Zero kommt gleich
halben
Meter vor mir stehen. »Stehen Sie doch bitte einmal auf .«
Ich stand auf.
Ihre rechte Hand tastete nach
meiner Stirn und dann über mein Gesicht. »Man hat Ihnen heute
abend so viele Angebote gemacht«, sagte sie. »Möchten Sie wohl noch eins
anhören ?«
»Und warum nicht?« Ich zuckte
die Schultern. »Was habe ich schon zu verlieren ?«
»Ich möchte noch etwas mehr
über diese zwei Leute hören, die soviel über meinen
Mann und mich wissen«, sagte sie plötzlich mit kalter Stimme. »Wenn ich Sie
jetzt wegschicke, werde ich das nie erfahren. Mein Angebot also: Sie bleiben
hier und geben sich weiter als mein Mann aus, und ich werde Sie dabei
unterstützen. Als Gegengabe werden Sie mir alles erzählen, was passiert. Ich
möchte jede Einzelheit wissen, was diese Leute tun und was sie sagen. Ist das
fair ?«
»Das kann man wohl sagen«,
entgegnete ich dankbar. »Wir sollten nur noch eine Frage klären: Was geschieht,
wenn ich die Steine wirklich irgendwo auftreibe ?«
»Das soll mir völlig egal
sein«, erwiderte sie leise. »Ich bin nicht interessiert daran; ich habe mir in
den vergangenen sieben Jahren den Kopf nicht darüber zerbrochen, warum soll ich
es jetzt tun ?«
»Was ist eigentlich mit dem
echten Kluger ?« erkundigte ich mich. »Meine Freunde
haben ihn am Kommen gehindert, wie sie es ausdrücken. Machen Sie sich
eigentlich gar keine Gedanken über ihn ?«
»Wenn mein Mann heute ins
Zimmer getreten wäre, hätte ich ihn um die Scheidung gebeten«, sagte sie ruhig.
»Die Ehe war von Anfang an ein Irrtum — er hat mich beinahe gegen meinen Willen
dazu überredet, und selbst die kurzen sechs Wochen, die wir verheiratet waren,
konnte man kaum eine Ehe nennen. Dann ging er nach New York. Geld habe ich von
ihm überhaupt nie zu sehen bekommen. Die ersten beiden Jahre habe ich mich
allein durchgebracht. Dann starb mein Onkel und hinterließ mir ein kleines
Vermögen, so daß ich nicht mehr zu arbeiten brauchte. Trotzdem habe ich meinen
Job so lange beibehalten, bis es mit meinen Augen nicht mehr ging .«
Diane wandte den Kopf ab und
lachte schwach. »Glauben Sie vielleicht, Mike Kluger würde meinetwegen
zurückkommen? Der käme höchstens her, um die Diamanten zu holen. Der hat sich
nie im Leben auch nur einen einzigen Gedanken um mein Wohlergehen gemacht;
warum soll ich mich jetzt um ihn sorgen? Das wollte ich Ihnen nur klarmachen,
Mike Farrel . Das Thema ist für mich ein für allemal erledigt .«
»In Ordnung. Das Thema ist
erledigt, und wir haben unsere Abmachungen .«
Wieder klingelte das Telefon,
und ich zuckte zusammen. Diane Kluger lachte.
» Heute abend ist allerhand los, nicht wahr ?«
Als ich den Hörer aufnahm,
sagte eine weibliche Stimme: »Bist du da, Mike ?«
»Am Apparat«, gab ich
vorsichtig zurück.
»Oh, mein Gott! Ich bin ja so
glücklich, deine Stimme wiederzuhören, Liebling. Können wir reden? Hört niemand
mit ?«
»Nur zu«, sagte ich
verständnislos.
»Ich muß dich unbedingt sehen.
Kannst du heute nacht noch weg — jetzt gleich ?«
»Möglich.«
»Du hast gar keine Ahnung, wie lange
ich auf diesen Augenblick gewartet habe .« Ihre Stimme
brach beinahe. »Und jetzt ist es endlich soweit, ich kann es noch gar nicht
glauben, Liebling. Ich habe nachher anderthalb Stunden Pause. Wie wär’s, kannst
du in etwa dreißig Minuten in Hagan's Bar sein ?«
»Na schön«, entgegnete ich
schwach.
»Also, bis gleich, Geliebter«,
flüsterte sie und hängte auf.
Ich starrte ein paar Sekunden
den Hörer in meiner Hand an, ehe ich ihn auf die Gabel zurücklegte. Die
Geschichte war ganz einfach — ich sollte also eine Dame treffen, die verrückt
nach Mike Kluger war und die Sekunden zählte, bis sie ihn in ihre Arme
schließen konnte. Das Wiedersehen sollte in Hagan’s Bar stattfinden. Das war alles schrecklich einfach, bis auf ein paar kleine
Nebensächlichkeiten; zum Beispiel hatte ich keine Ahnung, wer diese Dame war,
wie sie hieß oder wie sie aussah. Es war zum Verrücktwerden.
»Etwas Wichtiges, Mike Farrel ?« fragte Diane.
Ich versuchte, ihr das Gespräch
so genau wie möglich zu wiederholen, und erwähnte dabei meine Probleme.
»Vielleicht kommen Sie
schneller an die Diamanten, als Sie gedacht haben«, sagte sie eifrig. »Wenn
mein Mann sie wirklich jemand zur Aufbewahrung gegeben hat, kann das nur eine
Frau gewesen sein. Der Polizeioffizier, der mir nach Mikes Verhaftung dauernd
das Haus einrannte, hat geschworen, daß Mike zwei Tage, bevor man ihn
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