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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich
so albern benehme«, sagte die Blonde. »Gib mir doch eine Zigarette .«
    Nachdem ich ihr Feuer gereicht
hatte, blinzelte sie ein paarmal, dann lehnte sie sich zurück.
    »Du hast dich nicht sehr
verändert, Mike .« Die Worte klangen betont lässig.
»Deine Stimme ist irgendwie anders, und du siehst ein bißchen älter aus; aber
wir sind ja beide in der Zwischenzeit älter geworden .«
    Zum erstenmal wagte ich sie genauer anzusehen. Es gibt so gewisse magere Typen, die in ihrer
Jugend sehr niedlich aussehen können, aber nur in ihrer sehr frühen Jugend —
wenn sie dreißig sind, ist das meist vorbei. Diese hier mußte bald an die
Dreißig sein; das Gesicht war viel zu dünn, dadurch wirkte die Nase knochig,
und die Mundwinkel waren schon leicht nach unten gezogen. Das kräftige Make-up
hatte sie auch nicht schöner gemacht.
    »Du siehst großartig aus,
kleines Mädchen«, sagte ich warm.
    »So klein bin ich leider nicht
mehr«, entgegnete sie wild. »Vielleicht hat das Wort damals noch gepaßt , als wir uns zum letztenmal gesehen haben, aber jetzt nicht mehr. Du hast mich in dieser Nacht zur Frau
gemacht, oder erinnerst du dich nicht mehr daran ?«
    »Aber natürlich«, sagte ich
schnell. »Du hast dich beinah überhaupt nicht verändert, Schatz .«
    »Du bist ein gottverdammter
Lügner«, fauchte sie mich an. »Sieben lange Jahre, und nicht eine einzige
kleine Postkarte, nicht ein einziges Wort von dir. Ich muß verrückt gewesen
sein, daß ich dich die ganze Zeit nicht vergessen und dir jedes Wort geglaubt
habe .«
    »Ich bin aber froh darüber«,
sagte ich und versuchte, meine Stimme ebenso beteiligt klingen zu lassen,
während ich mir die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrach, worüber wir
eigentlich redeten.
    »>Warte auf mich<, hast
du damals gesagt, >egal wie lange es dauern mag; du mußt auf mich warten,
ich komme zu dir zurück .< Das hast du damals
gesagt, Mike, und ich war dämlich genug, dir jedes Wort zu glauben.«
    »Aber ich bin doch
zurückgekommen, oder nicht ?«
    »Ja, du bist zurückgekommen .« Sie nahm einen Zug aus der Zigarette. »Aber als erstes
bist du zu deiner Frau gegangen, und schließlich habe ich dich anrufen müssen .«
    »Wo hätte ich dich denn auch
finden sollen ?« Ich versuchte, den Beleidigten zu
spielen. »Und kaum hast du angerufen, schon bin ich hier, stimmt’s oder
stimmt’s nicht ?«
    »Doch, das stimmt .« Ihre Stimme klang schon viel besänftigter. »Entschuldige,
Mike. Du bist mir doch nicht böse, oder ?«
    »Okay«, sagte ich großzügig.
»Aber während du gewartet hast, habe ich sieben Jahre lang im Knast gesessen, vergiß das nicht. Glaubst du, daß mir das mehr Spaß gemacht
hat, als bei dir zu sein ?«
    »Das hatte ich wirklich einen
Moment vergessen, Mike .« Sie langte über den Tisch und
legte bittend ihre Hand auf meinen Unterarm. »Tut mir wirklich leid .«
    »Na schön, reden wir nicht mehr
darüber«, gab ich zurück. »Erzähl mir, was unterdessen passiert ist .« Aber sie ging nicht auf meine Frage ein. »Immer, wenn ich
an deine Frau denke, spiele ich verrückt«, sagte sie und warf mir einen
ängstlich prüfenden Blick zu. »Immer, wenn ich an die beiden denke...«
    Ich starrte sie kalt an.
»Spinnst du, oder was ist mit dir los? Ich habe immer nur eine Frau gehabt .«
    Sie kicherte kurz. »Du weißt
doch, was ich meine, Mike. Erst warst du verrückt nach der einen, und als sie
dich dann sitzenließ und den anderen Kerl heiratete, hast du aus lauter Wut
ihre Schwester geheiratet .«
    »Man macht manchmal idiotische
Dinge im Leben .« Ich zuckte die Schultern. »Aber es
ist lange vorbei .«
    »Ich bin eben eifersüchtig auf
sie, was kann ich denn dafür ?« Sie schluckte
weinerlich, dann leuchtete ihr Gesicht wieder auf. »Aber schließlich bist du
damals meinetwegen diesen einen Tag aus New York herübergekommen, weißt du noch ?« Sie schloß die Augen. »Das war der schönste Tag meines
ganzen Lebens, Mike; ich kann mich noch an jede Minute, an jede Sekunde
erinnern. Du wußtest genau, daß die Polizei dich früher oder später erwischen
würde, aber du hast das Risiko auf dich genommen und kamst zu mir, diesen einen
herrlichen Tag lang .«
    Wieder standen ihre Augen
voller Tränen. »Erinnerst du dich noch, wie wir an dem Morgen zum Strand
rausgefahren sind und du sagtest, daß wir nicht lange bleiben könnten, weil
dich mein Anblick im Badeanzug einfach verrückt mache? Und dann unser schickes
Essen in dem tollen Restaurant auf dem Heimweg?

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