Zerrissenes Herz (German Edition)
Weg, der nichts mit mir zu tun hatte. Und die ganze Collegezeit über hatte ich das Gefühl, mich dir beweisen zu müssen. Dir, dem schönen reichen Mädchen. Und wie auch immer man es betrachtet, ich komme aus der falschen Ecke der Stadt. Es ist lächerlich, über mich und eine Bellamy nachzudenken, verdammt noch mal. Ich habe nicht herausgefunden, wie du und ich jemals zusammen sein könnten. Wir stammen aus total gegensätzlichen Welten.“
Sie hielt den Atem an. Wollte er damit sagen, dass sie nicht zueinanderpassten, dass Liebe allein nicht reichte? „Julian …“
„Noch einen Moment, ich komme noch zum Punkt. Woher wir stammen, ist egal. Ich mache mir keine Gedanken mehr darüber, was andere Leute sagen werden, welche Hautfarbe wir haben oder wie unsere Kinder aussehen mögen. Das Einzige, was zählt … sind wir. Unsere Hoffnungen und Träume. Was wir aus unserem Leben machen wollen.“
Er küsste sie schnell, seine warmen Lippen berührten ihre, sein Atem strich über ihre Wange. „Wow“, sagte er. „Das ist die vermutlich längste Rede, die ich je gehalten habe. Tut mir leid, wenn ich gefaselt hab.“
Sie könnte ihm noch stundenlang zuhören. „Du hast nicht gefaselt.“
„Ich habe geübt, was ich sagen will. In meinen Gedanken. Gott, denk ja nicht, ich bin über den Campus gelaufen und habe über Hoffnungen und Träume vor mich hingeredet. Aber ich habe jedes Wort genauso gemeint, wie ich es gesagt habe.“ Mit diesen Worten stand er auf, nahm die Picknicktasche und trug sie zu dem Pavillon, der vor einigen Jahren zur Goldenen Hochzeit ihrer Großeltern gebaut worden war. Daisy folgte Julian, immer noch berauscht von dem, was er gesagt hatte. Sie waren ganz allein. Aus dem Pavillon ertönte Musik. Sie erkannte den Klassiker,es war „Wonderful Tonight“ von Eric Clapton.
„Wow“, sagte sie. „Ist irgendjemand hier?“
„Ja, wir.“ Julian stellte die Tasche ab. Er wandte sich Daisy zu, schaute sie eine gefühlte Minute schweigend an und musterte ihr Gesicht. Sie tat das Gleiche, sah die Liebe, den Schmerz und die Sehnsucht in seinen Augen.
„Danke, dass du mit mir hierhergekommen bist.“ Er beugte sich vor, um sie erneut zu küssen.
„Danke, dass du mich hierher gebracht hast.“ Sie fühlte sich wie trunken von seiner Nähe. „Es war ein unglaublicher Tag.“
„Wir haben gerade erst angefangen.“ Er nahm eine Flasche Champagner und zwei Gläser aus der Tasche.
Als sich der Champagnerkorken mit einem lauten Plopp löste, stieg in Daisy eine gewisse Aufregung auf. „Julian?“
„Einen Moment.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern. „Geht es dir gut?“
„Ich zittere.“ Das Lied von Eric Clapton war perfekt, romantisch und wahr. Er war ein Mann aus einer älteren Generation, aber seine Musik erzählte die Geschichten ihres Herzens.
Sie trank nichts von dem Champagner. Sie war zu nervös; sie hatte Angst, sich womöglich übergeben zu müssen und damit alles zu zerstören.
„Ich wollte es dir hier sagen, weil ich weiß, dass es für dich ein ganz besonderer Ort ist.“
Sie nickte. „Heiliger Boden. Zumindest für die Bellamys.“
„Ich bin froh, dass ich deine Großeltern an ihrem fünfzigsten Hochzeitstag kennengelernt habe. Ich kenne sonst niemanden, der so lange verheiratet ist.“
Es war ein ganz besonderer Tag gewesen. Nicht nur für ihre Großeltern, sondern für alle Bellamys. Daisy hatte in jenem Sommer unter großen emotionalen Schmerzen gelitten. Trotzdem hatte sie das Wunder einer Liebe, die ein halbes Jahrhundert überdauerte, würdigen können.
„Es hat mir Hoffnung gegeben.“
„Und mir hat es einen Traum gegeben.“ Er nahm ihre Händein seine und schaute sie an. „Ich will, was sie haben, Daisy. Ich war damals noch ein Kind, wir beide waren noch Kinder. Jetzt sind wir erwachsen, und der Traum hat sich nicht verändert. Zumindest für mich nicht. Er ist nur stärker geworden.“
Sein Kuss war sanft, suchend, voller Sehnsucht. Daisy war so bewegt, dass sie das Gefühl hatte, in eine Million Teile zu zerspringen.
„Die ganzen Plätze, über die wir heute geflogen sind“, sagte er. „Sie alle haben eine große Bedeutung für mich, weil wir dort etwas geteilt haben.“
„Für mich sind sie auch etwas ganz Besonderes“, flüsterte sie, weil ihr die Kehle ganz eng war.
Er nickte und schluckte einmal schwer, als müsse er seine Gedanken sammeln. „Ich muss bald fortgehen. Ich habe eine Arbeit zu tun, eine Pflicht zu erfüllen … dafür
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