Zerrissenes Herz (German Edition)
Auseinandersetzung auf dem Bahnsteig dachte – an den Abend, an dem alles auseinandergebrochen war. Der Streit hatte die Probleme jedoch nicht verursacht, sondern war das Ergebnis von allen Problemen gewesen.
„Ich würde das niemals in Charlies Gegenwart sagen, aber komm schon. Und ehrlich gesagt, egal was ich über Logan denke, ich würde es nie an Charlie auslassen. Ich würde mich nie in ihre Beziehung einmischen. Denn ich hatte einen tollen Dad. Er war nicht perfekt, aber für mich war er alles. Darum weiß ich, dass Logan ein Teil von Charlies Leben sein sollte. Ein großer Teil sogar.“
„Ich bin froh, dass du das verstehst. Es gibt nur weniges im Leben, das sicher ist“, erinnerte sie ihn. „Und das Wichtigste davon ist mein Sohn. Bei jeder Entscheidung, die ich treffe, muss ich berücksichtigen, was für Charlie am besten ist.“
„Das verstehe ich.“
„Eine weitere Konstante ist Logan. Er ist Charlies Dad, was bedeutet, dass er immer auch ein Teil meines Lebens sein wird, egal, was kommt.“
„Ist er immer noch in dich verliebt?“
Wieder hatte sie Logans Stimme im Ohr, laut und klar. Ich werde dich immer lieben, Daisy. Und ich werde so lange warten, wie es nötig ist.
Sie senkte den Kopf, um ihren Gesichtsausdruck zu verbergen, aber offensichtlich war sie nicht schnell genug.
„Ich verstehe“, wiederholte Julian.
„Ich glaube nicht, dass du das tust. Ich kann dir nicht sagen, was Logan denkt. Sein zweiter Vorname ist Hartnäckigkeit, so viel ist sicher. Aber ich schwöre dir, ich ermutige ihn nicht. Weißt du, was? Ich will … Mein Gott, Julian, ich möchte, dass es einfach ist. Warum muss es so schwer sein?“
Das Ruderboot stieß gegen den kleinen Steg an der Insel. Julian schlang das Tau um die Klemme. Dann streckte er eine Hand aus und half Daisy auf den Steg.
Er setzte sich auf die verwitterten Holzplanken und zog Daisy neben sich. „Setz dich. Das hier könnte ein Weilchen dauern.“
„Könnte?“
„Ich habe dir eine Menge zu sagen.“
Etwas in seinem Tonfall ließ sie trotz der Wärme des Tages zittern. „Ich höre.“
Er legte die Fingerspitzen aneinander und starrte lange Zeit auf den See. Das glatte Wasser war wie ein Spiegel aus dunklem Glas. „Es ist nicht schwer. Ich sage nicht, dass ich alle Antworten habe. Gott weiß, ich hatte nicht viel, woran ich mich als Kind hatte halten können. Bei meinem Dad hat sich alles um Intellekt, Prozesse und wissenschaftliche Methoden gedreht. Meine Mom hat sich um ihre Schauspielkarriere, ihr Image, sich selbst gekümmert. Ich habe mich in den letzten paar Wochen gefragt, ob ich überhaupt das emotionale Rüstzeug für die Art Beziehung habe, die ich mit dir führen möchte.“
Es machte sie sprachlos, ihn so reden zu hören. Vielleicht war ihr Schweigen auch ganz gut, denn er war so ehrlich zu ihr wie nie zuvor.
„Und ich habe mich gefragt, warum Gefahren und Risiken auf mich so einen großen Reiz ausüben. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute jedes Mal, wenn ich ein Risiko eingegangen bin und mich in Gefahr gebracht habe, auf mich aufmerksam geworden sind. Und sei es nur, dass sie mich angeschrien haben. Sogar Connor – eigentlich haben wir erst zueinandergefunden, als er sich um mich gekümmert hat, weil ich in Schwierigkeiten gesteckt habe. Aber du, Daisy. Du warst der erste Mensch, der mich nicht beachtet hat, weil ich etwas Gefährliches getan habe. Du hast mich beachtet, weil … zum Teufel, ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es sich anders angefühlt hat. Alles an dir ist anders; wie du aussiehst, wie du riechst, wie du dich in meinen Armen anfühlst.“
Sie berührten sich nicht einmal, und doch hatte Daisy sich noch keinem Mann so nahe gefühlt wie Julian in diesem Moment. Sie wagte nicht, sich zu bewegen oder zu sprechen, weil sie spürte, wie schwer ihm diese Worte fielen. Und sie wollte nicht, dass er zu reden aufhörte.
„Ich war siebzehn, als ich dich das erste Mal getroffen habe“, fuhr er fort, wobei er weiterhin ihr gemeinsames Spiegelbild im Wasser betrachtete. „Und ich wünschte, ich hätte mehr darauf geachtet, wie ich mich in deiner Gegenwart gefühlt habe. Vielleicht hätte ich dann genügend Verstand gehabt, nach jenem Sommerin deiner Nähe zu bleiben. Stattdessen hatte ich mit angesehen, wie du dich ins Unglück gestürzt hast. Als ich von deiner Schwangerschaft erfahren hatte, habe ich es für ein Zeichen dafür gehalten, dass du einen anderen Weg eingeschlagen hattest. Einen
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