Zerrissenes Herz
Kölsch schickte er ihn außerdem zum cruisen in den Kellerbereich.
Zögernd folgte Oli dem Rat.
Als Ralf einen weiteren Bekannten begrüßte, hielt er es in dem Moment für das Beste.
Im Keller lagen die Jungs auf der Lauer.
Immer noch braungebrannt, im sexy Outfit, mit seinem südländischen Touch, kam Oli an.
Drei Kerle machten ihm eindeutige Avancen.
Mehrere Typen wollten mit ihm in eine Kabine und zwei Jungs luden ihn wortlos zu einem Dreier ein.
Oli flitzte unentschloßen durch die Gänge.
Zwei Kerle wären sonst sein Fall gewesen. Aber so.
Er bekam noch nicht mal einen Ständer.
Das war es nicht.
Um eins verließ er die Location. Runter zum Rhein.
Wieder über die Hohenzollernbrücke.
Stefan ging ihm nicht aus dem Kopf.
Kurzentschlossen fuhr er mit der Bahn hoch, zurück zum Rudolfplatz.
In die Brennerei.
Freitagnacht, die Kneipe war brechend voll. Stefan beim kellnern.
Nun sah Oli ihn nicht privat, sondern beim flirten, trinken und arbeiten.
An ihrem Wochenende.
Komisch.
Er hätte doch frei gehabt?
In Gedanken bummelte Oli heim. Stefan musste ihn ja nicht unbedingt sehen.
Vollkommen erschöpft fiel er ins Bett.
Was für eine Woche.
Nachts wachte er, wie schon die Nächte zuvor, öfter auf.
Was Ralf ihm erzählt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Noch vor einer Woche war seine Welt scheinbar so in Ordnung gewesen.
Nun kam er sich vor, als hätte eine Bombe alles zerstört.
Den ganzen Samstag grübelte er weiter.
Zweimal schaute er sich Stefans Profil auf Gayromeo und auch auf Facebook an.
Statt ich bin Single, stand dort, keine Angabe.
So wie schon vor vier Wochen, als sie sich kennengelernt hatten.
Ob Stefan wirklich vorhatte, sich am Sonntag oder Montag mit ihm zu treffen?
Oli kamen Zweifel.
Das ganze Wochenende wäre Zeit gewesen. Ihr Wochenende.
Mittags vertraute er sich Ilja, einem weiteren Kumpel an.
Spontan verabredeten sie sich für den Abend mit Iljas Lebensgefährten fürs Corner. Wo auch sonst, überlegte Oli nach dem Telefonat. Nur noch Szene und Weihnachtsmarkt. Aber okay, besser als allein daheim.
Flucht nach vorne, kam ihm abends auf dem Weg in die Kneipe ein Gedanke.
Alles, nur nicht allein sein.
Auch Ilja und Jürgen erfuhren an dem Abend von seinem Kummer.
Allerdings nicht im Corner, sondern in der X-Bar. Überall, hatte Oli gesagt, als es Jürgen im Corner zu laut war, überall, nur nicht in die Brennerei. Dort wo Stefan wahrscheinlich schon wieder arbeitete.
Jürgen drückte ihn nach dem Bericht der letzten Wochen beherzt an sich.
„Mistkerl, Männer“, verzog er dabei sein Gesicht.
„Ja. Echt Mist.“
„So was passiert“, orderte Ilja drei weitere Kölsch.
„Nicht schön. Aber für Liebe, auch echte Liebe, bekommst du nie eine Garantie. Never. Auch nach Jahren nicht. Okay, die Art wie dich dieser Stefan behandelt hat, war echt mies. Egal, ob ein paar Wochen oder Jahre.“
„Echt Mist. Das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht. Außerdem hab ich seit gestern das Gefühl, ihn überhaupt nicht richtig zu kennen.“
„Wie auch. Nach den paar Begegnungen. Wahrscheinlich wollte er eh nicht mehr. Ein Abenteuer am Rande. Sorry, auch wenn es für dich nach mehr aussah.“
„Es tut einfach noch so weh. Ich bin vollkommen kalt. Glaub, da wird lange, sehr lange kein Kerl an mich rankommen.“
„Oder grad im Gegenteil. Trost findest du am ehesten mit einem Neuen. Prost.“
Jürgen erhob sein Kölschglas.
Zweifel in Olis Augen.
Auch Ilja widersprach seinem Lebensgefährten.
„Ich kann Oli gut verstehen. Wenn du magst, penn ich am Montagabend bei dir. Wollte dich eh fragen, weil meine Mutter mit einer Bekannten kommt und hier übernachten will. Bei uns im Appartement.“
Er verdrehte die Augen.
„Du kannst jederzeit bei mir pennen. Weißt du doch. Ich hab sogar grad die Zweitschlüssel da. Die hat Hendrik mir gegeben. Für Ste fan. Seufz.“
Er kam einfach nicht los von dem Kerl.
„Danke. Und dann massier ich dich in Ruhe. Damit du mal wieder so richtig entspannst. Alles andere, da hat Jürgen recht, da hilft nur die Zeit, Ablenkung und wir, deine Freunde.“
Sonntag, dritter Advent, schaute Oli am nächsten Vormittag auf den Adventskranz. Seit zehn Tagen schon hatte der nicht mehr gebrannt. Bisher eh nur einmal abends. Und das mit Stefan zusammen.
Stefan!
Der war auf Gayromeo sogar grad online.
Und das morgens um halb acht.
Sicher war er grad heimgekommen vom kellnern, überlegte Oli.
Er schrieb
Weitere Kostenlose Bücher