Zerrissenes Herz
Cocktail wie immer. Um halb acht?-
Oliver hatte gelernt, seine Gefühle zu verbergen.
Stark zu sein.
Nach außen hin. Egal wie.
Also war er um acht an der Glühweinbude, begrüßte die Freunde, trank einen Glühwein, fühlte, dass sich sein Magen zusammen zog und schaffte es nur mit äußerster Kraftanstrengung, nach außen cool zu wirken.
„Wo ist denn nun Stefan?“, wollte Jochen da wissen.
Oli zuckte zusammen.
„Ich weiß nicht. Wir sind nicht mehr zusammen. Er hat mir eine Mail geschickt. Ich bin wohl doch nicht sein Fall. Keine Ahnung.“
Hendrik merkte, da stimmte etwas grad so gar nicht.
Er nahm Oli kurz in die Arme.
„Du, das tut mir echt leid. Und du warst so glücklich.“
„Ja. War ich. Hat nicht sollen sein. Sorry, ich will heim. Wir telefonieren.“
Damit drückte er Hendrik seine leere Glühweintasse in die Hand, um dann fast fluchtartig den Weihnachtsmarkt zu verlassen.
„Was hat er denn?“, wollte Jochen wissen. Er hatte nur kurz mitbekommen, dass etwas nicht stimmte.
„Verliebt. Der Ärmste. Das tut mir echt leid. Ich schick ihm nachher mal eine SMS.“
„Hm. Dabei ging das doch eh nur ein paar Wochen, oder?“
„Ja. Kurz aber heftig, würde ich sagen. Armer Oli.“
Später in der Bahn schickte er dem Freund eine SMS.
-Wann immer du reden willst, oder du uns brauchst, wir sind für dich da.-
In dem Augenblick hatte Oli bereits zum x-ten Mal versucht, Stefan zu erreichen.
Endlich, um 22 Uhr, ging der ans Telefon.
„Oli. Hallo. Du, ich hab doch gesagt, ich möchte heute nicht mehr mit dir reden. In den nächsten Tagen mal.“
„Ich weiß. Aber du, das hat mich so umgehauen. Deine Mail. Ich will wissen, warum?“
„Warum? Es ist halt so. Die Tage reden wir. Mag dich ja noch. Wir können uns weiter sehen oder auch mal telefonieren.“
„Sorry, das kann ich nicht. Einfach von Lover auf Kumpel wechseln.“
„Wenn du meinst. Okay, für heut reicht das auch. Wir reden die Tage. Meld mich.“
Klick.
Stefan hatte aufgelegt.
Oli fiel aufs Sofa. Er war fix und fertig.
Stefan hatte ihn eiskalt abserviert.
Von jetzt auf sofort. Ohne Gespräch. Ohne Begründung.
Lange nach Mitternacht kroch Oli ins Bett, um in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
Jede Stunde wurde er wach.
Vollkommen gerädert stellte er sich um sechs Uhr in der Frühe unter die Dusche, um bereits um sieben im Büro zu sein.
Auf dem Schreibtisch lag ein Nikolaus. Sicher von seiner Assistentin.
Sechster Dezember, blickte er auf den Kalender.
Ohne dass Oli etwas zustande brachte, starrte er einfach auf seinen PC.
Schon kaum etwas gefrühstückt, rührte er auch mittags in der Kantine nichts an. Sein Magen zog sich zusammen, schon wenn er nur an Essen dachte.
Auf dem Rückweg ins Büro erhielt er eine SMS von Stefan.
Stefan!
-Schönen Nikolaus wünsche ich dir.-
Olis Herz schlug schneller.
Sein Stefan.
Vielleicht wollte der ihn doch noch?
Vielleicht waren die letzten 36 Stunden einfach ein böser Alptraum gewesen.
-Hallo, Stefan. Dir auch.-
-Wie geht es dir?-
Oli wusste selber nicht genau, was er antworten sollte. Nur fiel es ihm verdammt schwer, nicht mehr Schatz sondern Stefan zu schreiben.
-Nicht so toll. Leicht gefrustet.-
Stefans Antwort kam sofort.
-Warum gefrustet? Mir geht es auch mies.-
Olis Herz schlug schneller.
-Wegen Job und so. Vielleicht trinken wir ja bald einen Glühwein zusammen.-
Olis Gedanken fuhren Karussell.
-Heute Abend ist Nikolausparty im Corner. Vorher eh sicher alle auf dem Weihnachtsmarkt.-
-Ja. Wir sicher auch.-
Oli hatte zwar nicht vorgehabt, abends Party zu machen, aber nun.
Hendrik hatte morgens auch schon gemailt. Nun sah die Sache noch dazu anders aus.
Mit Hendrik, Jochen und weiteren Freunden stand er abends um acht erneut auf dem Weihnachtsmarkt.
Stefan stand mit Jens, dem ungeliebten Dennis und weiteren Typen, die Oli nicht kannte, gleich neben ihnen.
Oliver suchte den Blickkontakt, doch Stefan schien ihn nicht sehen zu wollen.
Als der Richtung Mc Donalds zum pinkeln verschwand, hielt Oli es nicht mehr aus.
Er drückte dem verdutzten Hendrik sein noch halbvolles Glühweinglas in die Hand, um Stefan zu folgen.
An der Pissrinne bei Mc Donalds trafen sie sich.
„Hallo, Stefan.“
„Hey, du auch hier?“
Sein Ex tat überrascht.
Oliver kam es vor, als wären sie schon Meilen voneinander entfernt.
„Ja. Der Glühwein.“
Olis Lächeln wirkte verkrampft.
„Na, dann bis später mal.“
Stefan ließ ihn stehen.
Machte sich
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