem, rotbraunem Haar, der sich an den Knien kratzen konnte, ohne sich bücken zu müssen.
    »Er ist übrigens immer noch in der Simulation.«
    »Das ist der Typ von der Lichtung!«
    »Genau der. Shiloh ist eigentlich Pilot.«
    »Ach so?« Chick wischte sich wieder Schweiß vom Gesicht. »Wenn seine Flugkünste so gut sind wie seine Augen, dann wundert mich, dass ihr noch am Leben seid. Seiner Leistung im VC nach hätte es ein Pappaufsteller auch getan. Kein Wunder, dass die meisten Schiffe Autopiloten haben.«
    »Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich den Burschen jemals verteidigen müsste, aber… unterschätze ihn nicht«, lächelte die Füchsin. »Shiloh ist ein fantastischer Pilot, und hätte er nur einmal den Abzug der Patriot betätigt, dann wäre dein virtuelles Ich jetzt über die ganze Simulation von Perennia verteilt, und dein körperliches Ich hätte den VC-Helm geputzt. Ich gebe allerdings zu, dass du da drin«, mit der kurzen Schnauze deutete sie auf die VC-Racks, »wirklich gut warst.« »Du bestätigst Offensichtliches.«
    »Natürlich nicht so gut wie ich«, fuhr Kit fort. »Wärt ihr nicht zu zweit gewesen, wäre ganz gewiss nicht ich abgestochen worden, Chick. Du hattest großes Glück, dass dein Sergeant durch den Wald gewalzt ist wie eine dieser Monster-Bohrraupen von B’Hazard Mining…« »Hey«, schnappte Poison und stemmte die muskulösen Arme in die Seiten.
    »… denn sonst hätte ich mich nicht so einfach ablenken lassen. Ich hatte dich schon bemerkt, bevor ich Shiloh umging. Also… du hattest großes Glück.«
    Die Lachfältchen um Chicks Augen vertieften sich.
    »Mit Glück hatte das wenig zu tun, Plüschi. Das war Können. Ich war dir schon eine gute Viertelstunde auf den Fersen, bevor du zur Lichtung kamst, und dein Freund … er hat in die Baumkronen gestarrt. Hat vermutlich nach Bananen gesucht. Wäre ich nackt über die Lichtung getanzt, hätte er mich genauso wenig bemerkt.«
    »Wärst du nackt über die Lichtung getanzt, hätte ich dir so fest in deinen Arsch getreten, dass du nie wieder hättest sitzen können«, schnarrte Poison giftig. »Jetzt komm schon! Wir müssen uns verflucht nochmal umziehen, schließlich haben wir noch ein weiteres Date.«
    Kits große Ohren richteten sich neugierig nach vorn.
    »Hoffentlich nichts Ernstes…?«
    Chick zuckte mit den breiten Schultern.
    »Bloß ein neuer Vorgesetzter. Also nicht halb so ernst wie dieses Date hier, Kit Lacroze.«
    »Hörst du schlecht?«, blaffte Poison, die jetzt nur noch genervt wirkte, und stieß den Corporal unsanft zur Seite.
    »Hör auf, das Standardprogramm abzuspulen, und komm mit! Kommst du zu spät zum Rendezvous, kannst du gleich ohne Umweg in die Brigg einziehen, Corporal.«
    »Schon gut, Sarge.«
    »Jetzt dusch dich gefälligst! Und zwar kalt. Du hast es nötig.«
    »Schon gut, Sarge«, wiederholte der Gardeur gutmütig, zwinkerte Kit noch einmal zu und trottete dann hinter seiner Vorgesetzten her. Kurz bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal zu der Füchsin um. »Wie gelingt es dir bloß, nicht zu schwitzen? Du wirkst so frisch wie der junge Morgen.« Der Gardeur deutete auf seinen eigenen, klatschnassen Underall. »Gute Gene«, zuckte Kit mit den Achseln.
    »Praktisch. Und was machst du später? So ab Einundzwanzighundert?«
    Sie lächelte. »Mal schauen. In der El Zotz Rogue Bar gibt es Lavalampen zum halben Preis.«
    »Unfair«, tönte Barts beleidigte Stimme über den Lautsprecher, aber niemand ging darauf ein.
    Sergeant Isabella Ekaterina »Poison« Yardley fluchte militärisch, knurrte »Beeilung!« und gab dem Corporal einen kräftigen Schubs, der ihn zur Tür hinausbeförderte.
    Kit sah den beiden mit hochgezogenen Brauen nach, dann ließ sie sich rücklings gegen ihr Rack sinken und verschränkte die Arme.
    »Neues Spiel, neues Glück«, lachte sie leise, wobei sie jedes Wort betonte. »Rrrrrr.«
    »Ich glaube, auch du hast eine kalte Dusche nötig, Herzchen. Die Dauerranz bekommt dir nicht. Kann ich dir vielleicht irgendwie… helfen?«
    Verblüfft wandte sie sich zu dem Rack ihres Partners um, der sie vergnügt mit tiefliegenden braunen Äuglein ansah. Auf seiner Stirn war noch ein Abdruck des Helms zu sehen, den er jetzt in langen, behaarten Fingern hielt, das