Zerrissenes Herz (German Edition)
habe ich unterschrieben. Das Leben ist nicht vorhersehbar, deshalb muss ich das hier tun, solange ich noch die Möglichkeit habe.“
„Was tun?“ Irgendwo in ihrem Herzen wusste sie es, und ihr Puls raste.
„Mein Dienst in der Air Force wird nicht ewig andauern. ‚Für immer‘ sage ich nur zu dir, Daisy. Ich möchte mein Leben nicht ohne dich führen.“
Mit diesen Worten sank er vor ihr auf ein Knie.
Alles blieb stehen. Zeit, Atem, Wirklichkeit, die Welt. Sogar der Wind schien sich zu legen. Daisy fühlte den Schweiß auf ihrer Haut, hörte den Gesang eines Vogels, der sich mit der Musik mischte, die aus den verborgenen Lautsprechern drang. Und im Zentrum von allem war Julian. Aus seinen Augen strahlte eine Liebe, die unermesslich war.
Sie wollte etwas sagen, irgendetwas, aber ihre Stimme war gefangen, erstarrt in ihrer Kehle. Sie brachte keinen Ton heraus, was vermutlich ganz gut war, denn aus irgendeinem Grund war sie den Tränen nahe. Sie konnte nicht glauben, dass sie diesen Augenblick wirklich erlebte.
„Daisy Bellamy, ich habe dich seit unserem ersten Sommer amWillow Lake geliebt“, sagte Julian. „Ich schwöre, ich werde niemals damit aufhören. Willst du mich heiraten?“
Auch wenn sie so oft davon geträumt, es sich in ihrer Fantasie ausgemalt, in einem kleinen, geheimen Flecken ihres Herzens darauf gehofft hatte, war sie nicht auf die Gefühle vorbereitet, die jetzt mit beinahe gewalttätiger Intensität durch ihren Körper schossen. Willst du mich heiraten?
Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Sie wusste, dass sie an all die Gründe denken sollte, aus denen sie nicht mit ihm zusammen sein könnte; die Gefahren und Schattenseiten für sich und ihren Sohn an der Seite eines Mannes wie Julian. Charlie brauchte Sicherheit und Stabilität. Sie brauchte … brauchte … Die Tränen fielen, und ihr Herz sprach, bevor ihr Gehirn es aufhalten konnte. „Ich will dich mehr als alles andere heiraten, Julian Gastineaux. Ja, von ganzem Herzen, ja, ich will!“
Er lachte laut auf und nahm den Ring aus seiner Tasche. Es war ein schlichter Diamant auf einem schmalen Goldband. „Bei Palmquist’s kennen sie deine Größe“, sagte er und steckte ihn ihr auf den Finger.
Ganz kurz schoss ihr die Erinnerung an Logans Antrag an Weihnachten durch den Kopf. An jenem beschämenden Abend, den sie noch immer nicht ganz aus dem Gedächtnis gelöscht hatte. Logan war beim selben Juwelier gewesen.
„Er ist perfekt“, sagte sie und schüttelte die Erinnerung ab. „Und er passt perfekt.“
„Wirklich?“ Er stand auf und hob sie hoch, als wäre sie so leicht wie Luft.
„Wirklich.“ Sie küsste ihn. In ihr brodelte eine Freude, die so intensiv war, dass es schon beinahe schmerzte.
Er ließ sie wieder herunter, und dann hielten sie einander für lange Zeit einfach nur in den Armen. Sie drückte die Wange an seine Brust und lauschte dem Klopfen seines Herzens. Die vergangenen paar Minuten hatten ihr Leben verändert. Sie würde diesen Mann heiraten. Es war einfach unglaublich.
„Ich wusste nicht, dass ich dich heute fragen würde. Ich habeauf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Als du mir gesagt hast, dass du mich liebst, nahm ich an, das wäre ein Zeichen.“
Sie drückte das Gesicht noch fester an seine Brust. Das war nicht das Gespräch, das sie heute hatte führen wollen. Das war … ein wahr gewordener Traum. „Ich konnte es nicht länger für mich behalten.“
„Ich weiß, dass ich wegen meines Jobs sehr viel von dir verlange“, fuhr er fort. „Aber ich weiß auch, dass es funktionieren wird. Das schwöre ich.“
„Ja“, erwiderte sie und küsste ihn erneut. Ihr war vor Vorfreude ganz schwindelig.
Schnell schaltete Daisy den Selbstauslöser an ihrer Kamera ein und stellte sich dann neben Julian. Sie konnte es kaum erwarten, diesen wunder-, wunder-, wundervollen Tag im Foto festzuhalten. Der Sucher zeigte sie auf dem Steg, die Arme umeinander geschlungen, vom Schein der späten Nachmittagssonne in einen goldenen Schimmer gehüllt. In ihrem professionellen Leben hatte Daisy viele Fotos gemacht, die diesem technisch und vom Aufbau her weit überlegen waren. Aber noch nie hatte sie mit ihrer Kamera einen freudigeren Augenblick eingefangen.
Ihr tiefes Staunen hielt die Welt auf Abstand und hinderte die Realität daran, zudringlich zu werden. Für den Moment genoss Daisy das süße Wissen, dass ihre Liebe eine Zukunft hatte. Wie könnte ein so mächtiges, so greifbares Gefühl falsch sein? Nichts
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