Zerrissenes Herz
ein.
Auf WDR 4 hörte er noch die letzten Zeilen aus einem Lied.
Leonard sang: „Der Sturm vergeht, doch die Hoffnung bleibt, dass mein Herz nicht daran zerbricht.“
Oli liebte Schlager.
Wie passend, sank er dabei erschöpft auf sein Sofa.
Er hatte das Gefühl, dass sein persönlicher Sturm grad erst begann.
Spirale abwärts
Unter einer eiskalten Dusche kam Oli wieder zu sich.
Sollte er sich krank melden?
Wichtige Termine standen leider grad heut in seinem Kalender. Sogar um 18 Uhr noch eine kurze Kundenveranstaltung.
Er riss sich zusammen.
Hielt sich mit Kaffee über den Berg. Den ganzen Tag lang.
Gleichzeitig war er bewusst freundlich gegenüber seinen Kollegen.
Wenn er schon fast vor Schmerzen erstickte, so sollte doch niemand sonst darunter leiden. Selbst auf der Abendveranstaltung noch brachte er ein Lächeln zustande.
Auf dem Heimweg, über den Weihnachtsmarkt auf dem Rudolfplatz, lief er natürlich Jens und Thomas, Stefans Freunden, in die Arme.
Deutlich spürte er ihre Reserviertheit.
Noch vor Tagen waren sie ihm mit Bussi Bussi um den Hals gefallen.
Scheiß oberflächliche Szene.
Nach kurzem bla bla, machte er sich weiter auf den Heimweg.
Durchfroren, übernächtigt und verzweifelt, ging er noch kurz auf Gayromeo online. Stellte sein Profil um auf Single, suchte ein Date und stellte einige neue Fotos von Gran ein.
Für Stefan gedacht, sorgten sie nun für reichlich neue Besucher auf seinem Profil.
Kurzschlussreaktion!
Denn er suchte grad alles, nur kein Date.
Erschöpft kroch er ins Bett.
Nach Stunden des Grübelns fiel er irgendwann gegen Mitternacht in einen wilden Schlaf, aus dem er stündlich erwachte.
Stefan!
Immer wieder Stefan.
Verdammt, warum nur hatte es ihm dieser Typ so angetan?
Und warum dann dieser Abschuss?
Was war geschehen, an jenem verhängnisvollen Sonntag?
Donnerstagsmorgen fühlte Oli sich noch leerer.
Ausgehöhlt.
Erschöpft.
Verzweifelt schrieb er Stefan auf Gayromeo.
Er wollte das Gespräch mit dem Ex.
Oli ging sogar soweit, sich für sein Verhalten am Dienstag zu entschuldigen.
Er fühlte, nur ein Gespräch unter vier Augen würde ihm helfen.
Nur so könnte er die Wahrheit erfahren.
Irgendwie überstand er den Tag.
Abends lief er, fast automatisch, über den Weihnachtsmarkt auf dem Rudolfplatz.
Stefan war dort.
Gut gelaunt.
Mit seinen Kumpanen.
Oli sprach ihn an, bekam das Versprechen, dass sie sich zu einem Gespräch treffen würden. In den nächsten Tagen.
Sonntagabend. Spätestens Montag.
Eher hatte Stefan keine Zeit für ihn.
Überrascht erfuhr Oli, dass sein Ex am Wochenende arbeiten würde.
An ihrem Wochenende!
Extra für Stefan hatte er zwei ihm wichtige Termine abgesagt.
Quälend auch die Nacht zum Freitag.
Dazu kam seine Apetitlosigkeit.
Freitag fühlte Oli, er musste mit jemandem reden.
Er brauchte nun seine Freunde.
Stattdessen lief ihm Dennis über den Weg.
Im Rewe auf dem Hohenzollernring. Stefans Spezi.
Oliver fing ihn vor dem Eingang ab.
„Hallo, Oli. Bist du wieder okay?“
„Hey. Überhaupt nicht. Hast du Zeit? Heut Abend?“
„Nö. Aber jetzt auf einen Kaffee?“
„Okay. Gern.“
Erleichtert zog er mit Dennis ins Cafe Morgenstern.
Es tat ihm gut, von den letzten Wochen zu erzählen.
Von dem Bruch, den er erlebt hatte und den vielen Fragezeichen.
„Ich begreif es einfach nicht“, schluckte Oli, als er seinen Cappuccino leer trank.
Immer wieder sah er die Bilder seiner kurzen, aber heftigen Liebesromanze mit Stefan vor sich.
„Dann so ein Ende. Warum hat er sich am Montagabend nur nicht mit mir getroffen? War ich es ihm nicht wert, mir zu sagen, was los ist? Du, ich hab seitdem echt einen Filmriss.“
„Hm. Ja, okay. Das hätte er wirklich machen sollen. Aber sonst, du kennst doch die Szene. So Sachen passieren. Schau nach vorne. Flieg in die Sonne oder renovier deine Wohnung. Aber vergiss ihn.“
„Du, das kann ich nicht. Nicht so, ohne Ende. Ohne Gespräch. Du, ich häng da echt neben der Spur.“
„Ich rede mit Stefan, damit ihr euch noch mal in Ruhe seht. Wobei, du, das war echt heavy, dein Benehmen in der Brennerei.“
„Ich weiß. So was ist mir noch nie passiert. Dass ich die Nerven verliere, mich so gehen lasse. Ich wäre da besser nie hingegangen. Schon damals an dem Samstagabend nicht. Aber so ist es nun mal. Was ich tat, tat ich aus Liebe. Das ist meine einzige Entschuldigung.“
„Du hingst echt voll daneben.“
„Das tu ich immer noch. Verdammt,
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