Zero Option: Thriller
einer dicken Schicht Erde und Pflanzenrückstände bedeckte Stufen. Überall wuchsen dünne Bäumchen, und dazwischen kämpften Büsche und andere Pflanzen um das wenige Sonnenlicht, das durch das Blätterdach hereindrang. Auf Baumstämmen, abgefallenen Ästen und Felsen hatte sich Moos ausgebreitet. Victor wich Bäumen aus, duckte sich unter Zweigen hindurch, sprang über Felsen.
Er entdeckte einen umgestürzten Baum – absolut perfekt – und lief darauf zu, sprang darüber hinweg, kauerte sich dahinter, wirbelte herum und riss die MP hoch.
Wie erwartet kam eine Gestalt zwischen den Bäumen hervor, fünfzehn Meter entfernt, folgte Victors Spur. Er war zunächst schwer zu erkennen, weil er halb von den Bäumen verdeckt wurde und sich durch den Tarnumhang kaum von der Umgebung abhob, aber es war zweifellos ein Mann mit einer MP5SD.
Der Verfolger war von der plötzlichen Veränderung der Situation vollkommen überrascht.
Automatikfeuer hallte durch den Wald.
Der Mann mit dem Tarnumhang fiel um und war nicht mehr zu sehen. Lediglich ein blutiger Nebel hing in der Luft.
Victor ließ den Blick von links nach rechts wandern. Er wusste, dass das nicht der Einzige gewesen sein konnte. Da, im Unterholz, machte er eine verwischte Bewegung aus. Noch ein Mann im Tarnanzug, zwanzig Meter entfernt, halb links, im dichten, hochgewachsenen Unterholz. Hätte er sich nicht bewegt, hätte Victor ihn, genau wie den ersten, nicht so schnell bemerkt. Der zweite Mann hatte eine halbe Sekunde mehr Reaktionszeit als der erste und lag schon am Boden, als Victor anfing zu schießen. Seine 4,6-Millimeter-Kugeln rissen die Rinde von einem Baum in der Nähe.
Der Mann erwiderte das Feuer. Durch den dicken, integrierten Schalldämpfer machte die MP5SD fast kein Geräusch, und auch Mündungsfeuer war nicht zu erkennen. Kugeln zischten über Victors Kopf hinweg. Er machte sich kleiner, nutzte die Deckung des umgestürzten Baumstamms so gut wie möglich aus. Dann erwiderte er das Feuer, schoss zwar auch wieder daneben, aber immerhin so dicht, dass sein Gegner es für angeraten hielt, sich eine etwas solidere Deckung zu suchen.
Victor stützte den linken Arm auf den quer liegenden Baumstamm, den Blick über Kimme und Korn der MP7 hinweg auf die Stelle gerichtet, an der der andere verschwunden war. Falls er sich den Hang hinauf zurückziehen wollte, würde Victor ihn sehen, aber wenn er sich quer zur Falllinie bewegte, konnte er sich die ganze Zeit hinter hohen Büschen und Pflanzen verstecken. Die Bäume waren zwar alle noch sehr klein und schwach, aber dafür umso zahlreicher. Jeder schwankende Zweig, jedes fallende Blatt zog Victors Blicke an.
Ihm war klar, dass er froh sein konnte, noch am Leben zu sein. Wenn der Kerl, den er gerade erschossen hatte, nicht die Vögel so irritiert hätte, dass sie ihr Gezwitscher eingestellt hatten, dann wäre er jetzt tot. Er hätte, wie geplant, eine .338 Lapua Magnum durch Kasakovs Schädel gejagt und wäre danach an Ort und Stelle selbst erschossen worden. Doch in dem Moment, als er die plötzliche Stille registriert hatte, war ihm klar geworden, dass er nicht alleine war. Und dass er immer noch am Leben war, war für Victor ein klares Signal: Die Typen, die ihm ans Leder wollten, hatten Kasakovs Tod abwarten wollen.
Einer ausgeschaltet. Ein Zweiter ganz in der Nähe. Victor wusste nicht, wie viele es insgesamt waren, aber es musste mindestens noch ein Dritter dabei sein, der Sichtkontakt zu Kasakov gehalten hatte, um seinen Tod bestätigen zu können. Er hatte also immer noch einen Gegner im Rücken, allerdings in gut sechshundert Metern Entfernung. Den konnte er für den Augenblick vergessen.
Drei Kugeln bohrten sich in den umgestürzten Baumstamm, direkt unterhalb seines Arms. Der Schalldämpfer der MP5SD unterdrückte nicht nur das Schussgeräusch, sondern auch das Mündungsfeuer. Und auch der Schütze war aufgrund seines Tarnanzugs nicht zu sehen. Victor schickte eine Antwortsalve auf die Reise. Die ausgestoßenen Patronenhülsen prallten gegen den Baumstamm, und er duckte sich dahinter. Dann streckte er die Hand durch die dichte Vegetation, nahm eine Handvoll feuchte Erde und rieb sich Gesicht und Hals damit ein. Er vergaß auch nicht, die Augen zuzumachen und die Augenlider ebenfalls einzureiben.
Jedenfalls waren die Angreifer nicht vom Mossad, so viel stand fest. Eine Kidon-Einheit hätte ihn im Schlaf überrascht, ihn an irgendeinen dunklen, verlassenen Ort verschleppt und jedes letzte
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