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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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bisschen an Informationen aus ihm herausgeschnitten. Und zu Kasakov gehörten sie ganz offensichtlich auch nicht. Alle anderen, die Victor zu seinen Feinden rechnete, hätten nicht erst gewartet, bis er Kasakov umgebracht hatte. Es gab nur einen, der sowohl Kasakov als auch Victor tot sehen wollte.
    Doch dann verdrängte er alle diese Gedanken aus seinem Bewusstsein. Er musste sich konzentrieren. Adrenalin flutete seine Blutbahnen, und er atmete so langsam und gleichmäßig, wie er nur konnte, um die Wirkung so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten. Er musste seinen Pulsschlag deutlich unter den Wert drücken, den sein Körper eigentlich verlangte. Je schneller das Herz schlug, desto schneller konnte er laufen. Aber desto schlechter konnte er zielen.
    Noch mehr Kugeln schlugen in den schützenden Baumstamm ein. Holzsplitter und Rindenstückchen wurden in die Luft geschleudert und regneten auf ihn herab. Er blieb, wo er war, weil er wusste, dass Neun-Millimeter-Unterschallmunition den dicken Stamm niemals durchschlagen konnte. Selbst seinen panzerbrechenden Überschallprojektilen wäre das nicht gelungen, aber die MP7 war einer MP5SD an Reichweite und Feuerkraft weit überlegen. Das Problem war nur, dass Feindkontakte in einem Gelände wie diesem in aller Regel aus sehr kurzer Distanz stattfanden. Durch die Bäume und das Gestrüpp konnte man keine dreißig Meter weit sehen, daher konnte Victor aus der Überlegenheit seiner Waffe kein Kapital schlagen. Die praktisch lautlose MP seines Gegners mit dem so gut wie unsichtbaren Mündungsfeuer war für diese Auseinandersetzung sehr viel besser geeignet als Victors Waffe.
    Er rutschte nach links, bis er so dicht am Wurzelballen des umgestürzten Baums lag, dass er den Kopf seitlich aus der Deckung strecken konnte. Er suchte die Stelle, an der er seinen Gegner zum letzten Mal gesehen hatte, doch noch bevor er sie gefunden hatte, jagten Geschosse auf ihn zu, durchschlugen das Blattwerk, bohrten sich in die Erde. Er warf sich zurück in die Deckung.
    Der Schütze feuerte von einem erhöhten Punkt aus, knapp fünfundzwanzig Meter entfernt und perfekt getarnt. Wenn Victor versucht hätte, aus der Deckung zu kommen, hätte er mit Sicherheit länger gebraucht als sein Gegner, um zu zielen. Und Victor wusste aus Erfahrung, dass derjenige, der bei einer Schießerei als Zweiter schoss, als Erster tot war. Wenn er hier lebend herauskommen wollte, musste er seinem Angreifer zumindest einen Vorteil aus der Hand nehmen, bevor der Dritte sich einschalten konnte.
    Er sprang auf, schlängelte sich im Laufschritt zwischen den Bäumen hindurch, stürmte, von brennenden Muskeln angetrieben, in einem Rechtsbogen nach Osten, den Hügel hinauf. Kugeln verfolgten ihn, sprengten Rinde von Baumstämmen und mähten dünne Zweige nieder, doch die Bäume und das Gestrüpp boten sehr gute Deckung, und er war ein bewegliches Ziel. Als Victor etwa auf derselben Höhe wie sein Angreifer angelangt war, brachte er sich hinter einem dicken Baumstamm in Sicherheit. Dann kroch er rückwärts und dann seitlich durch das Unterholz, bis er noch einmal zwei Meter höher gekommen war. Der Schütze würde auch nicht lange am selben Ort bleiben, sondern ebenfalls weiter nach oben steigen.
    Victor schob sich auf Knien und Ellbogen vorwärts, Zentimeter um Zentimeter. Der Untergrund war felsig. Stille herrschte im Wald. Bis auf das sanfte Rascheln der Blätter und seinen eigenen Atem war nichts zu hören. So dicht am Boden wurde er vollständig von der dichten Vegetation verdeckt, konnte gleichzeitig jedoch auch kaum etwas sehen. Er veränderte seine Lage so, dass er durch das Gewirr der Pflanzen und Äste bis zu der Stelle blicken konnte, wo sein Gegner zuletzt gewesen war. Dann legte er die MP7 an, zielte und wartete.
    Zehn Sekunden später nahm er eine Bewegung wahr, zwar nicht den Mann im Tarnanzug, aber ein gesundes Blatt, das langsam zu Boden schwebte. Victor drückte ab und jagte drei 4,6-Millimeter-Kugeln in das Dickicht. Zweige und Blätter wurden zerfetzt, aber ob er sein Ziel getroffen hatte, konnte er nicht erkennen.
    Dann zischten ein paar Kugeln über seinen Kopf hinweg. Das reichte ihm als Antwort. Aus Victors Position war der Schütze unmöglich auszumachen. Er sah auch keine zerfetzten Blätter oder Zweige, die ihm den Weg, den die Kugeln genommen hatten, hätten zeigen können. Direkt neben Victors Kopf zerplatzten ein paar Blätter. Er schoss zurück, streute im Bogen durch das Dickicht, zielte

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