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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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den sie gemeinsam mit Julian erforscht hatte.
    Sie spürte, dass sie sich bei den Erinnerungen immer mehr verspannte, und richtete ihre Gedanken wieder auf den heutigen Tag, auf den Augenblick.
    Endlich erreichten sie das vertraute, am meisten geliebte Wahrzeichen von allen: Camp Kioga.
    Sie streckte eine Hand aus und berührte Julian am Arm. „Esist so schön“, sagte sie.
    Die Gärten und Sportplätze waren makellos. Blumenkästen mit blühenden Blumen hingen vor den Fenstern der Hütten, Bungalows und Schlafbaracken, die um den See verstreut lagen. Das Haupthaus dominierte die Umgebung. Ein paar Kajaks bewegten sich langsam um Spruce Island herum, die kleine grüne Insel inmitten des Sees, auf der ein weißer Pavillon thronte. Ein Catboat flog mit geblähten Segeln vorbei, wie ein kleiner vorzeitiger Sommergruß.
    „Willst du mal das Steuer übernehmen?“, fragte Julian.
    „Machst du Witze? Zeig mir, was ich tun muss.“
    Er ließ sie die Steuerknüppel umfassen. „Der Trick ist, einen ganz leichten Griff zu haben. Keine plötzlichen Bewegungen; versuche nicht, etwas zu erzwingen.“
    „Verstanden.“ Ganz sanft zog sie die Hände zurück, und das Flugzeug stieg. Sie fühlte sich, wie sich ihrer Vorstellung nach ein Drache fühlen würde, oder ein Vogel, der mit weit ausgebreiteten Flügeln auf der Luft dahinglitt. Ich liebe es, dachte sie; ich könnte das für immer tun.
    „Für die Landung übernehme ich wieder“, sagte Julian nach einer Weile. Er führte das Flugzeug in einen Sinkflug über und steuerte eine einsame Stelle an, die für die Landung von Wasserflugzeugen bestimmt war. Die Landung war weich und aufregend, und innerhalb weniger Minuten hatten sie schon wieder am Dock festgemacht.
    Daisy legte ihre Arme um Julian, sprang und schlang die Beine um seine Hüfte. Es fühlte sich so gut an, von ihm gehalten zu werden. „Das war magisch“, sagte sie. „Danke, danke, danke.“ Sie spürte das Knistern, als er sie vorsichtig wieder auf den Steg herunterließ.
    „Was soll diese Miene?“, fragte er dann plötzlich.
    „Welche Miene? Ich verziehe keine Miene.“
    „Klar.“
    Ihr Herz klopfte schneller. Es war an der Zeit, etwas zu sagen – das schwierige Gespräch, das sie am Morgen schon in Gedankendurchgespielt hatte, trat wieder in ihr Bewusstsein. Jetzt hatte sie die erste Gelegenheit, die sich bot. Es könnte ihre einzige Chance sein, bevor er nach Timbuktu geschickt wurde. Tief atmete Daisy ein, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus: „Ich liebe dich, das soll diese Miene.“
    Mit einem Mal war er wie erstarrt und schaute sie nur an.
    Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte. Es hätte sein sollen: Ich kann nicht zulassen, dass ich dich liebe. Das Leben führt uns immer weiter voneinander fort. Es kann keine Zukunft für uns geben. Stattdessen hatte sie die Worte ausgesprochen, die an einem Ort der reinen Wahrheit in ihr darauf gewartet hatten, endlich ans Licht zu kommen. Eine Wahrheit, der sie nicht entkommen konnte, auch wenn es dem gesunden Menschenverstand widersprach.
    Sie fragte sich, ob ihre Worte Julian schockiert hatten. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, und das machte ihr Angst. „Ich habe es dir bisher noch nie gesagt“, sagte sie. „Ich wollte nicht einfach so damit herausplatzen.“ Sie hatte es jetzt wirklich vermasselt. Hatte sich von dem Drehbuch gelöst, das ihr heute Morgen im Hotelzimmer noch so gut und richtig vorgekommen war.
    Auch wenn es sich so wagemutig wie einer von Julians Stunts anfühlte, konnte sie nicht an sich halten. „Ich bin froh, dass ich es gesagt habe, denn ich meine es so. Ich fühle schon lange so, schon immer. Und ich warte darauf, dass es weggeht, aber das Gegenteil passiert. Es wird jeden Tag schlimmer.“
    Er hatte immer noch nichts gesagt. Und sie musste immer noch weiterreden. „Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Als ich nach Deutschland gegangen bin, hatte ich erwartet, über dich hinwegzukommen. Über alles hinwegzukommen. Stattdessen habe ich dich so vermisst, dass es wehtat. Wirklich, es tat weh, als wenn man mir ein Messer ins Herz gestochen hätte oder so. Und als ich zurückgekommen bin, habe ich dich genauso sehr geliebt – nein, mehr. Es ergibt keinen Sinn. Es scheint nicht richtig zu sein, aber …“
    Er kam mit einem Ausdruck in den Augen auf sie zu, den sie noch nie gesehen hatte. Er war so intensiv wie Wut, aber anders. Sie hatte es immer noch nicht herausgefunden, als er

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