Zerrissenes Herz (German Edition)
Machst du mit?“
Daisy war versucht, Ja zu sagen. Aber wegen Logans Situation hatte sie das heimliche Versprechen abgelegt, keinen Alkohol zu trinken. „Ich bleibe lieber bei Limonade. Meine Großmutter hat ihre besondere Mischung mit einem Hauch Lavendel gemacht.“ Sie goss sich ein Glas aus einem beschlagenden Krug ein, während Ivy zur Bar ging.
„Erzähl mir alles“, sagte sie, nachdem sie zurückgekehrt war und mit Daisy angestoßen hatte. „Letztes Mal, als wir uns gesehen haben, warst du gerade frischverheiratet. Wie bekommt dir das Eheleben so?“
„Ganz gut.“ Daisy setzte ein breites Lächeln auf. Später vielleicht, wenn sie ein wenig mehr Zeit hätten – also mehrere Stunden –, würde sie von der emotionalen Achterbahnfahrt erzählen, die sie seit Julians Rückkehr erlebte. „Ich will aber alles über dich und dein fabelhaftes Leben als kinetische Bildhauerin hören.“
„Was soll ich sagen? Es ist wirklich fabelhaft. Ich habe ein paar Wettbewerbe anstehen, sodass ich im Moment wirklich gut beschäftigt bin. Irgendwas an dem Geräusch einer herannahenden Deadline bringt das Beste in mir hervor. Ich wette, dir geht es genauso.“
Daisy erwiderte nichts, weil sie nicht sicher war, ob es ihr tatsächlich genauso ging.
Ivy nippte an ihrer Margarita. „Ahh. Und, was ist mit dir? Was macht die Arbeit? Beim letzten Mal warst du gerade dabei, ein Portfolio für eine große Ausstellung zusammenzustellen.“
Die MoMA-Ausstellung … wieder einmal. Für Daisy war sie inzwischen wie der Fels für Sysiphus; sie kam nie am Ziel an. Ein kleiner Anflug von Schuldgefühl regte sich in ihr. Wieder einmal erlaubte sie dem Leben, sich zwischen sie und das zu stellen, wasihr wirklich wichtig war. „Die Aufträge für Hochzeiten kommen sehr regelmäßig rein. Ich ärgere mich, weil ich mir nicht die Zeit nehme, die ich für meine eigentliche Arbeit bräuchte.“
„Sei nicht so streng mit dir! Wenn der Zeitpunkt richtig ist, wirst du es machen. Das Leben ist lang und jeder Tag wertvoll.“
Daisy grinste. „Ich mag deine Art zu denken. Muss die kalifornische Sonne sein. Ich war nur einmal in Kalifornien – in Disneyland.“ Ah, der schicksalsträchtige Trip mit Logan.
„Disneyland zählt nicht. Komm mich doch mal in Santa Barbara besuchen! Ich verspreche, es wird auch dich verführen.“
„Klingt gut. Manchmal wünsche ich mir, an einem verführerischen Ort zu leben. Oder nicht mal verführerisch, nur … anders.“ Daisy war überrascht, diese Worte aus ihrem Mund kommen zu hören.
„Na und? Kannst du doch.“ Ivy hob ihr Glas und trank es aus. „Entschuldige mich bitte. Ich habe gerade Ross und Claire gesehen. Die habe ich noch gar nicht begrüßt.“
„Geh nur. Wir sehen uns später.“
Ross und Claire waren ein umwerfend tolles Paar. Sie hatten die dramatischste Geschichte aller Bellamys, bei der sich aber am Ende zum Glück alles zum Guten gewendet hatte. Seine Hand lag leicht auf ihrem unteren Rücken, Claire lehnte sich entspannt an ihn und sah aus, als fühle sie sich einfach nur sicher und zufrieden. Auch wenn sie schon seit einigen Jahren verheiratet waren, umgab sie immer noch das Strahlen der Flitterwöchner, wenn sie einander ansahen.
Daisy ertappte sich bei dem Gedanken, ob sie und Logan dieses Strahlen auch noch hatten – oder jemals gehabt hatten. Nein, rief sie sich zur Ordnung. Hör sofort auf damit. Hör auf, euch zu vergleichen.
Sie wandte den Blick von Ross und Claire ab – und ihr stockte der Atem. Julian war gerade zusammen mit seinem Bruder hereingekommen.
Auch wenn sie dagegen ankämpfte, fing irgendetwas in Daisy Feuer, als sie ihn sah. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie verheiratetwar. Sie und Julian – das war vorbei. Sie hatten ihre Chance verpasst. Das war ihr an dem ersten Abend nach seiner Rückkehr klar geworden, als er sich geweigert hatte, ihr von seiner Gefangenschaft zu erzählen, von dem, was er in Südamerika erlitten hatte. Sie konnte sich den Albtraum, den er erlebt hatte, nicht einmal ansatzweise vorstellen. Aber sie erwartete auch nicht, dass er ihr davon erzählte. Er konnte seinen Schmerz und seine tiefsten Geheimnisse nicht mit ihr teilen. Diese Rolle stand ihr nicht mehr offen. Sie war nicht seine Frau. Es war ihr nicht erlaubt, ihn zu lieben und seine Last zu tragen. Was Daisy zu der Frage führte, auf wen er sich stützen konnte. Schaute er sich schon nach jemand anderem um?
Wähle mich, dachte sie, und mit einem Mal schien ihr Herz
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