Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
über siebenhundert Meter, der einen bewaldeten Hügel hinaufführte, dazu noch die Überwindung einer drei Meter hohen Mauer, das alles musste dem Kerl einiges abverlangt haben, ganz egal, wie fit er war. Sein Puls raste, und darunter litt die Zielgenauigkeit. Aber besonders gut brauchte er ja auch nicht zu schießen, um Victor festzunageln, während der andere Gegner unaufhaltsam näher kam.
    Da der eine zwanzig Meter vor ihm und der andere vielleicht vierzig Meter hinter ihm war, aber schnell aufschloss, blieben Victor nur zwei Möglichkeiten. Wenn er nach links auswich, dann überließ er seinen Angreifern die erhöhte Position, nur um nach fünfhundert Metern vor einer Mauer zu stehen, die er niemals überwinden konnte, bevor er ein paar Kugeln in den Rücken bekam. Außerdem hätten ihn auf der anderen Seite fünf schwer bewaffnete Bodyguards in Empfang genommen. Nach rechts würde bedeuten, dass er den Hügel hinaufmusste, und ein langsames Ziel war sehr schnell ein totes Ziel. Aber da, wo er war, konnte er auch nicht bleiben. Jede Sekunde, die er verstreichen ließ, gab dem anderen Bewaffneten noch mehr Zeit, um näher zu kommen und den tödlichen Schuss abzugeben.
    Victor entschied sich für rechts, rannte los, geduckt. Kugeln aus der Waffe des Neuankömmlings durchschlugen das Dickicht, aber so ungenau, dass der Schütze entweder deutlich schlechter war als sein Partner oder aber unter dem Einfluss eines pochenden Herzens und eines viel zu hohen Adrenalinspiegels stand. Mit aller Kraft katapultierte Victor sich bergauf, widersetzte sich der Schwerkraft, wusste, dass er kein einziges Mal stolpern und seine Schritte nicht verlangsamen durfte, weil sein Gegner ihn dann nicht mehr verfehlen würde. Um ein Haar wäre er auf einem bemoosten Stein ausgerutscht, rannte aber weiter, bis er einen Baum entdeckte, der dick genug war, um ihm Deckung zu bieten. Er stellte sich seitwärtsgewandt dahinter, um so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, und rang um Atem. Einen Angreifer hatte er ausgetrickst, aber zwei, die zudem noch Funkkontakt zueinander hatten, würden sich nicht austricksen lassen.
    Der Baum hatte zwei Stämme, die im Fünfundvierzig-Grad-Winkel aus der Erde kamen, sich mehrfach kreuzten und umeinanderwanden. Victor stellte sich hinter den dickeren Teil und spähte durch die Lücke. Ein Gecko flitzte davon.
    Der zweite Angreifer kam auf ihn zugelaufen. Er wollte die Gelegenheit nutzen, solange seine Zielperson sich in der Deckung verkroch. Er war noch ungefähr dreißig Meter entfernt, halb verdeckt von einem Gebüsch, die Waffe im Anschlag. Auch er trug einen Tarnanzug und eine MP5SD. Die linke Schulter an die Baumstämme gestützt, beugte sich Victor kurz aus der Deckung und gab einen Feuerstoß ab. Der Kerl tauchte ab und war nicht mehr zu sehen.
    Victor drehte sich um, wusste, dass der erste Angreifer die Gelegenheit beim Schopf packen und näher kommen würde. Schon nach einer Sekunde hatte er ihn erspäht. Er huschte von Baum zu Baum, geduckt, aber schnell, eilig, aber ohne Hast. Gerade, als der Kerl hinter einer dichten Wand aus tief hängenden Zweigen verschwand, drückte Victor den Abzug. Panzerbrechende Projektile durchschlugen das Blattwerk. Victor konnte nicht damit rechnen, einen seiner Gegner zu treffen – bewegliche Ziele in einem Gelände, das vielfältige Deckung bot, waren keine einfache Aufgabe –, aber ihm war klar, dass sie immer dann versuchen würden, näher zu kommen, wenn sie davon ausgehen konnten, dass er gerade Deckung suchte. Und Männer in Tarnanzügen waren in der Bewegung deutlich leichter zu erkennen als in Ruhe.
    Die paar Sekunden, in denen seine Gegner sich in der Deckung verkrochen, nutzte Victor, um noch ein Stück den Hang hinaufzugelangen. Wieder schaffte er es bis hinter einen Baum, der dick genug war. Er merkte aber auch, dass er müde wurde, dass seine Brust sich hob und senkte, dass sich in seinen Muskeln Milchsäure bildete. Er brauchte sich nur eine Sekunde zu lang aus der Deckung zu wagen, und schon hatte er eine Kugel im Rücken.
    Er keuchte. Seine Lippen schmeckten nach Erde und Schweiß. Er wehrte sich gegen das instinktive Bedürfnis, sich einfach zu verschanzen und zurückzuschießen. Ihm war klar, dass die beiden zu weit voneinander entfernt waren. Er konnte sie nicht beide gleichzeitig unter Beschuss nehmen, und wenn er zu lange an einer Stelle verharrte, dann nahmen sie ihn in die Zange. Er musste in Bewegung bleiben, sonst kam er nie wieder

Weitere Kostenlose Bücher