Zerrissenes Herz
dann trefft ihr euch in den nächsten Tagen, um in Ruhe zu reden. Aber begreif bitte, die Sache mit ihm ist aus.“
„Ich weiß. Ich hab verstanden. Darum geht es auch nicht mehr. Aber dass ich ihm von jetzt auf sofort nichts aber auch gar nichts mehr bedeute. Dass er keine zwei Minuten Zeit für mich hat. Das begreif ich nicht. Das macht mich echt fertig. Total.“
„Das wird er die Tage. Ich rede mit ihm. Versprochen. Ihr trefft euch dann mal zum Essen und redet. In Ruhe.“
„Glaubst du? Ich geh erst mal pinkeln. Mir ist schlecht.“
Oli stand auf.
Am liebsten hätte er das ganze Lokal zusammen geschrien.
Als er von der Toilette zurückkehrte, stand Stefan mit zwei Typen und Dennis im Flur davor, um etwas zu rauchen.
Was immer es war, vielleicht ein Joint, Oli wollte auch.
Vielleicht half das ja, zu vergessen.
„Darf ich?“, wollte er nach dem Joint greifen, als Dennis ihn davon abhielt.
„Oli, du nicht. Besser so.“
„Hau endlich ab“, fauchte ihn Stefan da erneut an.
Oli schluckte.
Er erkannte seinen Freund oder Ex nicht wieder, als er in dessen glasige Augen blickte.
Mit letzter Kraft ging er zurück zur Theke.
Das nächste Kölsch sollte helfen, auch wenn Oli wusste, sich betrinken, half auch nicht weiter.
Als er aufbrechen wollte, tauchten die Vier wieder auf, um zum Ausgang zu marschieren. Oli zog seine Jacke an.
Vollkommen neben der Spur, trat auch er ins Freie.
Dennis stand noch vor der Tür.
Mit einem der beiden Fremden.
„Oliver. Bitte geh endlich heim. Jetzt sofort. Besser so.“ Befehlend seine Worte.
In dem Augenblick erkannte Oli auch schon seine Liebe neben dem Eingang.
Knutschend mit einem Kerl.
Olis Verstand setzte aus.
Stefan hatte einen Neuen! Das war es! Darum war er vergessen. Abgeschossen.
Für Stefan von einer Sekunde auf die nächste ohne Bedeutung.
Darum hatte sein Ex ihn zum Teufel geschickt und nicht den Mumm für ein klärendes Gespräch gehabt.
Oli würgte, er schrie kurz auf.
Dann rannte er die Straße runter.
Er hörte nicht mehr, was Dennis ihm hinterher schrie.
Ein Auto hinter ihm wich aus.
Oli rannte einfach weiter die Straße runter, an den Kneipen vorbei. Immer weiter. Denn Neumarkt hinter sich lassend, durch die Schildergasse Richtung Dom.
Als er keine Luft mehr bekam, erreichte er, vollkommen von Sinnen, die Hohenzollernbrücke.
Mit verheultem Gesicht blickte er plötzlich auf die vielen Schlösser, die unzählige Verliebte dort angebracht hatten.
Dann brach er zusammen.
Stefans Bild erschien am Himmel.
Sein Stefan, der nun einen anderen hatte. Wer weiß, wie lange schon.
Sicher waren sie grad beim vögeln.
Oli schluckte, als er auf die vielen Schlösser auf der Brücke starrte.
Es war egal.
Egal wie nun so vieles.
Was er nur immer noch nicht verstand, war, dass ein Mensch sich binnen Stunden so um 180 Grad ändern konnte.
Oder hatte Stefan eh nur mit ihm gespielt?
War er nur ein billiger Zeitvertreib gewesen?
Aber all die SMS, ihre Nächte, Stefans Warten, als er auf Gran Canaria war. Hatte Stefan wirklich gewartet?
Bis Sonntag war doch alles so toll gewesen.
Bis zur Greencom.
Stefans merkwürdiges Verhalten ab da.
Sicher hatte er da den Neuen kennengelernt.
So etwas passierte.
Aber warum hatte er ihm das dann nicht am Montagabend persönlich gesagt?
Oliver sah nur noch Fragezeichen.
Ungereimtheiten.
Er hockte ewig in dieser Nacht auf der Brücke. Blickte den Schiffen hinterher, dann Richtung Himmel.
Nach drei Uhr in der Frühe machte er sich erst auf den Weg. Doch nicht heim, sondern weiter. Am RTL Gebäude vorbei in den Rheinpark. Langsam dann wieder schneller lief er bis zur Claudius-Therme hoch.
Den Blick auf den Dom gerichtet, nach einer Stunde wieder zurück.
Oliver suchte die Antwort in den Sternen.
Was hatte er nur falsch gemacht?
Warum dieses abrupte Ende?
O.k., wegen dem neuen Lover. Es musste ihn schon länger geben.
Sonst hätten sie nicht so wild geknutscht, kaum 24 Stunden nachdem Stefan ihn abgeschossen hatte.
Darum hatte Stefan wohl auch am vergangenen Donnerstag keine Lust mehr auf Sex gehabt.
Da gab es längst einen neuen Lover.
Die Ungereimtheiten nahmen zu.
Als der Morgen bereits dämmerte, machte Oli sich auf den Heim weg.
Vollkommen leer.
Wie eine Platte mit Riss.
Riss, ja er spürte den Riss in seinem Herzen.
Wohl wie nie zuvor in seinem Leben.
Total übernächtigt erreichte er gegen sieben Uhr seine Wohnung in der City.
Aus Gewohnheit schaltete er sofort das Radio
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