Zero Option: Thriller
Atemzüge zu vernehmen. »Sag Yamout, dass es eine Falle ist. Vladimir Kasakov will ihn umbringen.« Noch eine Unterbrechung, länger diesmal, mehr Keuchen. »Er wollte mich auch umbringen, aber ich bin entkommen. Sag Yamout …«
»Das war’s«, sagte Yamout. »Das war Callos Nachricht.«
Baraa Ariff nickte. Er konnte immer noch nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Er saß in einem türkischen Ebenholz-Sessel aus dem 18. Jahrhundert, der mit zahlreichen Schnitzereien kunstvoll verziert war. Auf einem Couchtisch davor lag ein Handy, das an einen Lautsprecher angeschlossen war. Ihm gegenüber hatte sich Yamout auf eine kleine Couch mit handgesticktem Bezug gezwängt.
»Lass noch mal laufen«, sagte Ariff.
Sie hörten sich Callos Worte erneut an. Noch bevor die Aufnahme zu Ende war, schüttelte Ariff den Kopf.
Schweigend saßen die beiden Waffenschieber in der wohnzimmerähnlichen Bar im ersten Stock von Ariffs Villa in den Bergen. Es war kühl und ruhig. An der Decke rotierten leise brummend große Ventilatoren. Ariff hatte sich hier, in der nordöstlichen Ecke des Hauses, einen privaten Bereich ganz für sich alleine einrichten lassen, der nicht nur das Wohnzimmer mit der Bar umfasste, sondern außerdem einen Büroraum, eine Küche, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer sowie einen Balkon. Weder seine Frau noch seine Kinder hatten hier Zutritt, dank einer elektronischen Türverriegelung, deren Code nur er selbst und Yamout kannten.
Ariff ließ sich gegen die Sessellehne sinken. »Wann genau hat er denn angerufen?«
»Laut Zeitansage auf dem Anrufbeantworter um 21.30 Uhr, gestern Abend.«
»Halb zehn«, meinte Ariff nachdenklich. »Kurz, nachdem du angegriffen wurdest.«
Yamout nickte.
»Dann hat Kasakov also dich und Callo zeitgleich überfallen. Ein koordinierter Schlag. Dass Callo tot ist, ist mir völlig egal, abgesehen davon, dass das Geld weg ist und wir uns nun die Dienste eines anderen Diamantenhändlers sichern müssen. Nebensächlichkeiten. Die Hauptsache ist, mein treuer Freund, dass du listig genug warst, Kasakovs hinterhältigen Attentätern zu entkommen.«
Yamout verzog das Gesicht. »Und doch hätte ich um Haaresbreite mein Leben gelassen. Seine Männer waren nur noch eine Tür weit entfernt. Meine Flucht hat nichts mit List zu tun, sondern nur mit unaussprechlichem Schrecken. Ich kann mich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Es ist im Grunde genommen nicht weniger als ein Wunder.«
Ariff lächelte spöttisch. »Mach dich doch nicht lächerlich. Gott würde dich genauso wenig retten wollen wie mich. Wunder sind für die Rechtschaffenen und Guten reserviert, aber wir sind weder das eine noch das andere. Männer wie wir müssen sich ihre eigenen Wunder schaffen.« Ariff stand auf. »Komm mit.«
Yamout folgte ihm in den anderen Teil der Villa. Die Inneneinrichtung veränderte sich deutlich. In seinen privaten Räumen bevorzugte Ariff eine eher einfache Ausstattung – Fellteppiche auf dem Boden, bequeme Möbel, nichts, was nicht einen bestimmten Zweck zu erfüllen hatte. Die goldfarbenen Sessel, Bronzestatuen, persischen Teppiche, Kristallleuchter, exotischen Zimmerpflanzen und Ölbilder im restlichen Teil der Villa waren allesamt Ariffs Frau zu verdanken. Sie besaß einen extravaganten Geschmack und hatte das Haus im Stil eines opulenten Prinzenpalastes ausgestaltet.
Sie kamen die mächtige Marmortreppe herab. Als Ariff unten angelangt war, tauchte wie aus dem Nichts seine jüngste Tochter auf und kam direkt auf ihn zu. Er packte Eshe unter den Armen und hob sie zu sich empor. Er legte ihr den Mund auf den Bauch und fing an, mit flatternden Lippen zu prusten. Sie brach in hysterisches Lachen aus. Yamout sah lächelnd zu.
Dann kam das Kindermädchen angelaufen. »Es tut mir leid, Sidi«, sagte sie an Ariff gewandt. »Eshe, komm her, lass deinen Vater in Ruhe.«
Ariff setzte Eshe wieder ab und streichelte ihr über den Kopf. »Tu, was dir gesagt wird, mein Liebes.«
Das Kindermädchen nahm Eshe bei der Hand und zog sie mit sich.
Immer noch lächelnd betrat Ariff den riesigen Garten hinter der Villa. Er erstreckte sich in weite Ferne und schien bis zu den Bergen zu reichen, die hinter der Villa in die Höhe ragten. Die Sonne brannte, und am Himmel war keine Wolke zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite des halbmondförmigen Swimmingpools patrouillierte ein Wachmann. Er war mit einem Sturmgewehr ausgerüstet – keine von den billigen Kalaschnikows, die Ariffs
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