Zero Option: Thriller
Leibwächtern, eintreten.
Eltsina konnte es nicht glauben. Kasakov kam mit langen Schritten auf sie zu – riesig, Achtung gebietend, lebendig. Furchterregend. Kraftlos griff Eltsina nach ihrer Pistole.
Doch noch bevor ihre Hand den Griff berühren konnte, hatte Kasakovs Elitetruppe die Waffen gezogen und gebrüllt: »Keine Bewegung!« Sie streckte ihnen die geöffneten Handflächen entgegen.
»Ich verstehe das nicht«, brachte sie hervor, während Kasakov näher kam.
»Das brauchst du auch nicht zu verstehen«, erwiderte Kasakov und landete eine mächtige rechte Gerade in ihrem Gesicht, sodass sie mit gebrochenem Jochbein und Kiefer bewusstlos zu Boden fiel.
Kasakov verzog das Gesicht und schüttelte seine Hand. Dann wandte er sich an den Vorstand.
»Meine Herren«, setzte er an. »Ich entschuldige mich für das Schmierentheater, aber ich kann Ihnen versichern, es war unumgänglich. Lediglich zwei Menschen haben gewusst, wo ich meinen Urlaub verbringe: Tomasz und Julia. Trotzdem hat man versucht, mich dort zu ermorden. Nach Julias kleiner Ansprache dürfte wohl allen klar sein, wer dahintersteckt.«
»Nein« , presste Eltsina trotz des gebrochenen Kiefers hervor, während sie langsam wieder zu Bewusstsein kam.
»Ruhig, meine Süße«, sagte Kasakov. »Später kannst du dann so viel Lärm machen, wie du willst.« Er lächelte, und sein Schatten fiel über das Gesicht der Russin. »Und du hast gedacht, schon das, was ich Ariff angetan habe, sei sehr grausam gewesen.«
Es war beinahe Mitternacht, als Kasakov und Burliuk in Kasakovs Datscha eintrafen. Der Flur war mit Tüchern ausgelegt. Überall lagen Backsteine, Metallstangen, Schrauben, Werkzeuge sowie stapelweise zehn Zentimeter dicke Platten aus Polykarbonatglas. Jedes Fenster der Datscha bekam eine hochwertige kugelsichere Scheibe aus dem besten Material, das für Geld zu bekommen war. In jedem Zimmer wurden Bewegungsmelder und Kameras installiert. Kasakovs Datscha war schon immer sicher und gut bewacht gewesen, aber jetzt wurde sie in eine Festung verwandelt.
»Bitte entschuldige das Durcheinander«, sagte Kasakov zu Burliuk, nachdem sie die Treppe hinaufgestiegen waren, »aber ich glaube, du kannst nachvollziehen, dass ich meine Sicherheitsmaßnahmen verstärken lasse. Du kannst froh sein, dass meine Wachen nicht darauf bestanden haben, einen Blick in deine Körperöffnungen zu werfen.«
Ein bewaffneter Leibwächter war auf dem oberen Treppenabsatz postiert, mit Blick auf das Treppenhaus. Ein zweiter am unteren Ende. Einer an jedem Ende des lang gestreckten Flurs. Kasakov brachte Burliuk in sein Arbeitszimmer und machte die Tür zu.
»Nimm Platz, Tomasz.«
Burliuk setzte sich.
»Izolda ist unten«, sagte Kasakov und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Sie hat das Attentat überraschend gut verkraftet, finde ich. Sie ist eine starke Frau, aber ich habe sie schon viel zu lange alleine gelassen, nur in Begleitung irgendwelcher Bodyguards.«
»Nimm dir eine Zeit lang frei«, sagte Burliuk. »Bleib bei Izolda. Kümmere dich um deine Frau und überlass mir den Rest.«
Kasakov musste lächeln. »Genau das habe ich vor, alter Freund. Aber sag mir zuerst, Tomasz, wie ist der Stand mit den Nordkoreanern?«
»Ich fürchte, sie haben die MiG-Bestellung zurückgezogen und sich für die Inder entschieden.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte Kasakov. »Diese Leute plustern sich dermaßen auf und haben doch Angst vor ihrem eigenen Schatten. Aber das ist ihr Pech, nicht meines.«
»Ich wünschte, du hättest recht. Dieses Geschäft war lebenswichtig für uns, nicht nur im Hinblick auf das Geld, sondern auch für unseren Ruf. Es wird lange dauern, bis man uns wieder Vertrauen schenkt. Und wer soll jetzt noch bei uns kaufen? Wie viele Konflikte werden heutzutage noch mit Panzern und Kampfflugzeugen ausgetragen? Der Krieg hat sich gewandelt. Wir befinden uns in der Ära der Terroristen und der Guerilla, und die führen ihre Kämpfe mit Gewehren und Sprengsätzen.«
»Da hast du natürlich recht«, pflichtete Kasakov ihm bei, »aber trotzdem ist mir das alles egal. Wie viel Macht und Reichtum kann man als einzelner Mensch schon besitzen?«
»Ich verstehe nicht, was du meinst.«
»Ich ziehe mich zurück.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach, aber als ich erfahren habe, dass ich Vater werde, musste ich nicht mehr länger überlegen.«
»Was?«
Kasakov stand auf. »Izolda ist schwanger. Wir bekommen
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