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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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Leitung. »Das übliche Problem um diese Zeit - und Sie wissen ja, wie das, äh, mit dem Empfang im Lift ist. Ich, äh, ich wollte nur sagen, dass es etwas später wird und dass ich, äh, gleich bei Ihnen bin.«
    »Beeilen Sie sich«, schnarrte Gantt, die keine Ahnung hatte, wie es sich mit dem Empfang im Lift verhielt und die es auch nicht interessierte. Verärgert legte sie auf, ließ das Gerät aber vorsichtshalber offen neben dem Note-Pad auf dem Tisch liegen.
    Ein dumpfes >Boing< an der Scheibe besagte, dass Lt. Julius F noch immer mit dem Kaugummi zugange war; erst touchierte sein dunkelblonder Igelschnitt das Fenster, dann seine große, gepanzerte Hand. Zurück blieben klebrige rosa Fetzen.
    Angewidert verzog Gantt den Mund und zeigte dem Mann einen Vogel. Dass die Gardeure von United Industries von Dünnbrettbohrern angeführt wurden, war ihr spätestens an dem Tag bewusst geworden, als sie Major Sibanyoni kennengelernt hatte. Dass die Offizierslaufbahn auch Clowns offenstand, wusste sie allerdings erst seit ungefähr drei Minuten.
    In diesem Moment bimmelte die Glocke am vorderen Eingang des Diners und gab ihr einen Grund, die Augen von der Zirkusnummer vor dem Fenster abzuwenden. Leider war es auch jetzt nicht August Struk, der Canopus Joe’s betrat, sondern ein turtelndes Pärchen, das ihr vage bekannt vorkam. Die unscheinbare Frau und ihr etwas auffälligerer blonder Begleiter nahmen gleich am ersten Tisch neben der Tür Platz und begannen aufgeregt miteinander zu tuscheln, noch bevor ihre Hinterteile die Sitzflächen der Stühle berührten. Gantt runzelte die Stirn.
    Sieh an. Nomuras schützenswerte, bedrohte Super-Mitarbeiter Padmini und Kjell.
    Im Archiv schien es ja nicht viel zu tun zu geben, wenn sie es sich erlauben konnten, während der Arbeitszeit bei Canopus Joe’s aufzukreuzen…

    »Ayline«, keuchte Struk und warf sich erschöpft auf den Stuhl gegenüber Gantt.
    Sie fuhr hoch, schnitt dann eine Grimasse und starrte ihn mit eisigen Augen böse an. Es sollte ihre Erleichterung über das Auftauchen des Wissenschaftlers verbergen. »Was ist los, August?«
    Struk sagte »Den Göttern sei Dank«, warf einen irritierten Blick aus dem Fenster und erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Worauf warten Sie, August? Auf Perry das Murmeltier?«
    »Schnabeltier«, korrigierte der Kybernetiker, ein Fan der präkolonialen Unterhaltungsproduktion, auf die sich Gantts Anspielung bezog. Sein Blick flackerte unruhig. »Ich hatte schon befürchtet, Sie wären wieder gegangen.«
    »Was ist verdammt nochmal los, dass Sie mich an meinem freien Tag aus dem Bett werfen?« Struk vergrub das Gesicht in seinen langen Spinnenfingern.
    »[TalosII] und [Hydra].« Seine Stimme klang dumpf. »Ich glaube, jemand hat in unserer Projektdatenbank herumgeschnüffelt.«
    Schlagartig wurde Gantt kalt.
    [TalosII] war eines ihrer beiden Prestigeprojekte, die dem Konzern bei Erfolg neue Geschäftsfelder erschließen konnten. Bei [Sub-Talos] [Hydra] handelte es sich zwar nur um ein Abfallprodukt, mit dem sich Dr. Struk mehr aus Langeweile denn aus Notwendigkeit beschäftigt hatte, aber die Resultate, die dieser Justifier Corrigan mit sich herumtrug, konnten sich sehen lassen. Von allen Personen, die sich in irgendeiner Form mit [TalosII] und [Hydra]
    befassten, hatten nur Gantt und Struk Zugriff auf die dazugehörige Datenbank; nicht einmal Struks rechte Hand Castro, der immerhin von Anbeginn an bei den Projekten dabei gewesen war, besaß die entsprechende Erlaubnis.
    »Glauben oder wissen Sie es?«, herrschte sie den Mann an, der zusammenfuhr. »Ich bin kein Datenbankspezialist, Ayline … « »Aber wir bezahlen welche!«
    »Die nur dann Zugriff auf [TalosII] bekommen, wenn wir das genehmigen! Kurz, ich habe noch keine Anfrage an unsere Spezialisten gestellt, da ich mich zuerst mit Ihnen abstimmen wollte. - Ayline, ich …« Unglücklich blinzelte er ins Licht der kleinen Lampe, die über dem blauen Tisch baumelte. »… ich … ähm … wollte nicht am Kommunikator darüber reden, weil es ja…«
    Klirrend stürzte das riesige Panoramafenster nach innen. Ayline Gantt schrie auf, als sie mitsamt ihres Stuhls von etwas Schwerem, Hartem umgerissen wurde und in einem glitzernden Schauer aus billigem Glas auf den Boden des Diners krachte. Sie blieb auf dem Rücken liegen. Scharfer Schmerz schoss durch ihre rechte Schulter, mit der sie auf den Polyplast-Kacheln aufgeschlagen war; der Arm wurde auf der Stelle gefühllos. Leute riefen

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