Zero Option: Thriller
nichts, was ihm verraten konnte, wer diese Kerle waren. Auch hier fand er geöffnete, aber leere Seitentaschen vor, einmal auf der Außen- und einmal auf der Innenseite des Kofferdeckels.
Das zweite Schlafzimmer war größer als das erste. In dem zerwühlten Doppelbett hatte das vierte Team-Mitglied geschlafen, höchstwahrscheinlich der Anführer. Als Victor das Zimmer betrat, beschleunigte sich sein Herzschlag um etliche Schläge pro Minute. Nicht, weil auf dem Bett ein aufgeklappter Koffer lag und die Kleidungsstücke auf dem Bett verteilt waren. Nicht, weil sich darin nichts mehr befand, was ihm irgendwie hätte weiterhelfen können. Sein Herz schlug schneller, weil an der gegenüberliegenden Wand ein fünftes, ebenfalls benutztes Feldbett stand.
Aber kein Koffer.
Kapitel 29
Zürich, Schweiz
In einem dunklen Raum standen zwei Männer, die keine Schweizer waren, vor einem antiken Holzschreibtisch. Der eine war Anfang dreißig und trug Jeans und einen Anorak. Der zweite war alt, sehr klein und trug einen Anzug. Seine Haltung war leicht gebeugt. Vor ihnen auf dem Tisch befand sich ein Laptop, auf dessen Bildschirm ein Videofilm ablief. Die gräulichen Bilder waren mit hochmodernen Infrarotkameras aufgezeichnet worden und zeigten das Innere einer Hotelsuite. Drei Männer waren darauf zu erkennen, die schockiert und verwirrt wirkten. Aus den Laptoplautsprechern drangen merkwürdige Geräusche.
»Er schießt durch die Tür«, erläuterte der Mann mit dem Anorak.
Der ältere Mann nickte und sah, wie einer der drei Männer sich hinter ein Sofa warf. Unmittelbar danach sprang die Tür auf, und ein Mann mit Maschinenpistole und Nachtsichtgerät stürmte ins Zimmer und eröffnete das Feuer, mähte erbarmungslos die beiden stehenden Männer nieder und anschließend den dritten, durch das Sofa hindurch. Die Schüsse waren nicht zu hören, man sah nur das Ergebnis.
Der Mann mit dem Anorak sagte: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine P90 ist, mit Schalldämpfer. Außerdem benutzt er Unterschallmunition. Deshalb hören wir keine Schüsse.«
Die Kameraperspektive veränderte sich, während der Mann mit der P90 unbeirrt weitermachte. Er feuerte durch eine Schlafzimmertür und legte sich dann direkt daneben auf den Boden, bevor er die Tür aufmachte und die Leute im Zimmer umbrachte.
Der Mann mit dem Anorak rieb sich über das müde Gesicht und sagte: »Als Nächstes ist mein Team an der Reihe.«
Der MP-Schütze wurde jetzt von zwei Männern in seinem Rücken angegriffen und stellte sich tot, bis sie an ihm vorbeigegangen waren, dann tötete er sie ebenfalls. Es folgte ein Schusswechsel mit einem letzten verbliebenen Mann. Danach verließ er die Suite. Jetzt machte das Video einen Zeitsprung. Der MP-Schütze war zurückgekehrt und kniete neben seinem letzten Opfer, das offensichtlich nur angeschossen war. Er verharrte fast eine halbe Minute lang neben ihm.
»Befragt er ihn?«, wollte der alte Mann im Anzug wissen.
»Das nehme ich an. Die Mikrofone haben aber nichts erfasst.«
»Was wissen die Weißrussen?«
»Nichts«, erwiderte der Mann in der Windjacke. »Die Kameras und die übrigen Geräte haben sie natürlich mittlerweile entdeckt, aber die Flugtickets und Reisepässe der anderen habe ich entsorgt. Unser Computer wurde zerstört … ich nehme an, das war der Attentäter, als Vorsichtsmaßnahme. Hat ihm aber nichts genützt, da wir die Aufnahmen sofort auf den Backup-Server in unserem sicheren Haus übertragen haben. Sonst wüssten wir überhaupt nichts von ihm.«
»Zeig mir den Rest.«
Der Jüngere drückte ein paar Tasten auf dem Laptop und fuhr über das Touchpad. Die Infrarotbilder wichen einer farbigen Innenaufnahme der Suite. Zwei Männer sprachen auf Russisch miteinander.
»Welcher ist der Kerl, der meine Jungs umgebracht hat?«, wollte der Mann im Anzug wissen und beugte sich dichter vor den Bildschirm.
»Der Linke gehört zu Petrenkos Mannschaft. Der Mann rechts behauptet, er sei vom Hotel-Management, aber er macht überhaupt nichts, sieht sich einfach nur in der Suite um. Er ist kein Hotel-Angestellter, das habe ich überprüft.«
»Dann haben wir also seine Stimme und sein Gesicht.«
»Aber sonst nichts. Es tut mir sehr leid, Vater.«
»Mehr brauchen wir gar nicht«, sagte der alte Mann im Anzug und griff nach seinem Telefon.
Kapitel 30
Libanon-Gebirge, Libanon
»Hier spricht Saul Callo«, ertönte eine verängstigte Stimme. »Ich bin in Minsk.« In der folgenden Pause waren schwere
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