Zerrissenes Herz (German Edition)
konnte sich ihnen mehr in den Weg stellen.
7. KAPITEL
D aisy blieb auf Logans Einfahrt noch einen Augenblick im Auto sitzen und sammelte sich. Erst gestern hatte sie Charlie hier abgegeben. Gestern hätte sie sich niemals vorstellen können, wie schnell sich alles ändern konnte. Julian wollte sie heiraten. Sie hatte Ja gesagt. So einfach. Sie wusste, dass es das nicht war, aber sie musste daran glauben, dass sie es schaffen würden.
Sie öffnete und schloss die linke Hand ums Lenkrad. Der nagelneue Diamant funkelte in der Sonne. Unwirklich.
Sie stieg aus dem Auto und hörte Gelächter aus dem hinteren Garten. Ihr Herz machte einen Satz beim Klang der Stimme ihres Kindes, und sie lief so schnell sie konnte um das Haus herum.
Logan und Charlie spielten Monster, ein Spiel, das sie sich ausgedacht hatten. Es folgte komplizierten, ungeschriebenen Regeln, die nur die beiden verstanden. Dazu gehörte, dass Logan wie ein Ungeheuer vornübergebeugt ging und bedrohliche Geräusche von sich gab, während er Charlie mit steifen Schritten durch den Garten jagte. Wenn er ihn erwischte, wurde Charlie zum Objekt laut schmatzender Küsse auf seinen nackten Bauch, was ihm stets schrille Freudenschreie entlockte.
Die beiden waren zusammen einfach wunderbar, und so ähnlich in der Absolutheit, mit der sie sich dem Spaß widmeten, jeden freudigen Moment auskosteten. Ein paar Minuten lang waren sie noch ganz vertieft in ihr Spiel und bemerkten Daisy nicht, die am Gartentor stand.
Ohne wirklich über das Warum nachzudenken, streifte Daisy den Ring ab und steckte ihn tief in die Tasche ihrer Jeans.
„Hey, ihr zwei“, rief sie.
Sie ließen einander los und fielen rücklings auf den Boden. „Mommy!“, rief Charlie dann und rappelte sich auf. Noch trunken vor Lachen, kam er mit unsicheren Schritten auf sie zu. „Ich hab dich vermisst.“
„Ich hab dich auch vermisst.“ Wie immer hob der Anblick ihres Sohnes ihre Stimmung. Der süße Klang seiner Stimme, der Geruch seiner Haut, das feste Gewicht von ihm in ihren Armen erinnerten sie daran, dass er ihr Grund zu leben war. Er war ein Segen, um den sie nicht gebeten hatte, der für sie jetzt jedoch kostbarer war als alles andere auf der Welt. Seit dem Augenblick seiner Geburt hatte sie keinen Gedanken gehabt, keine Entscheidung getroffen, ohne seine Interessen im Kopf zu haben. Ihr ganzes Leben hatte sie darum aufgebaut, was am besten für Charlie war – das College, das sie ausgewählt hatte, ihren beruflichen Weg, die Stadt, in der sie lebte, die Freunde, die sie hatte. Ihren erbärmlichen Mangel an Liebesleben – zumindest bis vor Kurzem.
Bereits jetzt, so kurz nachdem sie Julians Antrag angenommen hatte, fiel ihr etwas auf. Bei dieser Entscheidung hatte Charlie nicht im Mittelpunkt gestanden.
„Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast“, sagte sie zu Logan.
„Kein Problem.“
„Komm, gehen wir rein und holen seine Sachen.“
Irgendwie ist es jetzt komisch, dachte sie. Das war eine Situation, die in den gängigen Büchern über Umgangsformen und Etikette ausgelassen wurde. Wie sagte man dem Vater seines Kindes, dass man sich mit einem anderen Mann verlobt hatte?
Vor allem: Wie sagte man es ihm, wenn besagter Vater einem ebenfalls einen Heiratsantrag gemacht hatte, den man aber abgelehnt hatte?
Vielleicht spürte Logan, dass ihr etwas auf dem Herzen lag. Er gab Charlie einen Saft, setzte ihn auf die Couch und legte eine DVD mit seiner liebsten Dora -Folge ein.
„Was ist los?“, wandte er sich dann an Daisy.
„Äh, es hat sich was … ergeben.“
Er stöhnte. „Nicht das Hundethema.“
Sie lachte überrascht. „Was?“
„Ja, Charlie hat mir erzählt, dass du darüber nachdenkst, dir einen Hund zuzulegen.“
Mit dem Thema hatte sie nicht gerechnet. „Stimmt, das will ich wirklich. Sogar noch in diesem Sommer. Den genauen Zeitpunkt hab ich mir noch nicht überlegt, aber ich würde gerne mit Charlie ins Tierheim fahren und einen Hund aussuchen.“
„Warum?“ Logan öffnete das Paket aus der Reinigung und fing an, Charlies Sachen herauszunehmen. Soweit Daisy wusste, hatte Logan noch nie selbst eine Waschmaschine bedient. Auch wenn er entschlossen war, die Männerarbeiten am Haus selber zu machen, konnte er Hausarbeit einfach nicht ausstehen. So war er erzogen worden – man schickte seine dreckige Wäsche in die Reinigung, oder man hatte jemanden, der sich für einen darum kümmerte. Ihr persönlich machte Wäschewaschen auch keinen Spaß, und
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