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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Und warum?«
    »Weil das der beste und der
schnellste Weg ist, die Steine und Janices Mörder zu finden .«
    »Und wie wollen Sie mehr über
meinen Mann herausfinden ?«
    »Sie werden mir alles sagen
müssen, was Sie wissen«, sagte ich entschieden. »Spielen wir doch einmal dieses
Frage-und-Antwort-Spiel, das der Leutnant mit mir durchexerziert hat. Wir
werden uns ein paar widersprüchliche Tatsachen ansehen; vielleicht finden Sie
eine Erklärung dafür .«
    »Hoffentlich klappt’s«, sagte
sie. »Also, schießen Sie los .«
    »Sie sagten, er hätte Sie
beinahe gegen Ihren Willen zu der Ehe überredet, und die sechs Wochen, die Sie
zusammenlebten, ehe er nach New York ging, seien kaum eine Ehe zu nennen
gewesen.«
    »Das stimmt .«
    »Janice O’Brien sagte mir, daß
sie nie verstanden hätte, warum ich — womit sie natürlich den echten Kluger meinte
— Sie je geheiratet habe. >Erst warst du verrückt nach der einen<, sagte
sie mir, >und als sie dich dann sitzenließ und den anderen Kerl heiratete,
hast du aus lauter Wut ihre Schwester geheiratet .< So sah Janice die Lage. Würden Sie das unterschreiben, Diane ?«
    Ihr Gesicht nahm einen bitteren
Ausdruck an, dann nickte sie dumpf. »Ich glaube, ich würde es wohl auch so
sagen .«
    »Erzählen Sie mir etwas von
Ihrer Schwester .«
    »Deirdre?« Unwillkürlich hob sie
abwehrend den Kopf, als könne der bloße Name schon Unheil bringen. »Meine
kleine Schwester.« Ironisch verzog sie den Mund. »Ich war neunzehn und sie
siebzehn, aber sie hatte mir mindestens zehn Jahre Erfahrung voraus. Unser
Vater starb, als wir noch sehr klein waren; Mutter mußte schwer arbeiten, um
uns durchzubringen — da hatte sie kaum Zeit mehr, sich darum zu kümmern, was
wir in ihrer Abwesenheit taten. Eines Tages fing Deirdre diese Freundschaft mit
Mike Kluger an, ich bekam ihn dadurch ein paarmal zu sehen .
Als ich ihn kennenlernte, war ich direkt hingerissen von ihm — sein Aussehen,
diese Gewandtheit im Auftreten —, dann verlobten sich die beiden offiziell, und
damit konnte ich meine geheimen Träume begraben. Mutter war zu der Zeit
schwerkrank, und ich mußte beinahe die ganze Zeit bei ihr wachen. Und eines
Nachts kam Deirdre nicht nach Hause. Ich wagte Mutter nichts davon zu sagen und
stand Todesängste aus, bis wir zwei Tage später von ihr einen Brief bekamen, in
dem sie schrieb, daß sie den Mann ihres Lebens gefunden habe — man kennt ja das
Geschwätz — und mit ihm nach New York gegangen sei, wo sie heiraten wollten. In
einem Nachsatz fügte sie noch hinzu, daß sie es Mike Kluger in den nächsten
Tagen schreiben wolle, aber vielleicht sei es besser, wenn er von uns schon die
Wahrheit erführe. Meine Mutter lag schon im Sterben, was ich aber noch nicht
wußte. Es ging ihr von Tag zu Tag schlechter, und der Doktor sagte mir, daß sie
absolute Ruhe brauchte. Drei Abende später, nachdem wir Deirdres Brief erhalten
hatten, erschien Mike Kluger bei uns. Er war wie von Sinnen — vor einer Stunde
hatte er ihre Nachricht bekommen. Er war völlig außer sich und tobte. Ich
flehte ihn an, leise zu sein, weil Mutter so krank sei, aber er hörte gar
nicht. Schließlich zerrte ich ihn in mein Zimmer und machte die Tür zu. Ich
wollte ihn zur Vernunft bringen und vermeiden, daß Mutter durch den Krach
gestört wurde .«
    Diane lachte auf. »Mein Gott,
jetzt begreife ich erst, wie kitschig das klingt — es muß sich ja wie ein
regelrechtes Melodrama anhören .«
    »Sie machten also den
klassischen Fehler, einen Mann in Ihrem Zimmer zur Vernunft bringen zu wollen«,
warf ich ein.
    »Er beschimpfte die ganze
Familie für Deirdres Untreue«, berichtete Diane weiter, aber jetzt hatte sie sich
wieder gefaßt und konnte beinahe darüber lachen. »Wenn er Deirdre nicht haben
konnte, wollte er sich an der Familie schadlos halten .«
    »Womit er Sie meinte ?«
    »Genau — und jetzt fing das
Melodrama an. Wie in einer griechischen Tragödie stand ich vor der klassischen
Wahl, mich von ihm meines kostbarsten Kleinods berauben zu lassen oder laut um
Hilfe zu schreien und damit meine Mutter zu Tode zu erschrecken .«
    Ihre Stimme klang jetzt sehr
nüchtern. »Die Ironie der ganzen Sache war, daß sich meine Gefühle für ihn
immer noch nicht geändert hatten. Das große Drama, das sich in der Nacht in
meinem Zimmer abspielte, brachte eigentlich die Erfüllung meiner Träume. Als
alles vorbei war und er sich etwas ungeschickt entschuldigte, sagte ich, daß
dabei nichts zu entschuldigen

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