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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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ihrerseits einen Kontakt in den gehobenen Rängen von T&T - der Verkehrs- und Transport-Abteilung - zu haben. Schließlich wusste man nie, wann es galt, Gegenstände ohne viel Aufhebens zu transportieren … wie zum Beispiel die meisten der Dekorationsartikel, die ihre Wohnung zierten.
    Oder das Miller-Bild, das sie Nomura noch immer schuldig war. Der Tag würde nett werden, dessen war sie sich sicher.
    Gantt drehte sich noch einmal wohlig in ihrem Bett um, dabei glitt die seidenglatte schwarze Decke zur Seite und enthüllte ihren winzigen, im Studio geformten Körper, der zwischen all den dunklen Stoffen mehr zu ahnen als zu sehen war.
    »Heute ist ein schöner Tag«, sagte sie, um sich Mut zu machen und klatschte dreimal in schneller Folge in die Hände. »Kazuya!«
    Nichts geschah. Stirnrunzelnd setzte sie sich auf. »Kaz?«
    »Verzeihung, Ayline. Ich war im Arbeitszimmer.«
    Leise glitt Kazuya zur Schlafzimmertür herein, und automatisch griff die Frau nach ihrer Decke, um sie über ihren Brüsten zusammenzuziehen. Obwohl sich Kazuya schon seit gut einer Woche in ihrem Besitz befand, erfolgte die Schutzreaktion noch immer instinktiv.
    Auf den ersten Blick wirkte er wie ein Bodybuilder, der modisch gewagt einen langen, dunkelroten Rock zum blanken Oberkörper kombinierte, aber bereits ein zweiter Blick zerstörte die Illusion: Gesichtszüge und Körperbau des »Mannes« waren cartoonhaft übertrieben, die Arme waren an mehr Stellen gegliedert, als es bei einem Menschen der Fall gewesen wäre, die mattgraue Kunststoffhaut reflektierte fast kein Licht, die gläsernen Augen glühten rot… und vor allem besaß Gantts neuer Haushaltsbot keine Beine. Auch wenn sie sich manchmal fragte, was mit dem eigentlichen Unterleib des Bots geschehen war, war sie mit den vom eleganten Rock bedeckten Antigrav-Pulsatoren doch sehr zufrieden.
    Eigentlich hatte sie die übel zugerichtete Modifikation eines antiken androiden Strippers auf einer Tauschbörse im StellarWeb als Raumschmuck erstanden. Ihrer mit seltenen Einzelstücken möblierten und in dunklen Farben gehaltenen Wohnung galt Ayline Gantts private Leidenschaft, in die sie viel Geld und einen Großteil der wenigen Freizeit investierte, die ihr blieb. Hätte sie jemals einen ihrer Vorgesetzten in ihr dunkles Refugium eingeladen, wäre ihre Personalakte mit Sicherheit um die Randnotiz »Vorsicht - evtl. psychiatrischer Check-up notwendig?«
    reicher gewesen. Aber dazu würde es nicht kommen, denn Ayline Gantt vermengte niemals ihr Privatleben mit dem Beruf… es sei denn, es nützte ihrer Karriere. Sie lächelte Kazuya an.
    Der ersteigerte Schrott-Bot war tatsächlich vollständig funktionsfähig gewesen, also hatte sie wenigstens sein Äußeres im Rahmen der legalen Möglichkeiten restaurieren lassen. Die Geräuschdämpfung der Antigrav-Pulsatoren hatte zwar eine Unmenge C verschlungen, aber es war eine Investition, die sie nicht bedauerte.
    Quietschende, stampfende und anderweitig laute Maschinen konnte die Managerin nicht ausstehen, denn ihre Geräusche erinnerten sie immer wieder aufs Neue daran, dass die Menschheit noch Äonen von der Entwicklung perfekter Technik entfernt war.
    »Was wünschen Sie, das ich für Sie tue, Ayline?«, fragte der Bot, während er sich aufreizend langsam schwarze Kunststoffhaare aus dem synthetischen Gesicht strich; seinen Namen hatte sie ausgewählt, weil das restaurierte Chassis mit all seinen »Narben« sie an einen der Videospielhelden ihrer Kindheit erinnerte. Die dauerhaft hochgezogenen Brauen über den glühenden Augen verliehen der Maschine einen Anschein bösartiger Intelligenz, die sie selbstverständlich nicht besaß. Gantt überlegte kurz.
    Ihre Multibox lag ebenso weit von ihrem Bett entfernt wie ihr Note-Pad. Inzwischen hatte sie aufgegeben, bei jedem »Bing« auf den Monitor zu starren, in der Hoffnung, Gabby berichtete, dass Russells fehlende Berichte von Niamh Nagy eingetroffen seien. Wenn beim Sprung der UISS Marquesa alles glattgegangen war, würden Corrigans Justifiers Holloway II heute schon erreicht haben.

    »Bring mir einen Kaffee, Kazuya. Einen Kaffee, das Note-Pad und den Stapel Papiere, der auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer liegt.«
    »Das tue ich gern für Sie, Ayline.« Ehrerbietig senkte ihr Haushaltsbot den Kopf und zog sich aus dem Schlafzimmer zurück, um schon wenige Augenblicke später wieder mit einem Tablett zu erscheinen. Auf der spiegelnden Oberfläche befanden sich außer einer Tasse Kaffee Gantts

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