ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Lidocain und Ephedrin verwendet, die einige Nebenwirkungen des Kokains hervorrufen. Wenn man jedoch die Droge nur strecken will, um die Menge zu erhöhen und damit den Gewinn zu steigern, benutzt man gängige und unschädliche Substanzen wie Mehl oder Milchzucker. Der am häufigsten verwendete inaktive Verschnittstoff ist Mannit, ein mildes Abführmittel, das sogar Babys und ältere Menschen einnehmen können und das mit Kokain nur das Aussehen gemeinsam hat.
»Einer meiner treuesten Kunden ist gerade aus den USA zurückgekehrt. Er sagt, dass der Stoff dort dreißig Prozent Wirkstoff enthält, aber das ist meiner Ansicht nach Unsinn. In Paris kannst du Koks mit fünf Prozent Wirkstoff kaufen, und in Italien verkaufen einige Dealer Kokskapseln, die so gut wie keinen Wirkstoff enthalten. Aber das sind Betrüger.«
In diesen Jahren ist mir alles Mögliche untergekommen. Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt liegt in Europa zwischen fünfundzwanzig und dreiundvierzig Prozent, ganz unten stehen Dänemark mit achtzehn und England und Wales mit zwanzig Prozent. Aber diese Zahlen können sich jederzeit ändern.
Richtig Kohle macht man mit dem Verschnitt, denn erst durch den Verschnitt wird eine Line Koks wertvoll. Allerdings zerstört man sich damit die Nasenschleimhaut. In London haben Dealer aus dem bürgerlichen Milieu hochwertiges Kokain in Garagen versteckt, um es auf den Markt zu werfen, wenn nach einer Beschlagnahmung der Stoff knapp wird und alle die Ware verschneiden und die Qualität senken. In einer solchen Situation kannst du für wirklich gutes Koks das Vierfache verlangen. Der Verschnitt macht den Unterschied auf einem Markt, auf dem sich Angebot und Nachfrage blitzschnell verändern. Mit dem Einverständnis der Mafiafamilie kann der Lieferant die Ware verschneiden, manchmal bekommt auch die Basis die Erlaubnis, aber nur mit Zustimmung des Lieferanten. Ein Dealer, der die Ware verschneidet, ist ein toter Dealer.
»Ich habe Kurse besucht, ich habe mich in eine dieser Beratungsstellen hineingeschmuggelt, wo man den Leuten, die aufhören wollen, Angst macht, indem man ihnen erzählt, jeder vierte Herzinfarkt bei Leuten im Alter zwischen achtzehn und fünfundvierzig Jahren wird durch den Stoff verursacht, den ich verkaufe. Meiner Ansicht nach wird in diesen Kursen viel Unsinn erzählt. Aber etwas habe ich gelernt: Der Stoff wirkt auf die Neuronen und zerrüttet das Nervensystem, mit langfristigen Schäden. Mit anderen Worten: Es zerstört das Gehirn. Und auch für das Herz ist es gefährlich. Eine Nase zu viel, und es kommt zum Kollaps. Und wenn man den Stoff mit einem Long Island, einem schönen Negroni oder einem Jack Daniels begießt oder zusammen mit blauen Pillen einnimmt, dann ist es, als würde man in einer Kurve aufs Gaspedal treten. Nicht zu vergessen, dass Kokain gefäßverengend und betäubend wirkt. Alle diese Wirkungen treten ziemlich schnell ein, je nachdem, wie du es konsumierst. Wenn du es injizierst, wirkt es schneller, als du denkst. Wenn du Crack oder Freebase rauchst, geht es etwas langsamer, aber immer noch recht schnell, und wenn du es schnupfst, knallt es ein paar Minuten später.«
Ich frage ihn, was die schönen Momente sind.
»Die schönen Momente? Du wirst schlagartig wach, deine Aufmerksamkeit und dein Energielevel erhöhen sich, deine Müdigkeit verschwindet, du hast kein Bedürfnis mehr zu schlafen, zu essen und zu trinken. Dein Selbstwertgefühl wächst, du bist gut drauf, voller Tatendrang und Euphorie, und wenn du Schmerzen hattest, sind sie wie weggeblasen. Du verlierst alle Hemmungen, deine Libido und deine Unternehmungslust werden gesteigert. Außerdem fühlst du dich mit Koks nicht wie ein Drogensüchtiger. Ein Heroinabhängiger hat mit einem Kokser nichts gemeinsam. Wer sich Koks durch die Nase zieht, ist ein Gewohnheitsmensch, kein Süchtiger. Er befriedigt ein Bedürfnis, und danach geht er weiter seinen Weg.«
Und dann fängt der Dealer unvermittelt an, die nachteiligen Wirkungen aufzuzählen.
»Wer es oft nimmt, bekommt Herzrasen und Panikattacken und fällt leicht in Depressionen. Schon bei dem nichtigsten Anlass wird er aufbrausend, ja paranoid. Da man wenig schläft und wenig isst, magert man ab. Wenn man jahrelang viel nimmt, läuft man Gefahr, sich die Nasenschleimhaut kaputt zu machen. Ich kenne Kokser, die sich die Nasenscheidewand operieren lassen mussten. Und ich kenne welche, die hopsgegangen sind. Eine Überdosis, und es war aus: Herzinfarkt. Eigentlich
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