Zerrissenes Herz (German Edition)
erklären?“, wollte Logan wissen.
Es fühlte sich seltsam an, wenn Julian Stiefvater genannt wurde. „Viele Menschen haben einen Stiefvater“, sagte sie. „Ich eingeschlossen. Noah, Moms Ehemann, ist unglaublich. Ich bete ihn an, das weißt du. Er wird nie meinen Dad ersetzen, aber ich bin sehr froh, dass sie beide Teil meines Lebens sind.“
„Wann bist du zu so einer Klugscheißerin geworden?“, fragte Logan.
Daisy atmete erneut tief durch. Ganz ruhig bleiben. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihr seinen Segen geben würde. „Das ist allesnoch ganz neu. Es ist eben erst passiert, und es gibt im Augenblick noch keinen konkreten Plan. Ich werde nichts überstürzen oder voreilig handeln. Ich liebe ihn schon seit Langem.“ Es war beinahe eine Erlösung, es laut auszusprechen.
„Du liebst eine Illusion, Daisy. Einen Traum. Das ist nicht real.“ Er hob eine Hand, um ihren Einwand abzuwehren. „Hör mir zu. Ich hatte gehofft, dass ich es nicht sagen muss. Wir hatten nie eine formelle Vereinbarung wegen Charlie, weil wir keine gebraucht haben. Aber wenn du diesen Typen heiratest und ans andere Ende der Welt ziehst, verändert das alles. Wie damals, als du Charlie mit nach Übersee genommen hast“, rief er ihr in Erinnerung, wobei er den Grund für ihre Abreise freundlicherweise unter den Tisch fallen ließ. „Diese Monate der Trennung haben mich fast umgebracht.“
Das Blut gefror ihr in den Adern. Logan war erbost gewesen, als sie weggefahren war, obwohl er der Grund für das Desaster an Weihnachten gewesen war. Er hatte sogar einen Anwalt eingeschaltet, um seine elterlichen Rechte durchzusetzen.
„Wir schaffen das schon“, versprach sie ihm. „Ich habe immer versucht, es dir und Charlie leicht zu machen, Zeit zusammen zu verbringen, das weißt du.“
Er starrte sie eine Weile wortlos an. In seinen Augen spiegelte sich eine ganze Welt des Schmerzes. „Es ist nie leicht gewesen.“
Julian ging unruhig auf dem Steg auf und ab. Die Sonne brannte ihm auf den nackten Rücken. Er konnte nicht glauben, dass es wirklich passierte – er würde Daisy Bellamy heiraten.
Sie war losgefahren, um Charlie bei seinem Vater abzuholen. Der Plan war, dass sie den Tag zu dritt hier im Camp Kioga verbringen würden. Die Nachmittagssonne brannte mit ungewohnter Heftigkeit, sodass sie auf jeden Fall im See baden gehen konnten.
Doch erst mussten sie sich mit Charlie unterhalten. Er war zu jung, um es vollständig zu verstehen, aber sie wollten nicht, dass er hier und da etwas aufschnappte und sich dadurch verwirren ließ. Heute würden sie ihm so gut es ging erklären, dass sie heiratenwürden und sie alle drei dann eine Familie sein würden.
Bei der Vorstellung wurde Julian das Herz weich. Er fühlte sich beschwingt, aufgeregt, auf dem Höhepunkt seines bisherigen Lebens. Die Entscheidung fühlte sich so richtig an, dass er nicht still sitzen konnte. Also ging er noch ein wenig auf dem Steg auf und ab und sah, wie das Sonnenlicht glitzernde Muster auf das Wasser zauberte. Er wusste sehr wohl, dass es kein Spaziergang werden würde, aber er würde dafür sorgen, dass es funktionierte, und wenn es ihn umbrächte. Es war genau das, was er wollte, was er schon immer gewollt hatte – Daisy zu lieben und mit ihr zu leben.
Endlich kam sie wieder und parkte in der Nähe des Stegs. „Sieh mal, wer gekommen ist, um dich zu besuchen“, sagte sie und strahlte Julian an, während sie Charlie aus dem Kindersitz hob.
Einen Moment lang stand die Sonne direkt hinter Daisy, Julian konnte nur ihre Silhouette sehen; die Frau, die er liebte, hielt ein ebenso geliebtes Kind im Arm. Dann trat sie ins Licht, und die Wirklichkeit setzte wieder ein.
Charlie war der Sohn eines anderen Mannes, seine lilienweiße Haut und die feuerroten Haare waren der Beweis dafür.
Julian wusste, dass er keine Schwierigkeiten hätte, dieses Kind zu lieben. Aber könnte er auch die Tatsache lieben, dass Logan immer ein Teil des Ganzen sein würde? Das war schon eine größere Herausforderung, so viel stand fest.
„Hey, Kumpel!“, begrüßte er den Kleinen.
„Hey, Daddyjunge!“
„Wie geht es dir?“
Verlegen rieb Charlie sich die Augen, dann versteckte er sein Gesicht an Daisys Hals.
„Na, wenn das nicht mal ein Junge ist, der seine Mama liebt“, bemerkte Julian. Er beugte sich vor und gab Daisy einen Kuss auf die Wange, dann drückte er seine Lippen kurz an Charlies sonnenwarmen Scheitel. „Ich liebe deine Mama auch“, fügte er
Weitere Kostenlose Bücher