Zero Option: Thriller
Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. »Ägyptischer Waffenhändler?«
»Genau.«
»Name?«
»Keine Ahnung, Mann. Irgend so ein Araber. Du weißt doch, wie das ist.«
»Baraa Ariff«, sagte Victor.
Der Amerikaner nickte. »Ja, genau. Woher weißt du das?«
»Wem habt ihr Ariff und seine Familie übergeben?«
»Gar niemandem.«
»Was habt ihr mit ihnen gemacht?«
Der Amerikaner schaute ein wenig betreten drein. »Was hast du denn gedacht? Wir haben sie umgebracht.«
Victor runzelte die Stirn. »Wieso habt ihr sie dann überhaupt entführt, wenn ihr sie sowieso umbringen wolltet?«
»Der Kunde wollte, dass sie gefoltert und dabei gefilmt werden.«
Erneut runzelte Victor die Stirn. Er versuchte, sich die Bilder nicht auszumalen.
»Wie lautet der Account für diesen Auftrag?«
»Den habe ich gelöscht. Das mache ich jedes Mal nach …«
»Schon gut.« Victor nickte. »Ich glaub’s dir. Mach ich auch immer.«
Victor las die E-Mails noch einmal durch, um ein Gespür für die Wortwahl und den Ton des Amerikaners zu bekommen, dann verfasste er eine Bestätigung seiner eigenen Ermordung. Es wäre sinnlos gewesen, das dem Amerikaner zu überlassen … entweder hätte er absichtlich versucht, die Nachricht zu sabotieren, oder der Stress, dem er im Augenblick ausgesetzt war, hätte sich unbewusst darin niedergeschlagen. Victor schickte die Bestätigung ab.
Seine Sachen waren bereits gepackt, und er hatte das Areal so gründlich wie nur möglich gesäubert. Er schaltete das Handy aus, setzte den Rucksack auf und zog die MK23 aus dem Oberschenkelhalfter.
»He«, sagte der Amerikaner mit weit aufgerissenen Augen. »Was soll denn das?«
»Vorhin habe ich gesagt, dass das zwischen uns nichts Persönliches ist. Aber da habe ich noch nicht gewusst, dass du Kinder umgebracht hast.« Victor entsicherte die Pistole und richtete die Mündung zwischen die Augen des Amerikaners. »Sogar für Leute wie uns gibt es gewisse Grenzen.«
Klack. Klack.
Kapitel 55
Bologna, Italien
Alberto Giordano saß vor einem seiner Lieblings-Cafés im Herzen der Altstadt, spürte die wärmende Sonne auf seinem Rücken, nippte an seinem Espresso, und wenn eine oder mehrere hübsche Bologneserinnen an ihm vorbeigingen, erfreute er sich jedes Mal aufs Neue an deren Anblick. Giordano war zwar in Rom geboren, aber schon vor vielen Jahren hatte er sich in Bologna verliebt. Es war eine großartige Stadt – lebendig, offen, unterhaltsam, unverfälscht und wunderschön –, und Giordano schätzte sich glücklich, dass ihn die Geschäfte in ihre mittelalterlichen Mauern verschlagen hatten. In seiner Jungend hatte er davon geträumt, Künstler zu werden, hatte gehofft, als Schöpfer moderner Meisterwerke dieselbe Verehrung zu erfahren wie die Meister der Renaissance, die er so sehr bewunderte. Aber als Not leidender Maler war es schwer, die Rechnungen zu bezahlen, und so hatten Giordanos geschickte Hände irgendwann, vermittelt durch den Freund eines Freundes, ein profitableres Betätigungsfeld gefunden.
Bei dem Gedanken, dass all seine Jugendträume der harten Realität zum Opfer gefallen waren, wäre ein anderer womöglich traurig geworden, aber wie konnte Giordano traurig sein, wo das Leben so gut zu ihm war?
Zwei wohlgeformte junge Frauen gingen an ihm vorüber. Ihre Absätze klackerten über das Kopfsteinpflaster, und Giordano applaudierte ihnen höflich. Aus irgendeinem Grund, den Giordano bis heute noch nicht begriffen hatte, empfanden Ausländerinnen ein solches Kompliment als peinlich oder gar unanständig. Nur die Italienerinnen freuten sich darüber, dass ihre Bemühungen gebührend honoriert wurden. Diese beiden bildeten keine Ausnahme. Sie warfen Giordano verstohlene Blicke zu und lächelten, während sie miteinander flüsterten. Bei anderer Gelegenheit wäre Giordano ihnen vielleicht nachgegangen, aber wenn er seinen Kaffee getrunken hatte, stand ein Treffen mit einem Kunden bevor. Also winkte er ihnen einfach nur charmant zu und freute sich, als die Geste erwidert wurde.
Giordano war der einzige Gast im Freien, bis ein zweiter Mann sich an einen der Tische in der ersten Reihe setzte. Ein Kellner nahm seine Bestellung entgegen, und Giordano verlangte nach der Rechnung. Als er den letzten Rest seines Espresso austrank, merkte er, dass sich hinter ihm irgendetwas verändert hatte. Er drehte sich um und sah, dass eine Frau sich an den Tisch hinter ihm gesetzt hatte. Er hatte ihre Ankunft nicht bemerkt, und jetzt wurde ihm auch
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