Zero Unit

dran, seit wir im Dezember die Abbas-Tawhid-Zelle in Louisiana ausgehoben haben.«
    Alex’ Körper reagierte unwillkürlich auf den verhassten Namen. Tawhid war einer der beiden Al-Sayika-Anführer gewesen, die persönlich für seine Qualen in dem Folterloch verantwortlich gewesen waren. Tawhid war ein grausamer Sadist, und der Spitzname, den er innehatte, sagte alles: Sultan der Schmerzen. Wegen ihm und Tawhid fuhr Alex immer noch nachts schreiend aus dem Schlaf auf.
    Gott sei Dank waren beide inzwischen tot und begraben.
    Er riss sich zusammen, um nicht zum zweiten Mal an diesem Tag von einem Flashback übermannt zu werden, und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    »… beim FBI ?«
    Kick hatte sich mit diesen Worten offensichtlich an Alex gewandt, denn alle schauten ihn erwartungsvoll an. Bis auf Kick, dessen Gesichtsausdruck irgendwo zwischen vollkommen entsetzt und unglaublich belustigt schwankte.
    Was zum Teufel?
    Alex räusperte sich und versuchte, einen halbwegs vernünftigen Eindruck zu erwecken. »Äh, Entschuldigung? Ich habe nicht ganz … «
    Da jeder im Team mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hatte, waren auch Alex’ Probleme kein Geheimnis. Na ja, zumindest die meisten. Quinn überging also den kurzen Aussetzer. »Ich sagte nur gerade, dass Oberst Bridger vorgeschlagen hat, wir sollten uns in dieser Sache schnellstmöglich mit dem FBI und der Küstenwache kurzschließen.«
    »Wegen der E-Mail?«, fragte Alex und war einen Moment lang verblüfft, weil ausgerechnet er sich mit Computerkram befassen sollte. War ihm irgendetwas entgangen? »Ist das nicht Darcys Fachgebiet?«
    Quinn verlagerte sein Gewicht. »Nicht die E-Mail. Die Jacht.«
    »Ach so. Richtig«, beeilte sich Alex zu sagen, um seine Unaufmerksamkeit zu überspielen. »Na klar, kein Problem«, willigte er dann ein.
    Quinn blinzelte. Dann lächelte er. »Sehr schön. Morgen früh geht’s los. Darcy wird dir einen Platz auf dem –«
    Langsam. Wie bitte? »Was geht los?« Instinktiv zog sich Alex der Magen zusammen. Ihm war also doch etwas entgangen. »Wohin denn?«
    »Zur Chesapeake Bay Außenstelle des FBI selbstverständlich. In Norfolk.«
    Norfolk? Etwa Norfolk, Virginia ?
    Da traf es ihn wie ein Blitzschlag. Das FBI . Norfolk …
    Ach du lieber Himmel.
    Quinn wollte, dass er –
    Alex sprang ruckartig auf. » Verflucht , nein. Ich kann unmöglich –«
    » Irgend einer aus dem Team muss dorthin und sich die Jacht ansehen«, gab Commander Quinn in einem Tonfall zurück, der keinerlei Widerspruch duldete. »Die Allah’s Paradise ist bislang unsere heißeste Spur.«
    »Bitte verlangt nicht von mir, dass –«
    »Du kennst sie am besten, Zane.« Quinn musste ihren Namen gar nicht erst nennen; jeder am Tisch wusste ganz genau, von welcher Frau er sprach. Unwirsch warf Quinn die Hände in die Luft. »Zum Teufel, Alex, sie sollte schließlich die verdammte Brautjungfer bei deiner –«
    In dem Moment traf ihn Darcys Ellbogen in den Rippen, und er unterbrach sich mitten im Satz. Warf ihr einen verunsicherten Blick zu, verdrehte die Augen und wandte sich wieder an Alex. »Hör mal, ich weiß, sie erinnert dich an eine schwierige Phase deines Lebens. Aber ich hoffe, dass ich dich deswegen nicht mit Samthandschuhen anfassen muss. Wenn es nämlich so wäre, hättest du weder hier im Team noch bei STORM Corps generell etwas verloren. Um neun Uhr heißt es in Norfolk antreten, Zane, und das ist ein gottverdammter Befehl.« Die Augen des Commanders wurden schmal. »Hast du damit ein Problem?«
    Alex schluckte die Schimpfkanonade hinunter, mit der er am liebsten lauthals protestiert hätte. Denn er hatte in der Tat ein gottverdammtes Riesenproblem damit. Verfluchte Scheiße .
    »Nein, Sir«, sagte er stattdessen knapp und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Überhaupt kein Problem.«
    Aber hinter seinem gezwungenen Lächeln brach alles in ihm zusammen.
    Ausgerechnet Rebel Haywood, verflucht noch eins.
    Bitte, Herr. Nimm mich jetzt zu Dir, verdammt noch mal.

3
    Washington, D.C.
    Später am selben Abend
    Metro Police Detective Sarah McPhee stand in einer Seitengasse im Nordosten von Washington D.C. und spähte über den Rand eines übel riechenden Müllcontainers. Dabei vermied sie sorgsam jede Berührung mit dem widerlichen, hell wie das Lincoln Memorial angestrahlten Metallbehälter. Die in dem kreisförmig ausgeleuchteten Bereich umherlaufenden Menschen warfen ein Mosaik verzerrter Schatten an die Mauern der kleinen Gasse.