Zero Option: Thriller
verhindern. Vielleicht ist ihm ja klar, wer ihn umbringen will, vielleicht auch nicht. Aber eines steht fest: Er wird wissen wollen, wer ihm da zu Hilfe gekommen ist, und in der Zwischenzeit wird er schön den Kopf unten halten.«
Procter zuckte die Achseln. »Ist mir eigentlich egal.«
»Mir nicht.«
»Sollte es aber. Wir legen einfach eine falsche Fährte. Wir lassen ihn glauben, dass der Kroate in einem ganz anderen Zusammenhang umgebracht worden ist und er sein Leben nur einem glücklichen Zufall zu verdanken hat.«
Daran hatte Clarke auch schon gedacht, und das wusste Procter. Darum kam die Antwort auch wie aus der Pistole geschossen zurück. »Sicher. Aber es wäre besser, wenn er sein Leben einfach weiterleben würde, ohne dass er sich bedroht fühlt. Jetzt weiß er, dass er dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen ist, und das könnte die Dinge für uns komplizierter machen. Vielleicht ändert er seine Pläne, verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen, taucht unter. Verdammt noch mal, vielleicht zieht er sich ja ganz aus dem Waffengeschäft zurück und geht in die Politik.«
Clarke wog vielleicht ungefähr so viel, wie Procter an einem schlechten Tag in sich hineinschlang. Aber in puncto Gehirnmasse, dachte der Dicke, da liegen wir beide in einer Gewichtsklasse.
»Das ist kein Problem«, versicherte ihm Procter.
»Und wenn er jetzt zu viel Angst bekommen hat?«
»Dann beruhigt er sich auch wieder. Kasakov ist sich sehr wohl über die Risiken seines zweifelhaften Lebenswandels im Klaren. Wer illegal mit schweren Waffen handelt und jeden Diktator, jeden Stammesfürsten und jede Todesschwadron auf diesem Planeten in seiner Kundenkartei führt, der braucht einen guten Schlaf. Und im Übrigen – glauben Sie wirklich, dass das der erste Anschlag auf sein Leben war? Der Kerl ist hart im Nehmen. Ein einziger Gewehrschuss reicht jedenfalls bestimmt nicht aus, um so einem Typen Angst einzujagen.«
»Es besteht aber ein Unterschied zwischen Angsthaben und klugem Handeln.«
»Glauben Sie mir, dieser Drecksack hat Eier aus Granit. Haben Sie gewusst, dass der französische Geheimdienst mal hinter ihm her gewesen ist, noch bevor er eine ganz große Nummer war? Er hat sie bei einem Geschäft mit Exocet-Raketen über den Tisch gezogen. Damals war es auch so knapp.« Procter hielt Daumen und Zeigefinger im Zwei-Zentimeter-Abstand in die Höhe.
»Hab ich nicht gewusst«, erwiderte Clarke tonlos.
»Das wissen nur die wenigsten. Ich glaube, das war in Marokko damals. Er hat Urlaub gemacht. Der französische Auslandsgeheimdienst hat eine Einheit losgeschickt. Die haben den Großteil seines Gefolges erschossen, aber ihn haben sie nur verletzt. Er hat das halbe Ohr verloren. Hat er sich davon etwa aufhalten lassen? Nein, hat er nicht. Er hat ihnen später sogar beim Verkauf von ein paar Mirage-Jets geholfen. Dabei sind die Franzosen ihm in Marokko deutlich näher gekommen als unser kroatischer Freund in Bukarest. Ich sage Ihnen, Peter, um den guten alten Vladimir brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen.«
Clarkes Gesichtszüge wurden härter. »Wegen Kasakov mache ich mir auch keine Sorgen.«
Procter beugte sich vor. »Das hatten wir doch alles schon mal, und ich kann Ihre Bedenken in Bezug auf meinen neuen Mitarbeiter wirklich verstehen.«
»Da bin ich mir eben nicht so ganz sicher.«
»Hören Sie, es kann ja sein, dass da unter Umständen ein gewisses Risiko mit ihm verknüpft ist, aber sein Wert übersteigt dieses Risiko bei Weitem.«
»Zum jetzigen Zeitpunkt ist immer noch nicht eindeutig erkennbar, welchen Wert er tatsächlich hat.«
»Ich finde, diesen Wert hat er erst vor Kurzem recht eindrücklich demonstriert.«
Clarke zuckte abschätzig mit den schmalen Schultern. »Das Wunderkind besteht den ersten Test, na und? Das bedeutet doch lediglich, dass er nützlich ist, aber von der Sorte gibt es viele. Und zwar solche, die sehr viel besser zu lenken sind.«
»Ich glaube, Ihnen ist immer noch nicht so richtig bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir ihn haben. Nur für den Fall, dass Sie es vergessen haben sollten: Wir haben erst achtundvierzig Stunden, bevor der Anschlag auf Kasakov stattfinden sollte, überhaupt davon erfahren. Wir hatten keine Ahnung, wo Kasakov war, und selbst wenn wir es gewusst hätten, hätten wir keine Möglichkeit gehabt, ihn zu warnen. Wir hatten bloß dieses eine abgefangene Telefonat, aus dem wir erfahren haben, wo es stattfinden soll. Wir haben
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