Zerrissenes Herz
nicht einmal die Mühe, zu warten.
Oli versuchte sich mühsam zu beherrschen, als er zu den Freunden zurückkehrte.
Hendrik erkannte dennoch, was mit dem Kumpel los war.
„Hey, alles okay?“
„Nicht wirklich. Hm.“
Besorgt hatte auch Jochen die Szene mitbekommen.
Doch was tun?
Sie mussten einfach weg vom Rudolfplatz.
Dann würde Oli seinen Ex zumindest nicht mehr sehen. Vielleicht half das ein wenig.
„Leute, wir gehen rüber“, sammelte er im gleichen Moment die leeren Tassen ein, um dabei seinem Freund einen verschwörerischen Blick zu zu werfen.
Hendrik verstand sofort.
„Ja, auf zur Nikolausparty ins Corner. Und vorher essen wir noch ein paar Reibekuchen.“
Er wusste, Oli liebte die frisch gemachten Reibekuchen auf dem Märchenweihnachstmarkt ganz besonders.
Entschlossen zog er den Kumpel mit sich zu der Bude.
Als Oli dort nur einen Reibekuchen aß, und das mit Müh und Not, wusste Hendrik, die Lage war ernster, als angenommen.
Auch die Partystimmung in ihrer Stammkneipe lenkte Oli nicht wirklich von seinem Kummer ab.
Er schickte Stefan eine weitere SMS.
-Was ist mit unserem Nikolausglühwein? Sind im Corner.-
Die Antwort kam kurz drauf.
-Noch auf dem Weihnachtsmarkt. Gleich in der Brennerei. Komm her oder nachher rüber.-
Okay, dachte Oli, dann nachher in die Brennerei.
In seiner Jeans drückte das silberne Feuerzeug von Gran Canaria.
Er wollte es Stefan nun zum Nikolaus schenken, mit ihm reden, zurück erobern oder als Kumpel weiter machen. Irgendwie.
Nur raus aus diesem Loch und Klärung finden.
Stefan schwirrte in seinem Kopf, als im Corner der Nikolaus erschien, Tüten verteilte und das Programm ablief, wie schon in den Jahren zuvor.
Plötzlich stand ein Typ vor ihm, der Oli anschubste, aufforderte, mit ihm zu schunkeln.
Oli lächelte.
Für einen Moment war Stefan vergessen.
Der Typ war kleiner als es. Die wuscheligen Haare waren mit Gel modisch gestylt und die Augen des Fremden strahlten etwas Beruhigendes aus.
„Hallo“, sagte Oli, als die Musik kurz leiser wurde.
„Hallo. Gefällt dir das Programm?“
„Na ja, jedes Jahr dasselbe.“
„Und trotzdem sind alle jedes Jahr dabei.“
„Stimmt. Wir auch. Warst du letztes Jahr auch hier?“
„Ja. Bist du allein da?“
„Mit Freunden“, deutete Oli zu seinen Leuten rüber.
„Ich auch. Patrick übrigens.“
„Freut mich. Oliver.“
Beide schunkelten sie weiter.
„Du kommst aus Köln?“, wollte Patrick da wissen.
„Ja. Zugezogen, wie fast alle. Gleich hier um die Ecke bin ich daheim. Und du?“
„Auch nicht weit von hier. Arbeiten tu ich beim Hörfunk. Mit der Bahn ganz praktisch. Da kann ich morgens kurz die Zeitung lesen, eh ich im Sender bin.“
„Ja. Mach ich genau so.“
Beide plauderten sie noch eine ganze Weile weiter, eh sie sich in der größer werdenden Menge zwischen all den Jungs verloren.
Dennoch, Oli überlegte, irgendetwas an dem sympathischen Kleinen kam ihm bekannt vor. Nur konnte er es nicht einordnen.
Als Hendrik gegen 23 Uhr die Truppe zum Aufbruch aufforderte, war Oli froh, mit aus der Kneipe gehen zu können.
Daheim warf er die Nikolaustüte in eine Ecke, eh er bewusst locker in die Brennerei marschierte.
In der fast leeren Kneipe hockte Stefan mit Dennis und noch drei Typen, die er nicht kannte, an der Theke.
„Nabend. Dann wird es wohl eher ein Nikolauskölsch, “ gesellte Oli sich zu der Truppe.
Sich dort eine Zigarette schnappend, bekam er ein Kölsch.
„Was willst du hier?“, fauchte Stefan ihn da an. „Hau ab. Geh heim. Wir brauchen dich hier nicht.“
Oli war wie vor den Kopf gestoßen.
„Ich wollt nur ein Kölsch mit dir trinken und kurz reden.“
Doch Stefan ließ ihn links liegen.
Mit einem der drei Typen begab er sich ohne eine weitere Erklärung sogar an die andere Ecke der Theke.
Verloren!
Oli sackte zusammen.
Seine mühsam bewarte Selbstbeherrschung war vorbei.
Mit Tränen in den Augen fiel sein Kopf auf die Theke. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Sein Stefan warf ihn quasi raus. Noch vorgestern hatte er ihm zärtliche SMS geschickt. Noch vor Tagen hatten sie sich geliebt. Er war dabei gewesen, Olis Leben zu werden.
Und nun hatte er nicht einmal eine Minute Zeit für ihn. Es war als würde er in den Dreck geworfen werden, um dann auch noch auf ihm rumzutrampeln.
Plötzlich fühlte er eine Hand auf seinen Schultern.
Dennis!
Ausgerechnet Dennis.
„Du Oli, du bist grad wirklich fehl am Platz. Geh nach Hause, ich red mit Stefan,
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