ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Staatspräsident Vicente Fox nahm zwischen 2000 und 2006 gegenüber den Drogenhändlern eine passive Haltung ein. Die Soldaten, die an die US-amerikanische Grenze geschickt wurden, um den Machenschaften der Kartelle entgegenzutreten,
waren schlecht ausgerüstet, und ihre Zahl war zu gering. Kurz nach seiner Vereidigung im Dezember 2006 schickte Präsident Felipe Calderon 6500 Soldaten der Bundesarmee in den Staat Michoacan, um der durch den Drogenhandel verursachten Gewalt Einhalt zu gebieten. Eine Kriegserklärung: auf der einen Seite Mexiko, auf der anderen Seite der Narcostaat - zwei Staaten auf ein und demselben Territorium, wobei der Narcost-aat alles verschlingt, was sich ihm in den Weg stellt. Der Appetit des Narcostaats ist grenzenlos, das weiß Calderon, und deshalb entfesselt er den Krieg gegen die Drogen. Er kann nicht zulassen, dass ein parasitärer Staat das Land seinen eigenen Gesetzen unterwirft. Am Kampf gegen den Drogenhandel sind neben den lokalen und bundesstaatlichen Ordnungskräften mehr als 45 000 Soldaten beteiligt. Doch Blut kann nur mit Blut gesühnt werden, und die bedrohten Kartelle beantworten die Schläge, die ihnen zugefügt werden, mit verstärkter Brutalität. Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass es Calderon nicht gelungen ist, seinen Krieg zu gewinnen.
Der letzte offizielle Bericht der mexikanischen Regierung zum Drogenkrieg stammt vom 11. Januar 2012 und nennt die Zahl von 47515 Menschen, die zwischen Dezember 2006 und dem 30. September 2011 im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität gewaltsam ihr Leben verloren haben. Und diese Zahl ist exponentiell gestiegen. 2007 forderte der Drogenkrieg 2826 Tote, 2008 stieg deren Zahl auf 6838, 2009 auf 9614, 2010 auf 15 273, und 2011 waren es allein bis September 12 903 Tote. Der neue Innenminister der Regierung Pena Ni-eto, Miguel Angel Osorio Chong, erklärte Mitte Februar 2013, in den sechs Jahren der Präsidentschaft Felipe Calderons habe der mexikanische Drogenkrieg rund 70 000 Menschenleben gefordert. Eine genaue Zahl könne nicht genannt werden, da
»man am Ende der vorausgehenden Legislaturperiode aufgehört hat, eine offizielle Statistik« weiterzuführen. Es gebe auch keine Liste der Vermissten sowie der nicht identifizierten Toten. Andere behaupten, die Zahl der Opfer liege noch höher. Die Buchführung des Todes ist keine exakte Wissenschaft, und manches Leben, das ausgelöscht wurde, wird von ihr nicht erfasst. Wie viele Leichen wurden in den narcofosas entdeckt? Wie viele wurden in Säure aufgelöst? Wie viele wurden verbrannt und sind für immer verschwunden?
Häufig werden Politiker auf kommunaler, regionaler und bundesstaatlicher Ebene zur Zielscheibe des Terrors. In diesen sechs Jahren des Kriegs gegen die Droge wurden einunddreißig mexikanische Bürgermeister ermordet, dreizehn allein im Jahr 2010. Unbescholtene Personen haben inzwischen Angst zu kandidieren, denn sie wissen, dass früher oder später die Kartelle kommen und willfährige Politiker an ihre Stelle setzen werden. Die Zahl der Todesopfer muss täglich korrigiert werden. Allein 2012 waren es zwischen dem 1. Januar und dem 31. Oktober 10 485. Doch das sind nur Schätzungen. Nach Auskunft von Vereinigungen wie der Bewegung für den Frieden in Gerechtigkeit und Würde, die der Dichter und Aktivist Javier Sicilia nach der Ermordung seines Sohnes gegründet hat, liegt die Zahl der Opfer im Narcokrieg noch sehr viel höher.
Zahlen und Statistiken. Ich sehe nur Blut und Geld.
Kokain # 3
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