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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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Notepad und die sorgfältig an den Rändern des Tabletts ausgerichtete Papierkopie von Azers Akte. Da die Frau keine Zeit gehabt hatte, sich die Daten innerhalb der vorgegebenen drei Stunden anzusehen, hatte sie sie eben ausgedruckt. »Stell das Tablett auf dem Nachttisch ab.«
    »Wie Sie wünschen, Ayline. Gefällt Ihnen, wie ich den Kaffee zubereitet habe?«
    Verwundert sah Gantt in die schwarze Tasse und blickte in die Spiegelung ihres Gesichts. Der Kaffee sah aus und roch wie immer.
    »Äh …ja, Kazuya.«
    »Würde es Ihnen gefallen, wenn ich noch etwas für Sie täte, Ayline?« »Im Augenblick nicht, Kaz. Geh.«
    Mit einer schnellen Handbewegung bedeutete sie dem Bot, sie allein zu lassen, aber Kazuya verharrte unbeirrt neben dem Bett und fixierte sie mit boshaft glühenden Kohlenaugen.
    Gantt runzelte die Stirn.
    »Was ist? Wieso gehst du nicht?«
    »Ich kann nicht gehen, Ayline, denn ich verfüge nicht über Beine. Würde es Ihnen denn gefallen, wenn ich ginge?
    « »Ooooh.« Müde vergrub Gantt das Gesicht in den Händen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ausgerechnet einen Strip-Bot zu ersteigern; zumindest würde sie irgendwann etwas wegen seiner Programmierung unternehmen müssen. »Hast du noch nie etwas von >Transferdenken< gehört?« »Würde es Ihnen denn etwas bedeuten, wenn ich davon gehört hätte, Ayline?« Ich hätte ihn »Eliza« nennen sollen. Nach dem antiken Chat-Bot.
    Seufzend griff sie nach ihrem Note-Pad und warf einen Blick darauf; natürlich keine Nachricht von Gabby, Russell und Niamh Nagy. Die Mail von Peter Engelhardt beantwortete sie mit einem knappen »Ich freue mich. Bis später.«
    »Kazuya, ich möchte, dass du den Raum verlässt, mein Frühstück zubereitest und erst wiederkommst, wenn ich dich rufe.«
    »Wenn es Sie glücklich macht, tue ich das natürlich gern, Ayline.«
    Gantts Haushaltsbot drehte um und schwebte hinaus. Erst als sich die Tür vollständig hinter ihm geschlossen hatte, griff sie kopfschüttelnd nach Wilfred Achmed Azers Akte. Jetzt war endlich Zeit für ihr privates Lesevergnügen.
    Der hohlwangige, hakennasige junge Mann, der ihr gleich vom ersten Blatt der Personalakte entgegenstarrte, hatte nur bedingt Ähnlichkeit mit ihrem Vorgesetzten; im Lauf der Jahre hatte Azer zwar Haare verloren, aber sowohl an Gewicht als auch an Selbstvertrauen zugelegt.
    Gantt lächelte schwach. Azers Werdegang konnte sie sich schon jetzt in groben Zügen vorstellen, ohne eine einzige Zeile daraus gelesen zu haben: ein verwöhnter Junge aus guten Verhältnissen, weder dumm noch brillant, hübsch noch hässlich, besonders talentiert noch sonst irgendwie von der Natur verwöhnt, der aber immer alles bekommen hatte, was er wollte…
    Sie sollte keine drei Seiten weit kommen. Gerade als sie die Hälfte von Azers Lebenslauf hinter sich gebracht hatte, spielte ihre Multibox den Klassiker, mit dem sie dienstliche Anrufe kennzeichnete.
    Gabby.
    Gantt streckte sich zum Nachttisch, bevor sie sich daran erinnerte, dass sich das Kommgerät auf dem lackschwarzen Sideboard und nicht auf dem Tablett befand. Einen Augenblick verschwendete sie mit der Überlegung, Kazuya zu rufen, erhob sich dann aber mit einem Stöhnen, raffte die Decke um sich und stapfte zu den Klängen von Julius Fuciks Einzug der Gladiatoren über den dicken, schwarzen Teppich. Schon bevor sie das Gerät erreichte, erkannte sie die Nummer auf dem Display. Es war nicht Gabby - es war August Struk. So viel zu ihrem freien Tag.
    »Verdammt.« Gantts Daumen betätigte die grüne Taste. »Ja?« »Ayline? Ich bin es, August Struk. Wo sind Sie denn?«
    »Nicht im Büro, August.« Sie runzelte die Stirn, denn aus der Stimme des Mediziners glaubte sie unterdrückte Nervosität herauszuhören. »Was ist so wichtig, dass Sie mich zu Hause anrufen? Eigentlich hatte ich nicht vor, heute zu arbeiten.«
    »Ayline, waren Sie heute schon in unserer [TalosII]-Datenbank und haben an einem File gearbeitet?« »Nein.«
    »Dann haben wir ein Problem. Jemand hat - ähm - ich glaube … wo habe ich denn …« Struks Stimme verblasste, als er etwas zu suchen schien.
    »Kommen Sie zur Sache, August. Was ist los?«
    »Ähm… ich, äh, komme gleich zu Ihnen.«
    »Das werden Sie schön bleiben lassen«, fauchte sie, ihre Wangen färbten sich noch dunkler, als sie schon waren.
    Allein der Gedanke, einer ihrer Mitarbeiter oder Kollegen könnte sie an ihrem Zufluchtsort stören, ließ ihren Blutdruck steigen. »Wir treffen uns in meinem

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