Zerrissenes Herz

zusammen?“
    „Ja, da war ich noch seine große Liebe. Sein Ruhepool.“
    „Bist du dir sicher? Sorry, nicht böse sein. Aber am 11 November, da hatte er jemanden. Ich war auch auf dem Alter Markt.“
    Oliver schluckte.
    Er musste tief Luft holen. Darum also hatte ihn Stefan an dem Tag so oft per SMS gefragt, ob er wirklich im Büro sei.
    Darum war er nicht, wie besprochen, um 17 Uhr zu ihm gekommen. Die Story mit der Arbeit eine Lüge. Eine weitere Lüge. Wenn es stimmte.
    Doch warum sollte Werner lügen? Oder Patrick, Ralf oder Sascha? Jeder.
    „Tut mir echt leid für dich.“
    Oli schluckte erneut.
    „Ich war halt blöd genug, auf eine Thekenschlampe reinzufallen.“
    „Mach mal halblang. Wirf nicht einfach alle in einen Topf, die in der Szene arbeiten. Aber du hast recht, es ist schwierig, eine Beziehung zu führen in so einem Job.“
    „Weil die Versuchungen so groß sind? Es ist doch wohl eher eine Charakterfrage?“
    Lange noch bummelten die beiden weiter, bis Oli Werner nach Haus begleitete und ihm vor der Haustür Servus sagte.
    Na, das neue Jahr fängt ja gut an, fiel er wenig später ins Bett.
    Im Prinzip so wie das alte Jahr geendet hatte.
    Stefan und offene Fragen blieben. Ob er wollte oder nicht. Und ob er wollte oder nicht, es gab immer neue Leute, die ihn auf den Ex ansprachen.
     
    Der Januar war arbeitsreich. An den Wochenenden war Ausgehen mit Patrick und den Freunden angesagt. Immer wieder landeten sie auch in der Brennerei.
    Stefan, meist hinter der Theke, fiel Oli dabei immer weniger auf. Die Vergangenheit verblasste.
    Nicht aber das, was Stefan in ihm kaputt gemacht hatte.
    Keinen Kerl ließ Oliver mehr näher an sich ran.
    Mitte Januar war er auf ein Kölsch mit Ilja in der Brennerei. Wieder war es ein Kollege, der Oli auf den Ex ansprach.
    „Warst du nicht im Dezember mit Stefan zusammen?“
    „Mehr oder weniger. Warum?“
    „Na sei froh, dass du ihn los bist.“
    Ilja lächelte.
    „Auch wenn es dir jeder sagt, reicht das wohl nicht. Gib es ruhig zu. Au Mann, was hat der Kerl nur mit dir gemacht?“
    „Ich weiß es selber nicht. Dabei waren es nur ein paar Begegnungen. Eine Affäre am Rande. Was mich so fertig macht, war dieses abrupte Ende ohne Gespräch. Und das alles, was ich seitdem über ihn höre, so anders ist, als der Stefan, den ich kennengelernt habe.“
    „Traumprinz gesucht, Idiot gefunden. Ich wollte, ich könnte dich aus diesem Loch holen.“
    „Danke. Lieb von dir. Das tust du ja. Allein schon, dass du immer noch zuhörst. Es geht mir ja selber auf den Wecker, eine ganz kurze Geschichte und monatelanger Nachspann. Ich glaub, ich rede noch mal mit Patrick. Der kennt Stefan ja am besten.“
    „Mach das.“
     
    Es wurde Anfang Februar, Köln zeigte sich von einer bitter kalten Seite und Karneval stand bereits vor der Tür.
    Freitagabend waren sie verabredet. Oli, Patrick und Manuel. Die Corner-Connection, hatte Hendrik sie längst liebevoll getauft.
    Er hatte sich am frühen Abend bereits telefonisch gemeldet und Oli dazu überredet, mit zu einer Karnevalssitzung zu kommen. Zögernd hatte Oli ja gesagt. Ebenso zögernd beschäftigte er sich damit, Urlaubspläne zu machen.
     
    Patrick und Manuel erwarteten ihn um 21 Uhr bereits im Corner.
    Ratz Fatz tranken sie dort die ersten Kölsch, eh Oli auf sein unvermeidliches Dauerthema kam.
    „Du, Patrick, ich hab noch mal nachgedacht. Was du mir immer noch erzählen wolltest, mich endlich über Stefans wahre sexuellen Vorlieben aufzuklären.“
    „Stimmt. Ich dacht eh, das hätte sich längst bis zu dir rundgesprochen. Ist ja ein offenes Geheimnis in der Szene.“
    „Nein. Keine Ahnung.“
    „Weißt du, warum ich ihn rausgeworfen habe und damals nur noch sauer war?“
    „Nein. Gab es da einen Grund? Ich dacht, weil Stefan fremdgegangen war?“
    „Wenn es nur das gewesen wäre. Oliver, sagen dir Barebackparties und Fickstutenmarkt etwas?“
    Oli holte tief Luft. Seine Hand krallte sich an der Theke fest.
    Patrick schaute ihm ernst in die Augen.
    „Puh. Ja, sagt mir beides was. Und?“
    „Stefan liebt und organisiert diese Art von Parties!“
    Olis letzte Gran Canaria Bräune verflog. Mit vielem hatte er gerechnet, immer gefühlt, nicht die ganze Wahrheit zu kennen. Aber das!
    „Er, er macht bei so etwas mit?“
    „Ja. Als ich es erfahren habe, bin ich explodiert.“
    „Wahnsinn. Patrick, du meinst, er lässt sich ohne Gummi ficken?“
    „Ja. Nur das gibt ihm den richtigen Kick. Gern von mehreren. Willst du