Zerrissenes Herz
wieder so ein Mist.“
Oli drehte sich um. Er wollte nur noch raus. An die Luft.
Weg. Weg von Stefan.
Nie hätte er gedacht, dass sie sich einmal so zoffen würden.
Fast automatisch rannte er draußen erneut die Straßen runter. Wieder landete er am Rhein.
Wieder auf der Hohenzollernbrücke.
Die unzähligen Schlösser der vielen Verliebten hingen noch auf der Brücke.
Vielleicht waren es in den letzten zehn Tagen sogar ein paar mehr geworden.
Oli wusste es nicht.
Am Himmel sah er erneut Stefan.
Aber anders.
Mit glasigen Augen, verzehrtem Gesicht und wutentbrannt.
Oli hatte nie verstanden, wenn Menschen sich in Wut trennten und nicht mehr zueinander fanden. Wenn aus Liebe Hass wurde.
Nun merkte er, wie leicht das geschehen konnte.
Stefan hasste ihn.
Er war enttäuscht, Stefan hatte in ihm etwas kaputt gemacht. Aber es durfte nicht sein, dass nun Krieg aus etwas wurde, was so wunderbar angefangen hatte.
In Gedanken sah er nun Stefan, als der am Flughafen stand, um ihn nach dem Urlaub heimzuholen.
Heute hatte er einen anderen Stefan erlebt.
Die Story mit den Drogen konnte er nur von Dennis haben. Sonst hatte er, Oli, mit niemandem drüber gesprochen.
Für den Wutausbruch heute Abend konnte es nur zwei Gründe geben.
Entweder Stefan war zu recht sauer, oder aber es stimmte.
Dann war er wohl wütend, dass er, Oli, es erfahren hatte. Wie auch immer, die Szene in der Brennerei tat ihm leid. So etwas durfte sich nie mehr wiederholen.
Das war wichtiger als sein Kummer.
Oli blickte lange zu den Sternen, betete zu seinem Schöpfer und wurde plötzlich ruhig. Ganz ruhig.
Fast unbewusst lief er zurück.
Quer durch Köln zurück in seine Wohnung. Heim und ins Bett.
Zum ersten Mal seit fast zwei Wochen fiel er dort in einen tiefen, traumlosen, fast zehnstündigen Schlaf.
Als Oli gegen Mittag erwachte, spürte er, der Sturm war vorüber.
Zwar blieben Fragen, Stefan war lange noch nicht verarbeitet, aber seine große Verzweiflung war vorbei.
Samstagnachmittag schrieb er seinem Ex eine lange Mail.
Erneut entschuldigte er sich. Diesmal für seine Manieren vom Vorabend. Oli bedauerte das Gespräch, den Wutausbruch. Er fand es schade, dass sie sich nach ihrer Romanze nun wie Feinde anbrüllten. Oli wünschte sich Frieden mit Stefan, erneut endlich ein vernünftiges und gleichzeitig abschließendes Gespräch. Bereits beim schreiben hatte er Zweifel, ob es das jemals geben würde.
Erleichtert räumte er danach seine Wohnung auf. Die Spuren der letzten zwei Wochen und die leeren Weinflaschen gehörten auf den Müll.
Gleichzeitig begann er auch innerlich aufzuräumen. Er war drei Schritte auf Stefan zugegangen, mehr konnte er nicht machen.
Und all das nur, um seinen Frieden zu finden, aber auch um, so hoffte er, von Stefan zu erfahren, was wirklich geschehen war.
Gegen Abend probierte er die mittags mit der Post gekommenen Sportklamotten an. Ihm war nun echt nach abdancen.
Das Outfit gefiel ihm.
Sexy, betrachtete er sich im Spiegel. Noch dazu mit vier Kilogramm weniger auf den Rippen, als noch vor zwei Wochen.
Die Gran Canaria Bräune wirkte noch.
Eigentlich Klamotten zum aufreißen. Oli aber wollte nur tanzen und vergessen
In dieser leicht gelösten Stimmung traf er um 19 Uhr Hendrik an ihrer Glühweinbude.
„N’abend, Alter. Bin ich froh, wenn das hier vorbei ist.“
„Hallo, Oli. Du musst ja auch nicht jeden Abend hier landen.“
„Ich weiß. Aber in der Wohnung halt ich es grad nicht aus. Das gab es auch noch nie.“
„Hast du immer noch Stefan im Kopf?“
Mitfühlend schaute Hendrik dem langjährigen Freund ins Gesicht.
„Ja, seit gestern aber in einer neuen Dimension. Ich hol uns was zu trinken, dann erzähle ich.“
„Gute Idee. Glühwein,ohne Schuss aber, bitte.“
Hendrik schaute Oli hinterher, als der sich zum Getränkestand durchkämpfte.
Dabei fiel ihm auf, dass mindestens zwei weitere Typen an der bei den Jungs beliebten Glühweinbude, ebenfalls seinen Kumpel taxierten.
Crazy, er konnte doch echt genug Lover finden. Warum nur hatte er sich ausgerechnet auf den Falschen eingeschossen?
Hendrik überlegte noch, wie er Oli zu dieser Party lotsen könnte, als der ihm auch schon einen heißen Becher in die Hand drückte, um ihm dann von der vergangenen Nacht zu berichten.
Aufmerksam hörte sein Kumpel zu.
„Ist zwar egal, aber wäre wohl cool, mit jemandem über deinen Stefan zu quatschen, der ihn länger kennt. Aber bitte nicht dein Dennis.“ Hendrik
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