Zerrissenes Herz
kaputt gegangen. Vielleicht ging es mir auch immer zu gut. Oder ich war zu naiv.“
„Quatsch. Sei lieber froh, dass du so bist wie du bist. Nicht so ein Arsch. Du würdest jemanden nie so behandeln. Wart ab, wenn wir wieder auf Gran sind, lachst du nur noch drüber.“
„Momentan ist es nur so eine Spirale. Immer nur abwärts. Morgen ruf ich Steffi im Reisebüro an. Ich wollte eh mal an die nächsten Urlau be denken. Mykonos, Kreta, San Fransisco.“
Zum ersten Mal seit einer Woche wurde Oli etwas ruhiger.
Iljas Gesellschaft tat ihm gut. Der erste Mann, der nach Stefan bei ihm schlief.
Konnte es etwas Besseres geben, als den Kumpel in dieser blöden Lage bei sich zu wissen?
Am nächsten Tag im Büro warf er mehrfach einen Blick auf den großen Jahreskalender.
Trostpflaster Urlaub, kamen ihm dabei einige Ideen.
Abends nach dem Sport lief er in der City Stefan in die Arme.
Fast hätte er den überhaupt nicht erkannt, als sein Ex mit Baseball-Cape vor einem Geschäft auf der Schildergasse stand.
Die Chance auf ein Gespräch, durchzuckte es Oli.
„Hallo, Stefan“, ging er auf seinen Ex zu.
„Hey … Oli. Gehst du zum Sport?“
„Komm schon back. Und du? Hast du ein paar Minuten?“
„Ich wart auf Jens. Da kommt er. Sonst ja. Sollten reden. Morgen oder Donnerstagabend?.“
„Ich kann beide Tage. Gerne.“
„Aber nicht in der Szene. Ich ruf dich nachher an. So in einer Stunde bin ich zu Hause. Dann machen wir was aus.“
„Okay. Gern. Hallo, Jens.“
„Hallo.“
„Bis später dann.“
Erleichtert drehte Oli sich um.
Endlich.
Sie würden telefonieren und reden. Endlich!
Natürlich rief Stefan nicht mehr an an dem Abend.
Oli hatte fast schon damit gerechnet.
Auch einen Tag später gab es kein Lebenszeichen und auch keine Nachricht auf Gayromeo.
Oli schrieb ihn an.
-Wollten uns doch heut oder morgen sehen. Bleibt es dann bei morgen?-
Lustlos surfte er danach weiter im Internet.
Die Party Samstagabend fiel ihm wieder ein.
Abdancen.
Einfach abdancen.
In einem neuen Outfit?
Kurzentschlossen bestellte er sich im Internet von Barcode aus Berlin neue Shorts, Shirt und Fußballstutzen. In hellblau.
Die Fotos aus dem Netz kamen echt scharf rüber.
Sicher würden auch ihm die Klamotten geil sitzen.
Darin abdancen, Samstagnacht.
Wie zuletzt auf Gran Canaria.
Steffi aus dem Reisebüro hatte am Nachmittag eine lange Mail mit Urlaubsangeboten geschickt. Er musste nur noch zuschlagen.
Oli atmete tief durch.
Immer noch lag Stefan wie ein dunkler Schatten über seinem Leben.
Der Absturz war noch lang nicht verdaut.
Auch am Donnerstag, trotz Nachfrage, keine SMS, keine Message auf Gayromeo.
Stattdessen fand er Stefans Profil auf Facebook.
Jemand gratulierte seinem Ex zur neuen Liebe.
Oli beschlich das Gefühl, die Story mit dem Neuen lief schon länger.
Er war wohl echt nur ein billiger Zeitvertreib gewesen.
Mitten in seiner neuen Grübelei chattete er mit Dennis, Stefans Kumpel.
Der hatte Probleme mit seiner Steuererklärung. Oli bot seine Hilfe an und war um acht auf dem Weg zu Dennis, statt zu Stefan.
Unterwegs kam eine SMS von Ilja.
-21 Uhr im Corner. Bist du dabei?-
Okay, das passte.
Komisches Gefühl, nach fast einem Jahr wieder in einer Wohnung zu sein, von der er nicht geglaubt hätte, sie wieder zu sehen.
„Hallo, Oli. Super, dass du mir helfen willst. Magst du was dabei trinken?“, hantierte Dennis in der Küche, als Oli die Wohnung betrat.
Im Wohnzimmer blickte er sich um. Es hatte sich nichts verändert.
„Kaffe, wenn du hast“, blieb er in der Küchentür stehen.
„Bring ich mit. Setz dich ruhig. Die Unterlagen liegen alle auf dem Tisch.“
Oli warf einen Blick auf den Papierkram, den er binnen einer Minute geordnet hatte.
Als er aufschaute, setzte Dennis zwei Kaffeebecher auf den Tisch, um ihm zu zu sehen.
„Chaos?“
„Nicht wirklich. Ein Kinderspiel, wenn man sich damit auskennt. Gib mir zehn Minuten, dann kannst du unterschreiben und die Sachen morgen zur Post bringen.“
„Super“, hockte Dennis sich zu ihm, um auf seinem Laptop zu spielen.
Oli hatte seinen Kaffee noch nicht ganz getrunken, als die Steuererklärung fix und fertig war.
„Bitte dreimal unterschreiben und nicht vergessen, die Unterlagen auch abzuschicken. Oder soll ich das besser machen?“
Oli wusste nur zu gut, wie unordentlich Dennis sein konnte.
„Nö, mach ich Montag.“
Dennis verzog das Gesicht.
„Sonst alles okay bei dir?“
Oli lehnte sich
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