Zerrissenes Herz (German Edition)
hochzog.
„Halt einfach die Klappe und hör mir zu“, sagte er. „Wir können das hier den ganzen Tag lang machen, wenn du willst. Aber wenn du so weit bist, damit aufzuhören, halt einfach den Mund. Mir ist egal, ob mich das was angeht oder nicht, und ehrlich gesagt ist mir auch egal, ob du dich ins Koma säufst. Aber mir ist nicht egal, was mit Daisy und Charlie passiert. Und sie haben esnicht verdient, sich mit einem Betrunkenen herumzuschlagen.“
„Wer zum Teufel bist du, dir ein Urteil über …“
Ein letztes Untertauchen. Das musste Julian sich einfach gönnen. Doch er ließ schnell wieder los, packte Logan in einem halben Nelson-Griff und schleppte ihn zum Ufer. Dort zog er ihn wie einen Gefangenen zum Auto. Ihre Schuhe quietschten bei jedem Schritt.
Julian parkte Logan auf dem Beifahrersitz und ging dann ums Auto herum zur Fahrerseite.
„Du wirst deine Sitze ruinieren, du Genie“, grummelte Logan.
„Ja, das macht mir auch echt Sorgen.“ Er schüttelte den Kopf. Es war immer noch das alte Auto aus seinen Collegetagen, dem ein wenig Seewasser nun wahrlich nichts mehr anhaben konnte. Nachdem er kurz an dem Kaffeestand gehalten hatte, bestellte er einen großen Kaffee, schwarz. Aus seiner nassen Hosentasche zog er die Geldbörse und bezahlte mit einer feuchten Dollarnote und etwas Kleingeld. Der Barista schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an, nahm das Geld aber wortlos entgegen.
„Trink!“, befahl Julian. „Und versuch, dich dabei nicht zu verbrennen!“
„Fick dich.“ Logan nahm einen Schluck und starrte stur geradeaus. Nach ein paar weiteren Schlucken holte er sein iPhone aus der Hosentasche und fluchte. „Verdammte Scheiße, du hast es kaputt gemacht.“
Julian widersprach nicht. „Musst du jemanden anrufen?“
„Nein. Aber ich brauche ein verdammtes Telefon.“ Er trank noch mehr von seinem Kaffee, lehnte sich dann im Sitz zurück und schloss die Augen.
„Du rufst Daisy jetzt nicht an“, stieß Julian durch zusammengebissene Zähne hervor.
„Ich muss meinen verfickten Sponsor anrufen, Armleuchter.“
Julian erkannte in Logans Wut einen Hauch von Reue. „Wer ist er, und wo wohnt er?“
Ein paar Minuten später fuhren sie vor einem am See gelegenen Häuschen vor, an dessen Fenstern bunt bepflanzte Blumenkästenleuchteten und in dessen Bäumen Vogelhäuschen hingen. Julian ging zur Tür. Ein Mann in Jeans und T-Shirt und mit zerzaustem Haar öffnete. Beim Anblick von Julians nassen Klamotten hob er nicht einmal fragend die Augenbraue. Julian stellte sich vor und trat dann einen Schritt zur Seite, um auf sein Auto zu zeigen. „Ich bringe einen Freund vorbei. Ich hoffe, dass es nicht allzu ungelegen kommt?“
Eddie warf nur einen Blick auf Logan. Er stellte keine Fragen. „Nein, es kommt nicht ungelegen.“
31. KAPITEL
D er Sommer endete in einem Rausch aus Gold. Blumen blühten aufrührerisch und in ungezähmter Fülle, nicht wissend, dass sie schon bald vergehen würden. Es hat was für sich, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt, dachte Daisy. Brauch alles, was du hast, auf einmal auf.
„Wieso ist Dad nicht bei uns?“, fragte Charlie vom Rücksitz.
„Er kommt später nach.“
„Warum heißt es Bellamy-Familienfeuer?“, wollte er wissen.
„Es heißt Familien feier “, berichtigte sie ihn. „Weil wir feiern, dass wir alle eine Familie sind, und gemeinsam Spaß haben. Erinnerst du dich noch an letztes Jahr?“
„Nö.“
„Natürlich tust du das. Tante Sonnet ist von einer Biene gestochen worden und musste sich selber eine Spritze setzen, weil sie allergisch ist.“
„Ja, das war cool.“
„Und es war ein lustiger Tag, oder?“
„Ja. Warum machen wir diese Feier?“
„Damit wir alle als Familie in Kontakt bleiben, egal, wo auf der Welt wir uns gerade befinden.“ Nicht zum ersten Mal verspürte sie die unterdrückte Sehnsucht, neue Länder zu sehen und Neues zu erleben. Seit Las Vegas war sie nicht mehr weg gewesen.
Hör auf, rief sie sich zur Ordnung. Sie sollte dankbar sein für das Leben, das sie hatte, und für den schönen Tag, der vor ihr lag. Die Bellamys kamen von so weit her wie Japan und Südafrika, Seattle und Santa Barbara, nur um ein Wochenende in Camp Kioga zu verbringen. Die Festivitäten würden heute Abend mit einem Barbecue und einem Lagerfeuer am See beginnen. Morgen sollte es ein Picknick und Spiele geben, man konnte Bootsausflüge machen oder einfach gemütlich beisammensitzen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand
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