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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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des Stegs. „Es haut ab.“
    Ohne zu zögern, sprang er auf ein Ponton, was das kleine Flugzeug wild auf und ab hüpfen ließ. Er warf Daisy ein Tau zu. Sie packte es und zog ihn wieder an den Steg zurück.
    „Danke“, sagte er. „Ich hätte dich beinahe verloren, bevor ich dich überhaupt hatte.“
    „Du solltest vorsichtiger sein.“
    „Man hat mir den Kopf verdreht. Es ist ja nicht so, dass ich jeden Tag mit dem Mädchen meiner Träume verbringen kann.“
    „ Wie hast du mich genannt?“ Ihr Herz raste.
    „Das Mädchen meiner Träume. Es ist kitschig, ich weiß, aber so empfinde ich es nun mal.“
    Das, was er gesagt hatte, konnte auf viele Arten interpretiert werden. Sie wusste, dass er es auf die bestmögliche Weise meinte, aber sie nahm die Worte in allen Einzelheiten auseinander; eine alte Angewohnheit von ihr.
    Allein das Wort Mädchen . Sie war seit dem Tag kein Mädchen mehr, an dem sie zu Hause entsetzt auf den Schwangerschaftstest gestarrt und erkannt hatte, dass sich ihr ganzes Leben ändern würde. Und jemandes Traum zu sein klang gut und schön, aber in Wahrheit bedeutete das doch, ein Konzept, ein Ideal zu sein, und das wollte sie nicht. Sie wollte, dass er sie auf der echtesten, wahren Ebene kannte.
    „Julian …“
    „Bist du bereit?“ Er schloss das Flugzeug auf und öffnete die erstaunlich leichte Tür. „Klettere rein! Deine Sachen lade ich danach ein.“
    Sie spürte ein aufgeregtes Hämmern in der Brust. Die Innenausstattung des Flugzeugs erinnerte sie an einen kleinen Sportwagen. Vinylsitze, ganz normale Anschnallgurte. Der Blick nach draußen und über die leicht abfallende Nase des Flugzeugs war allerdings anders. Der See entfaltete sich vor ihnen und spiegelte den endlosen Himmel.
    Julian stieß das Flugzeug vom Dock ab und kletterte ins Cockpit. „Setz dein Headset auf! Gleich wird es hier drinnen ziemlich laut.“
    Mutig nahm sie eines der beiden Headsets und setzte es auf. „Roger.“ Ihre Stimme klang blechern und künstlich. „Wie sehe ich aus?“
    „Mit den dicken Dingern über den Ohren wie Prinzessin Leia.“
    Er überprüfte noch ein paar Anzeigen am Armaturenbrett und sprach dann auf einer anderen Frequenz mit dem Tower.
    Der Motor startete. Er klang wie ein Rasenmäher. Daisy hatte keine Angst vorm Fliegen. Sie wusste, bei Julian war sie sicher.
    Langsam lenkte er das Flugzeug aus dem Hafen. Das Dröhnen des Motors stieg zu einem mächtigen Heulen an. Das Ufer flog in immer höherer Geschwindigkeit an ihnen vorbei, dann wurden sie mit atemberaubender Kraft in den Himmel gehoben. Die Baumspitzen schienen ihnen zum Greifen nah zu sein, der lange, schmale See glitzerte silbern unter ihnen.
    Daisy lehnte sich in ihrem Sitz zurück und lachte laut. Der Tag war einfach großartig und das Leben toll.
    Für die meisten Menschen war „New York“ gleichbedeutend mit Manhattan – stehender Verkehr, Wolkenkratzer, Times Square, die Freiheitsstatue. Dem Rest des Staates galt nur wenig Aufmerksamkeit. Die Leute wären vermutlich überrascht gewesen, die ausgedehnte Wildnis und abwechslungsreiche Landschaft zu sehen. Unter ihnen breitete sich eine einzigartige Szenerie aus. Es gab steile Hügel und von Flüssen durchzogene Wälder, Felsformationen, Klippen und Schluchten. Sie flogen über den CherryRidge Wild Forest und die Catskill Wilderness, schossen über den Willow Lake hinaus für einen Blick auf das berühmte Mohonk Mountain House, ein historisches Resort. Daisy war mit ihrer Mutter und ihrem Bruder einmal im Winter dort gewesen, als ihre Mutter nach der Scheidung noch die Scherben ihres Lebens aufgesammelt hatte.
    Der Gedanke an die Scheidung ihrer Eltern fühlte sich für Daisy nicht länger wie eine offene, blutende Wunde an. Sie würde den Verlust ihrer Familie immer betrauern. Aber wenn sie ganz ehrlich war, waren sie auch zu den Zeiten, in denen alle vier unter einem Dach gewohnt hatten, keine richtige Familie gewesen. Schon in ihren frühesten Erinnerungen hatte es eine Kluft zwischen ihren Eltern gegeben. Damals hatte Daisy das nicht verstanden, aber jetzt tat sie es. So schwer es auch zu akzeptieren war, ihre Mom und ihr Dad waren einfach nicht dazu bestimmt, zusammen zu sein, egal wie sehr sie es auch versuchten.
    Die Zeit nach der Trennung war für ihre Eltern nicht leicht gewesen, aber der Lohn dafür unbezahlbar. Ihr Vater hatte als Erster wieder geheiratet und damit Daisys beste Freundin, Sonnet Romano, zu ihrer Stiefschwester gemacht. Später hatte auch

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