Zero Option: Thriller
sogar die Sonne zum Vorschein kommt, wird es bestimmt noch besser werden.«
Sie grinste. »Wie schade, dass wir nicht immer hier wohnen können. Hier ist es so viel schöner als in Moskau. Kein Lärm, kein Stress, keine Ablenkungen. Nur wir beide. In Moskau muss ich dich mit so vielen anderen teilen. Und du hattest in letzter Zeit so viel zu tun, dass es mir manchmal fast so vorgekommen ist, als hättest du vergessen, dass ich überhaupt existiere.«
Er legte ihr die Hände auf die Wangen. »Das könnte ich niemals vergessen.«
»So wörtlich war es ja gar nicht gemeint. Aber du warst so sehr mit deinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass ich es wirklich genieße, wieder deine volle Aufmerksamkeit zu haben. Endlich gehörst du wieder mir, und ich beabsichtige, diese Tatsache voll und ganz auszunutzen.«
»Habe ich richtig gehört?«
Sie hob die Augenbrauen. »O ja.«
»Nun«, setzte Kasakov an, »das ist wirklich sehr schön. Ich werde dir nämlich in Zukunft deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken als bisher.«
Sie musterte ihn misstrauisch. »Was soll das denn heißen?«
Er holte tief Luft und sagte: »Ich glaube, es wird allmählich Zeit, dass ich in geschäftlicher Hinsicht ein wenig kürzertrete.«
Sie entließ ihn aus ihrer Umarmung und drehte sich ein wenig, um ihn besser anschauen zu können. Entgegen seinen Hoffnungen machte sie jedoch kein glückliches, sondern ein zweifelndes Gesicht. »Wirklich?«
Kasakov nickte. »Warum nicht? Wir haben so viel Geld, dass wir Ewigkeiten allein damit beschäftigt wären, es zu zählen. Und außerdem, ich habe einfach genug von alldem. Einfach genug.«
Izolda schüttelte den Kopf, nicht, weil sie nicht seiner Meinung war, sondern weil sie es nicht glauben konnte. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das kommt so plötzlich.«
»Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, alles bis ins kleinste Detail zu planen. So langsam wird es Zeit, ein bisschen spontaner zu werden.«
»Was passiert mit deiner Firma?«
Kasakov zuckte mit den Schultern. »Tomasz und Julia kommen auch gut ohne mich zurecht. Ich bleibe natürlich der Besitzer, aber sie können den Laden am Laufen halten. Zumal ich das ungute Gefühl habe, dass sie ohne mich sowieso viel besser zurechtkommen.«
»Es ist dir wirklich ernst damit, nicht wahr?«
Er nickte. »Es hat lange gedauert, aber inzwischen habe ich begriffen, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als Geld oder Macht. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren, Izzy.«
Sie blieb einen Augenblick lang stumm. »Du wirst mich nicht verlieren.« Und ohne ihn anzublicken, fuhr sie fort: »Warum sagst du denn so was überhaupt?«
Sanft streichelte er ihre Wange. »Ich bin kein Narr, mein Liebling. Ich weiß, dass ich dir nicht der Ehemann gewesen bin, den du verdient hast. Ich habe zugelassen, dass alle möglichen Dinge sich zwischen uns gedrängt haben. Meine Firma, Illarions Tod, unser Problem .« Er schluckte schwer, und sie drückte seine Hand. »In letzter Zeit sind ein paar Dinge geschehen, die meinen Blick verändert haben. Ich will nicht auf die Einzelheiten eingehen, aber das Entscheidende ist, dass ich mich verändert habe. Und ich glaube, es ist an der Zeit, mir einzugestehen, dass unser Problem in Wirklichkeit mein Problem ist. Aber heutzutage können die Ärzte praktisch alles reparieren. Und wenn nicht, dann gibt es andere Möglichkeiten. Es ist noch nicht zu spät.« Kasakov zog Izolda an sich und hielt sie fest. »Es tut mir so leid, dass ich dich weggestoßen habe.«
Er spürte ihre Tränen auf seiner Schulter.
Kurz nach neun sah Victor Izolda Kasakov durch die Hintertür der Datscha kommen, eine Erscheinung mit einem gemusterten Seidenkimono, einem breitrandigen Hut und einer großen Sonnenbrille. Die Zehennägel an ihren bloßen Füßen waren rubinrot lackiert. In der Hand hielt sie, soweit Victor das beurteilen konnte, ein Glas Eistee mit einer Limonenscheibe. Sie saugte an einem langen Strohhalm und ging in Richtung Swimmingpool, verschwand aus Victors Blickfeld. Er nahm an, dass sie sich auf einen der Liegestühle setzen wollte, um ihren Tee zu trinken. Von Kasakov war weit und breit nichts zu sehen.
Victor ließ die Halswirbel knacken und trank noch einen Schluck Wasser. Die Temperaturen waren mittlerweile selbst im Schatten auf über zwanzig Grad gestiegen. Immer noch wehte eine leichte Brise und sorgte dafür, dass es Victor nicht zu heiß wurde. Über ihm erklang Vogelgezwitscher. Victors ornithologische
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