Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
so was zusammen macht. An deinen Falten sieht man, dass du oft mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne gesehen hast. Das heißt, du warst im Irak oder in Afghanistan im Einsatz. Bist noch nicht lange raus, ein paar Jahre höchstens. Hast vermutlich irgendwo in Bagdad oder Kabul als privater Sicherheitsberater gearbeitet. Hast damit zwar sehr viel mehr verdient als in der Army, aber du warst ziemlich unterfordert, weil du immer bloß irgendwelche Diplomaten oder Presseteams bewachen musstest. Es ist frustrierend, wenn die Fähigkeiten, die man sich ein Leben lang antrainiert hat, wieder verloren gehen, einfach nur, weil man sie nicht mehr anwendet, hab ich recht?«
    Der Amerikaner antwortete noch immer nicht.
    »Dann, eines Tages, bietet dir ein alter Bekannter, der schon ein bisschen länger aus der Army entlassen ist, einen anderen Job an, ebenfalls privat, aber anders. Mehr so wie das, was du früher in Diensten von Uncle Sam gemacht hast, und sogar noch besser bezahlt als die Babysitterei für irgendwelche Journalisten. Trotzdem hast du zunächst mal gezögert, einfach wegen der Art des Auftrags, hast am Anfang vielleicht sogar Nein gesagt, aber dein Bekannter hat dich davon überzeugt, dass es um einen richtig miesen Typen geht und dass du im Grunde genommen sogar ein gutes Werk tust. Es hat alles prima geklappt, so prima, dass du über kurz oder lang noch einen Auftrag bekommen hast und dann noch einen und noch einen. Ehe du dich’s versiehst, machst du nichts anderes mehr. Jedes Mal wird dein Bankkonto ein bisschen dicker und die Stimme in deinem Hinterkopf ein bisschen leiser, so lange, bis du nicht einmal mehr weißt, was sie eigentlich gesagt hat.« Victor machte eine kleine Pause. »Und ehe du dich’s versiehst, bist du ein Auftragskiller.«
    Der Kerl starrte ihn an, verwirrt und mehr als nur ein bisschen verunsichert. »Worauf willst du eigentlich raus?«
    »Aber ich wette, du siehst dich im Grunde immer noch als Söldner«, fügte Victor hinzu. »Glaub mir, noch ein Jahr, und du hättest dir nicht mehr die Mühe gemacht, dir selbst in die Tasche zu lügen. Und um deine Frage zu beantworten: Ich will darauf hinaus, dass es jetzt, wo deine Kollegen tot sind, keinen Menschen mehr gibt, der dich besser kennt als ich. Und ich weiß, dass du nur mein Gegner bist, weil es dein Job ist. Es ist nichts Persönliches.«
    Der Blick des Amerikaners wurde hart. »Abgesehen davon, dass du meine beiden Kumpels umgebracht hast.«
    Victor nickte. »In Notwehr. Du hast schon mehr als einen Kameraden verloren. Das hier ist nichts anderes. Du wirst drüber wegkommen. Aber so lange kann ich nicht warten. Du musst dich hier und jetzt entscheiden, ob ich für dich bloß ein Job bin oder dein Feind.«
    »Wieso?«
    Victor starrte ihn durchdringend an. »Du weißt, wieso.«
    Der Amerikaner ließ seinen Kopf auf die Brust sinken und holte einmal tief Luft. Als er wieder aufschaute, sagte er: »Es ist so, wie du gesagt hast. Für mich ist das ein Job. Nichts weiter. Im umgekehrten Fall hätte ich genauso gehandelt wie du. Ich nehm’s dir nicht übel.«
    Victor deutete auf die Wasserflasche, und der Amerikaner nickte. Victor hielt ihm die Flasche hin, damit er aus dem Strohhalm trinken konnte. Er schluckte mehrmals. Victor stellte die Flasche wieder auf den Boden.
    »Für wen arbeitest du?«, wollte er dann wissen.
    Der Amerikaner runzelte die Stirn. »Ach, komm schon, Mann, du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann.«
    Victor nickte verständnisvoll und zog das Messer aus seiner Kampfweste. »Ich bin kein Freund von Folter«, sagte er. »Aber nicht, weil ich irgendwie zimperlich wäre. Je mehr Blut man sieht, desto weniger macht es einem aus, das weißt du so gut wie ich.« Er tippte die Spitze der Klinge an. »Ich finde es vor allem deshalb so unangenehm, weil ich eigentlich ein sehr reinlicher Mensch bin und Foltern in eine ziemliche Schweinerei ausarten kann. Ich veranstalte nur ungern Schweinereien, aber manchmal lässt es sich eben nicht vermeiden.«
    Der Blick des Amerikaners war starr auf das Messer gerichtet. »Das muss doch nicht sein.«
    »Dann versuch’s doch noch mal mit einer Antwort auf meine Frage.«
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau.«
    »Das reicht mir nicht.«
    »Warte doch. Shane hat die Kontakte zu den Kunden gehabt. Sonst keiner. Das war sein Job. Ich hab immer bloß geschossen. Er war der Boss.«
    Victor zog eine Augenbraue in die Höhe. »Deine Funkkennung war Cowboy Daddy

Weitere Kostenlose Bücher