Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
»Ich will gerade gehen .«
    »Wenn du den Leutnant
hinausbegleitet hast — das Frühstück steht in der Küche, Mike .«
    »Danke, Schatz .«
    Sie gingen in die Küche zurück,
und ich brachte Cromby an die Tür.
    »Ich brauche Ihnen nicht zu
sagen: >Kommen Sie doch bald mal wieder vorbei, Leutnant<«, sagte ich und
hielt ihm die Tür auf. »Das werden Sie auch ohne Aufforderung tun .«
    Obwohl ich die Tür so einladend
hielt, machte er noch keine Anstalten zu gehen.
    »Wissen Sie eigentlich, wie
sieben Jahre Gefängnis einen Mann verändern können ?« erkundigte
er sich lässig. »Körperlich und seelisch?«
    »Ob ich das weiß oder nicht
weiß, scheint Sie nicht sehr zu interessieren«, entgegnete ich müde.
»Offensichtlich wollen Sie mir selber die Antwort geben .«
    »Körperlich bedeutet es, daß Männer aufschwemmen, ihre Haare verlieren und oft genug
auch die Zähne. Auch ihre Stimme verändert sich manchmal. Wenn man jahrelang
nur flüstert oder aus dem Mundwinkel heraus redet, gewöhnt man es sich fürs
ganze Leben an. Wer länger als fünf Jahre sitzt, bekommt manchmal einen Tick .«
    »Ihre Ausführungen sind
wirklich äußerst lehrreich, Leutnant. Kennen Sie auch ein paar Kartentricks ?«
    »Ich wollte gerade etwas tun,
was ich vor einer halben Stunde noch für ganz unmöglich gehalten hätte«,
entgegnete er trocken, »nämlich Ihnen ein Kompliment machen, Kluger. San
Quentin muß Ihnen direkt gutgetan haben, jedenfalls sind Sie gesünder
herausgekommen, als Sie es je in Ihrem Leben waren .«
    »Ich höre wohl nicht richtig ?«
    »Doch, Sie hören sogar sehr gut .« Er nickte. »Sie befinden sich in ausgezeichneter
Kondition, Sie haben weder Haare noch Zähne verloren. Ihre Stimme ist tiefer
geworden, und Sie sprechen gewählter. Außerdem denken Sie verflucht viel
schneller als zu dem Zeitpunkt, an dem ich Sie damals in New York verhaftete .«
    »Ich breche gleich in Tränen
aus«, sagte ich. »Aber da muß doch noch ein Pferdefuß kommen? Mein Frühstück
wird kalt, also tun Sie mir den Gefallen, und rücken Sie schon mit der Sprache
raus .«
    »Kein Pferdefuß, Kluger, die
Wahrheit reicht .« Er trat an mir vorbei in das
Treppenhaus hinaus und starrte mich noch einen Augenblick prüfend an.
    »Wissen Sie was ?« Ein langsames Grinsen breitete sich über sein Gesicht
aus. »Jetzt sehen Sie zum erstenmal , seitdem Sie
wieder auf freiem Fuß sind, richtig nervös aus .«
    Ich sah ihm nach, bis sein
Wagen um die Ecke verschwunden war. Dann machte ich die Tür zu und ging in die
Küche.
    Diane trank schon ihren Kaffee
und sah zufrieden und gelöst aus; es mußte angenehm sein, ein gutes Gewissen zu
haben, stellte ich mit einem leichten Neidgefühl fest.
    »Hier ist Ihr Frühstück, Mike Farrel .« Sie deutete mit, der Hand
auf den Herd. »Da stehen die Eier, hoffentlich sind sie noch warm .«
    »Vielen Dank«, sagte ich und
griff zu.
    »Ist der Leutnant fort ?« fragte sie, als ich mich ihr gegenüber mit meinem gefüllten
Teller niederließ.
    »Ja und hat mir ganz schön
eingeheizt .«
    »Glaubt er, daß Sie das Mädchen
umgebracht haben ?«
    »Nein, aber er findet, daß Mike
Kluger die sieben Jahre in San Quentin sehr gutgetan haben. Beinahe so eine Art
College-Erziehung.« Während ich mein Frühstück verzehrte, gab ich ihr einen
Bericht von unserer Unterhaltung zwischen Tür und Angel.
    »Vielleicht hat er nur
versucht, Sie irgendwie zu reizen«, sagte Diane, aber ganz überzeugt schien sie
selber nicht zu sein.
    »Das wäre dumm, und dumm ist Cromby nicht«, entgegnete ich grübelnd. »Ich habe allerhand
Respekt vor dem Mann; der versteht sein Fach .«
    »Ich glaube, er ist der
anständigste Mann, den ich je kennengelernt habe«, sagte Diane leise. »Vor drei
Jahren hat er seine Frau verloren; er hat sie sehr geliebt. Er wirkt viel
härter, als er ist; im Grunde ist er meiner Meinung nach ein gütiger Mensch —
und wohl auch sehr einsam .«
    Ich starrte sie an. »Das hört
sich ja nach zärtlichen Gefühlen an .«
    Sie mußte ein wenig lachen.
»Ja, tatsächlich. Ich sagte Ihnen doch, daß seit ein paar Wochen allerhand
Leute plötzlich ihr Interesse für mich entdeckt haben. Der Leutnant gehörte
auch dazu. Bevor Sie kamen, war er zwei- oder dreimal hier — immer sehr
offiziell, und er wollte mir die ganze Zeit klarmachen, was alles passieren
würde, wenn Sie die Steine nicht der Polizei übergeben würden. Das letztemal wurde er dann fünf Minuten lang richtig
menschlich und erkundigte sich

Weitere Kostenlose Bücher