Zero kommt gleich
festnahm,
einen ganzen Tag lang heimlich hier in der Stadt gewesen war. Der Leutnant war
überzeugt, daß mein Mann mich besuchte, aber das hatte er nicht, darum war
wiederum ich davon überzeugt, daß der Leutnant die ganze Geschichte nur
erfunden hatte, um mir Angst einzujagen .«
»Dann werde ich also hingehen«,
sagte ich. » Hagan’s Bar, schön und gut,
aber wie soll ich herausfinden, um welche Frau es sich handelt? Mittels Radar
vielleicht?«
»Das dürfte nicht so schwierig
sein«, entgegnete sie, und ihre Stimme klang ein wenig bitter. »Mein Mann hatte
einen ausgezeichneten Geschmack, was Frauen anging. Sie brauchen sich nur die
Hübscheste von allen herauszusuchen .«
»Na, dann wünschen Sie mir mal
viel Glück .«
»Ich kann sogar etwas
Praktischeres für Sie tun, Mike Farrel .« Sie lächelte in meine Richtung hin. »Im Vorraum steht ein
kleiner Tisch mit einer Schublade. Darin finden Sie den Türschlüssel und eine
Pistole .«
»Eine Pistole?«
»Ich habe sie mir angeschafft,
als meine Augen schlechter wurden«, erklärte sie. »Das war natürlich Unsinn.
Was nützt einem eine Waffe, wenn man nicht sieht, wohin man schießen soll? Ich
drücke Ihnen die Daumen, daß Sie sie nicht brauchen .«
»Danke schön. So, ich glaube,
jetzt muß ich gehen .«
Ich war schon an der Tür, als
sie mich zurückrief.
»Mike Farrel .«
Ihre Stimme klang auf einmal ganz anders, scheuer.
»Diane?« Ich blieb stehen und
sah sie an.
»Erinnern Sie sich noch, daß
Sie mir heute abend gesagt
haben, ich hätte schöne Beine? War das nur ein Trick, um herauszufinden, ob ich
wirklich blind bin ?«
»Sie haben schöne Beine«, sagte
ich ehrlich.
»Danke .« Sie errötete und spielte mit ihren Händen. »Ich weiß, so etwas fragt man nicht,
Mike Farrel , aber — wie sehe ich sonst aus ?«
»Sonst ?« wiederholte ich dümmlich.
»Ja, sonst.« Sie kicherte wie
ein Backfisch vor seinem ersten Rendezvous. »Ich meine, abgesehen von meinen
Beinen, sehe ich auch sonst gut aus ?«
»Sie sind eine sehr schöne
Frau, Diane«, sagte ich. »Und ich kann nur sagen, Ihr Mann muß geradezu den
Verstand verloren haben, Sie aufzugeben .«
»Und wie sehe ich aus im
Vergleich mit — wie hieß sie noch? — dieser Arline Gray ?« wollte sie wissen.
»Wenn ich die Wahl hätte«, entgegnete
ich langsam, »würde ich keinen Blick mehr an sie verschwenden .«
»Danke .« Sie tastete nach dem Sessel und setzte sich. Ihr Gesicht sah auf einmal sehr
müde aus.
»Jetzt können Sie gehen;
entschuldigen Sie bitte, daß ich diese Fragen gestellt habe .« Ihre Stimme klang auf einmal ganz anders. »Ich habe seit vier Jahren in keinen
Spiegel mehr sehen können, und nach so langer Zeit macht man sich manchmal
Gedanken .«
5
Es war zehn vor zwölf, als ich
in Hagan’s Bar trat; ich hatte ein sehr
ungemütliches Gefühl im Magen. An der Bar standen ein paar Männer herum. An
einer Seite lehnte ein etwas angejahrter Don Juan neben einer aufgedonnerten
blonden Schönheit, und ganz in meiner Nähe stand ein Einzelgänger, der aussah,
als sei er bei seinem zehnten Whisky angelangt. Hier war sie also nicht, ich
mußte mir die Nischen dort hinten etwas genauer ansehen.
Die ersten beiden waren leer,
in der dritten saß eine ältere Frau und war dabei, sich selber unter den Tisch zu
trinken. In der vierten Nische saßen zwei junge Paare. Die nächsten beiden
waren wieder leer, und in der siebten saß ein Blondkopf, dessen riesiger
Haaraufbau nur mit einem halben Pfund Haarspray gehalten wurde.
Sie trug ein
tiefausgeschnittenes Goldlamékleid und war selbst für
das gedämpfte Licht der Bar zu stark angemalt.
»Setz dich, Mike«, flüsterte
sie mir zu, »und laß dich ansehen .«
Ich ließ mich auf einem Stuhl
ihr gegenüber nieder und zündete eine Zigarette an; dabei merkte ich beinah
körperlich, wie sie mich fixierte. Der Barkellner rettete mich schließlich aus
dieser gespannten Lage — ich bestellte einen Bourbon und blicke sie fragend an.
Sie schüttelte nur kurz den Kopf, ohne dabei ihre Augen von meinem Gesicht zu
lassen.
»Du siehst aus, als ob du grade
einen Geist gesehen hättest .« Ich grinste sie nervös
an.
»Oh, Mike!« Tränen standen
plötzlich in ihren Augen. »Sieben lange Jahre ist es nun her .«
Der Ober brachte mir meinen
Bourbon und zog sich wieder an die Bar zurück. »Also dann auf unser Wohl«,
murmelte ich und stürzte den halben Inhalt meines Glases herunter.
»Ich weiß nicht, warum ich
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