Zero Option: Thriller
Victor, bevor es am anderen Ende der Leitung klingelte.
Er ging zum Fahrstuhl, und die Frau in der Notrufzentrale erkundigte sich höflich, wie sie Georg helfen konnte.
Kapitel 8
Central Intelligence Agency, Virginia, USA
Der stellvertretende Direktor des National Clandestine Service, Roland Procter, ließ sich in einen der vier Ledersessel in der Sitzecke seines Büros sinken. Dieser Bereich war speziell für Sitzungen und Gespräche eingerichtet worden, die ein wenig formloser verlaufen sollten als üblich, aber Procter fühlte sich normalerweise wohler, wenn er hinter seinem massiven Schreibtisch sitzen bleiben konnte. Sein jetziger Gast verdiente jedoch eine Behandlung mehr auf Augenhöhe.
In dem Sessel gegenüber von Procter saß Clarke. Er war zwar genauso alt wie sein Gegenüber, aber mindestens vierzig Kilogramm leichter und deutlich blasser. Bei genauerer Betrachtung wies er eine gewisse Ähnlichkeit mit einem frittierten Kartoffelstäbchen im Anzug auf. Aber wenn Clarke das Pommes frites war, dann war Procter – das musste er zugeben – der Hamburger. Er kannte sein eigenes Gewicht nicht genau, aber es musste sich irgendwo jenseits der hundertzwanzig Kilo bewegen, und das hatte nichts mit Veranlagung oder schweren Knochen zu tun. Procter war einfach ein leidenschaftlicher Esser.
Clarke war nicht bei der CIA angestellt. Sein Dienstausweis war vom Pentagon ausgestellt worden, aber das konnte im Prinzip so gut wie alles heißen. Procter wusste nicht genau, für wen Clarke zurzeit eigentlich arbeitete. Der Pentagon-Ausweis bot eine Menge Raum für Spekulationen und öffnete ihm viele Türen. Er war so etwas wie der Backstage-Pass zu den Geheimdiensten. Ob bei der CIA, der NSA, dem Ministerium für Heimatschutz oder der DIA, Clarke war jederzeit willkommen. Er brauchte sich nicht einmal vorher anzumelden. Diese Tatsache weckte bei Procter eine gewisse Unruhe, zumindest in dem Teil von Procter, der noch fest auf dem Boden seiner Vorschriften und Dienstanweisungen stand. Wer weiß, vielleicht arbeitete Clarke für keinen einzigen der großen Dienste oder aber für alle gleichzeitig. Vielleicht war seine Behörde so geheim, dass nicht einmal Procter je davon gehört hatte. Doch das spielte alles keine Rolle. Das Einzige, was eine Rolle spielte, war, dass Clarke sich denselben Prinzipien verpflichtet fühlte wie Procter und dass er genauso viel Schneid besaß wie er, um diese Prinzipien in die Tat umzusetzen.
»Ich habe Nachricht von meinem Mann erhalten«, fing Procter an. »Anscheinend hat es ein paar unbedeutende Probleme mit dem Lieferanten in Hamburg gegeben.«
Clarke zog die Augenbrauen in die Höhe. »Was denn für Probleme?«
»Tödliche.« Procter fasste kurz und knapp alles zusammen, was er wusste.
»Ist Tesseract sauber da rausgekommen?«
»Das behauptet er zumindest, und unsere Leute in Deutschland stützen seine Version. Die Polizei hat die Toten als Opfer einer Bandenschießerei verbucht. Georg ist sehr schwer verwundet, wurde dreimal operiert, wird aber vermutlich durchkommen. Man hat mir gesagt, dass er bei Bewusstsein ist und den Mund hält. Aber das spielt ohnehin keine Rolle. Der Polizei da drüben ist es ziemlich egal, wenn sich ein paar Kriminelle gegenseitig Löcher in den Bauch schießen. Insgeheim führen die ein paar Freudentänze auf, weil gleich zwei Banden auf einen Schlag dabei draufgegangen sind. Sie fahnden nicht nach einem bestimmten Täter und schon gar nicht nach unserem Mann.«
»Gut.«
»Das klingt ja beinahe enttäuscht«, sagte Procter.
Clarke ignorierte die Spitze. »Aber es gibt da noch ein echtes Problem. Wegen Bukarest.«
»Und das wäre?«
»Einer von Kasakovs Leuten hat Tesseracts Schuss gehört. Er hat seine Kontakte ins Polizeipräsidium von Bukarest spielen lassen und erfahren, dass man den Leichnam des Attentäters schon entdeckt hatte – ohne Kopf. Er lag auf einem Flachdach, direkt neben einem Scharfschützengewehr, mit freier Sicht auf den fünfhundertfünfzig Meter entfernten Haupteingang des Grand Plaza, wo zufälligerweise Vladimir Kasakov abgestiegen war.«
»Und was hat die Polizei ihm noch verraten?«
»Alles, was sie über den Attentäter wussten. Dass er ein kroatischer Auftragskiller war und von Interpol gesucht wurde. Der Typ war Arschloch durch und durch, hat für alle möglichen Leute gearbeitet. Das heißt, Kasakov weiß jetzt, dass ihn irgendjemand um die Ecke bringen wollte. Und dass jemand anders eingegriffen hat, um genau das zu
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