Zero kommt gleich
nach meinen Augen. Ich erzählte ihm, daß ich
bald wieder operiert werden sollte, und dabei erwähnte er nebenbei, daß seine
Frau kurz vor ihrem Tode auch mit den Augen zu tun hatte — das war alles .«
»Hm«, machte ich vage. »Aber
reden wir doch lieber von dem Polizisten Cromby und
lassen den armen einsamen Witwer Cromby einmal
beiseite, einverstanden ?«
Sie sah aus, als ob ich sie
plötzlich geschlagen hätte. »Wie Sie wollen, Mike Farrel «,
sagte sie eisig.
»Der Polizist Cromby beschäftigt sich mit Tatsachen«, führte ich aus. »Jede
neue Tatsache wird sorgfältig zu Papier gebracht, und wenn er an etwas gerät,
was mit seinen früheren Aufzeichnungen nicht übereinstimmt, dann holt er die
große Lupe hervor und guckt sich die Sache von allen Seiten genau an.«
»Sagen Sie das noch einmal,
aber bitte etwas verständlicher .«
»Okay. Cromby ist damals nach New York gefahren, um Ihren Mann zu verhaften. Dann hat er ihn
an die Westküste zurückgebracht. Vielleicht hat er dabei den echten Mike Kluger
etwas besser kennengelernt; außerdem hat er ihn ja auch während der ganzen
Verhandlung gesehen. Nun trifft er ihn sieben Jahre später wieder, gleich
nachdem er aus San Quentin entlassen ist. Wie Cromby sagte — ein langer Gefängnisaufenthalt kann einen Menschen sehr verändern.
Jetzt passiert es ihm zum erstenmal , daß ein Mann
nicht nur gesünder, sondern auch bedeutend smarter aus dem Knast kommt .«
»Selbst wenn Sie recht hätten —
was beweist das schon? Er hat also eine neue Tatsache herausgefunden, mit der
er sich beschäftigen kann. Mehr nicht, Mike Farrel .«
»Im Moment nicht«, entgegnete
ich trübsinnig. »Aber sie wird ihm keine Ruhe lassen. Außerdem hat er gemerkt,
daß mich seine Worte beunruhigt haben; das hat ihm wieder zu denken gegeben.
Und eines Tages wird ihm eine geradezu phantastische Idee kommen, bei der er
sich zuerst totlachen wird — eine wilde Theorie, die alle neuen Tatsachen unter
einen Hut bringt. Und die Antwort auf die alten Fragen wird dann sein: daß
dieser Mann nicht derselbe Mike Kluger ist, den Cromby damals in New York verhaftete; daß dieser hier ein geschickter Betrüger ist,
der wegen seiner großen Ähnlichkeit mit Kluger versucht, vorübergehend seinen
Platz einzunehmen, um sich die Beute zu holen und damit zu verschwinden. Und
wenn Cromby diese Theorie bei Licht betrachtet, wird
er sie gar nicht mehr so lächerlich finden .«
»Da können Sie recht haben«,
sagte sie. »Aber was sollen wir dagegen tun ?«
»Ich muß mich noch ein bißchen
mehr beeilen, als ich dachte .«
»Um die Steine zu finden ?«
»Die Steine — und den Mörder
von Janice O’Brien«, sagte ich.
»Ist das nicht Crombys Aufgabe ?« fragte sie
leise.
»Doch, ist es«, entgegnete ich.
»Er hat die Verantwortung, weil es sein Job ist. Aber Schuld kann einem auch
eine Verantwortung auferlegen. Drei Leute sind für den Tod von Janice O’Brien
verantwortlich: ihr Mörder, Ihr Mann, der sie in diese gefährliche Lage
gebracht hat, und ich, weil ich gestern abend in der
Maske Ihres Mannes die Situation heraufbeschworen habe, die ihr dann das Leben
kostete .«
»Sie können sich doch für den
Tod des Mädchen keine Schuld geben, Mike Farrel «,
sagte Diane mit warmer, mitfühlender Stimme. »Das wäre töricht .«
»Ich habe mir meine Ähnlichkeit
mit Mike Kluger zunutze gemacht und seine Rolle übernommen. Und gestern nacht ist mir
klargeworden, daß es damit allein nicht getan ist — ich muß zu Ende führen, was
er angefangen hat. Der echte Mike Kluger hatte ein Verhältnis mit Janice
O’Brien gehabt — das allein war schon gefährlich für sie. Ich habe aber gestern nacht seine Rolle gespielt
und damit ihr Ende besiegelt. Ich kann doch nicht einfach sagen: >Ich bin
Mike Farrel , und alles, was geschah, ist ganz allein Klugers Schuld<. Verstehen Sie das denn nicht? Was weiß
ich, wie der echte Mike Kluger auf ihren Anruf reagiert hätte? Das einzige, was
ich für Janice O’Brien noch tun kann, ist, ihren Mörder zu finden; damit hat
Mike Kluger dann seine Schuld gebüßt, und ich kann wieder in mein altes Leben
zurückgehen, ohne ständig von Alpträumen gequält zu werden.«
Diane seufzte tief. »Ich glaube
zwar immer noch, daß Ihre Auffassung falsch ist, aber es hat wohl keinen Zweck,
darüber zu streiten. Überlegen wir also, was Sie jetzt tun müssen, Mike Farrel .«
»Okay«, sagte ich. »Ich werde
zunächst versuchen, mehr über Mike Kluger herauszufinden
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